Welche Ambitionen haben Sie denn? Gerade mit einem Gesellschafter wie Tele München im Rücken verwundert die Zufriedenheit auf geringem Reichweiten-Niveau...

Gering ist ja relativ. Wir sind halt eher solide und verlässlich. Dafür senden wir bis in alle Ewigkeit. Ab und zu trauen wir uns auch was. Und so kommt dann plötzlich ein Juwel wie „Walulis sieht fern“ heraus. Daran habe ich mehr Spaß, als für hohe Quoten riesige Summen auszugeben. Viel Geld investieren ohne zu wissen, ob es funktioniert  - da steht das finanzielle Risiko in keinem Verhältnis zum Erfolg. Das ist nicht unsere Rolle im Markt. Für gutes Fernsehen ist eine gute Idee manchmal viel wichtiger als viel Geld. Wir machen lieber das, was wir können und überzeugen die Unwissenden.

 

 

Sie klingen so zufrieden und optimistisch. Das ist etwas unheimlich...

Weil alle von Krise reden? Ach, ich habe schon Krisen, schlimme Krisen und die schlimmsten Krisen aller Zeiten erlebt. Aber ich habe eins noch nie gehört: Dass es gut ist. Dass es super läuft. Ich habe bei ProSieben, als wir mit „Schuh des Manitu“ mehr als 50 Prozent Marktanteil erzielten, vom Vermarkter gesagt bekommen, dass das zu viel sei. So viele Zuschauer könne man gar nicht kapitalisieren. Dabei habe ich Zeiten erlebt, da standen in der Tiefgarage von ProSieben mehr Porsche als beim Porsche-Händler am Olympia-Park. Aber auch da habe ich nie gehört „Es läuft super“.

Warum? Weil man Angst vor der Zukunft hat oder Angst vor Neidern?

In der heutigen Mediengesellschaft gibt es kein Entkommen mehr vor der negativen Meldung. Aber in unserer Branche geht es den meisten sehr gut bis auf ganz wenige, aber die haben eben einfach etwas falsch gemacht. Das ist aber im Wirtschaftsleben immer so. Man muss eben gut sein.

Und Sie sind gut?

Ja! Seit wir ein Spielfilmsender sind, läuft es. Wir sind in der Nische der einzige Nicht-Nischensender. Denn wir haben kein erklärungsbedürftiges Produkt. Ich muss keine „X-Diaries“, Schrauber-Sendungen oder Randsportarten erklären. Wir zeigen Filme und Serien von Weltklasse - mal älter, mal neuer. Wir sind als Firma sehr gut und effektiv aufgestellt mit fünfzig Mitarbeitern und machen alles selbst. Wir sind verlässlich und seriös.

Aber auf geringem Niveau. Gibt es da keinen Ehrgeiz beim Publikum deutlich zuzulegen?

Doch, Ziele haben wir. Aber Mainz 05 wird auch nie die Champions League gewinnen.

Aber bei Hoffenheim hatte jemand große Ziele und hat dafür das entsprechende Geld zur Verfügung gestellt...

Hoffenheim ist ein sehr gutes Beispiel. Man kann natürlich von der sechsten in die erste Liga aufsteigen - aber sich dann da oben erstmal dumm umgucken, weil die Luft richtig dünn wird. Da bleibe ich lieber der Beste unter den Kleinen als irgendeiner unter den Großen und freue mich über 20 bis 30 Prozent Reichweiten-Wachstum pro Jahr ohne einen Cent mehr als nötig zu investieren. Das kann in unserem Markt nicht jeder von sich behaupten.

Werden Sie sich am Montag eigentlich „Gottschalk Live“ anschauen?

Ja, auf jeden Fall. Thomas Gottschalk ist einer der ganz wenigen Männer, die mich in meinem Leben beeindruckt haben. Er ist ein unglaublich netter Kerl, der genauso ist, wie ganz Deutschland ihn empfindet. Ich wünsche ihm sehr, dass das funktioniert und glaube es auch. Das Sujet hat er bei uns in „Die Nacht mit Anna Bosch“, als er zweimal Co-Moderator war, kennengelernt. Da hat man ja sehen können, was der Junge seit Jahren nicht mehr gemacht hat: Den direkten Dialog mit dem Publikum suchen und sich über Themen unterhalten, die ihn wirklich bewegen.