Was ist in der Comedy wichtiger: Talente oder Formate?

Mit einem guten Format ist die Chance größer, ein Talent nach vorne zu bringen. Die Sender unterscheiden sich hier aber: Die Personality-Shows bei RTL zum Beispiel wurden aus den Bühnenprogrammen einzelner starker Künstler heraus entwickelt. ProSieben geht den anderen Weg und kommt über innovative Formate. Die meisten sind allerdings schon etwas älter: „Schillerstraße“, „Genial daneben“, „Switch reloaded“, „TV total“. Solche neuen Entwicklungen fehlen gerade.

 

Stimmt. In der Comedy herrscht – abgesehen von einzelnen neuen Formaten traditionellen Zuschnitts oder dem ZDF mit Sendungen wie „Leute Leute“ – momentan in der Breite an vielen Stellen Stillstand. Warum eigentlich?

Gute Frage. Eigentlich wollen doch alle! Ich habe das Gefühl, wir stehen vor dem arabischen Frühling der Comedy. Alle, mit denen ich spreche, haben Lust auf Neues. Bei allen Sendern. Es fehlt aber noch der Schritt zu sagen: Wir machen das jetzt einfach mal. Die Neuerungen kommen momentan fast ausschließlich von den Öffentlich-Rechtlichen und da tatsächlich vom ZDF. Die trauen sich eine Menge. Eine Innovationsplattform wie das „TV Lab“ könnte ich mir auch gut bei Privatsendern vorstellen. Warum nicht zum Beispiel in der Sommerpause von „TV total“ – jeden Abend ein anderes Format? Am Ende kommen sicher ein bis zwei tolle neue Programme dabei rum.

Wenn wir über neue Formate sprechen kommen wir nicht um das Internet herum, das die gesamte Mediennutzung verändert und auch neue lustige Inhalte ins Blickfeld rückt. Nachwuchskünstler sorgen mit mehr oder weniger lustigen Clips für hohe Klickzahlen, einzelne Sendungen wandern portioniert durch die Netzwerke. Wie verändert sich die Comedy dadurch aus Ihrer Sicht?

Es wird über kurz oder lang weniger große Massen-Stars geben. Die Comedy wird schneller, und jeder stellt sich sein individuelles Portfolio an Künstlern zusammen. Statt neu oder innovativ müssen die Inhalte dann zu einem bestimmten Zeitpunkt schlicht angesagt sein. Heute werden doch auch Sachen im Netz gehypt, die man selber gar nicht so besonders witzig findet. Die Parodie von Joko und Klaas auf eine Parodie von „Somebody that I used to know“ hat innerhalb von 48 Stunden eine Million Klicks erreicht! Dabei hatten wir schon bessere MAZen in der Sendung. Dieser Clip funktioniert aber über das Wiedererkennen. Und so entwickeln sich Dinge zum Kult, die morgen direkt wieder vergessen sind.

Was bedeutet das für Sie als Entwickler von Inhalten?

Es wird immer schwerer, serielle Formate erfolgreich zu machen, weil es immer mehr um den Eventcharakter geht. Man darf aber nicht vergessen, dass Fernsehen noch immer ein großes Medium ist. Man muss aber die jungen Leute unter 20 richtig abholen. Wir unternehmen da verschiedene Anstrengungen. „neoParadise“ ist eine der wenigen Sendungen, in der Fernsehen und New Media zusammen sehr gut funktionieren. Ich bin mir sicher, im Netz wird Endemol Deutschland schon bald eine große Rolle spielen.

Herr Schneppenheim, vielen Dank für das Gespräch.