Frau Laux, FOX feiert seinen vierten Geburtstag. Bevor wir zu der Frage kommen, was sich verändert hat: Was ist gleich geblieben seit dem Start?

„Smart entertainment with an edge“ ist der Claim von FOX weltweit. Diesem Motto sind wir treu geblieben und es leitet uns bei allen Entscheidungen des Programmeinkaufs. FOX ging in Deutschland am 19. Mai 2008 mit einem kleinen Team an den Start. Mittlerweile haben wir Schlüsselbereiche wie Content-Acquisition, Presse, On-Air Production und die Sendeplanung in das deutsche Team integriert. So können wir besser auf die Gegebenheiten des lokalen Markts und die Wünsche unserer Zuschauer vor Ort eingehen.

Wie unterscheidet sich FOX in Deutschland denn von anderen FOX-Sendern international?

Das globale Markenversprechen muss erfüllt werden, aber in jedem Land gibt es kulturelle Eigenheiten. Im Gegensatz zu anderen Märkten funktioniert in Deutschland zum Beispiel Crime & Suspense immer gut. Deswegen ist der Programmeinkauf auch nicht zentral gesteuert. Aber es gibt natürlich auch Teams in London und Los Angeles, die pan-europäische bzw. globale Deals einfädeln wie etwa die beiden US-Serienhits „American Horror Story“ und „The Walking Dead“. Über diese Programme freuen wir uns immer sehr. Aber davon abgesehen sind wir unabhängig im Content-Einkauf und in der Programmierung.

 

Und nach welchen Programmen schauen Sie?

Ganz einfach: Wir machen Unterhaltung, wir haben keinen Bildungsauftrag - aber wir wollen smarte Unterhaltung bieten. Das können deutsche Erstausstrahlungen, getreu unseres Anspruchs "First on FOX", aber auch Hit-Serien sein, die der Zuschauer schon kennt und liebt. Deswegen gibt es bei uns derzeit auch wenig „Schenkelklopfer“-Comedy mit vorgegebenem Laugh track, die Programmstunden füllen muss. Unser Programm muss edgy, gut gemacht und mit hohem Entertainment-Faktor versehen sein.

Also eher Drama als Comedy?

Im jetzigen Programm zeigen wir definitiv mehr Drama als Comedy. Das heißt aber nicht, dass wir uns künftig vor gutgemachter Comedy verschließen, gerade weil die US-Studios darauf derzeit einen Schwerpunkt legen. Insgesamt hat man den Eindruck, dass die guten Geschichten heutzutage vermehrt im Rahmen einer TV-Serienproduktion und nicht mehr ausschließlich für das Kino erzählt werden. Erfolgreiche Film-Regisseure, -Produzenten und -Schauspieler verlieren die Scheu vor diesem Genre und probieren sich in hochwertigen Produktionen aus, z.B. Frank Darabont in „The Walking Dead“ oder William H. Macy in „Shameless“.

Aber es sind nicht mehr so viele Erstausstrahlungen wie früher. Und mit Sky Atlantic HD gibt es jetzt noch einen neuen Wettbewerber...

Zunächst einmal freuen wir uns, wenn Sky noch mehr Abonnenten von seinem Film-Paket überzeugen kann. Sky Atlantic wird dabei sicher helfen. Mit FOX sind wir im Sky Welt-Paket vertreten und profitieren dadurch von jedem zusätzlichen Kunden. Sky ist nach wie vor die wichtigste PayTV-Plattform in Deutschland, deren Wachstum allen PayTV-Sendern und damit auch uns zu Gute kommt – zusätzlich zum positiven Gesamteffekt für NewsCorp.

Das klingt jetzt aber sehr romantisch. Beim Programmeinkauf fallen künftig immerhin die HBO-Serien schon einmal weg....

Auf der Seite der Content-Acquisition ist Sky Atlantic für uns natürlich ein zusätzlicher Player, der auch 24 Stunden Programm pro Tag bestücken muss. Dabei werden wir sicher öfter mit Sky, wie auch mit Turner oder NBC Universal in den Ring steigen. Von HBO haben wir ja noch die 8. Staffel von „Entourage“ ab dem 13. Juli in Erstausstrahlung und „Hung“ in der Zweitverwertung. Wir haben immer gerne mit HBO gearbeitet, aber die Löcher, die wir jetzt füllen müssen, sind nicht sehr groß.  

In Cannes zeigten sich jüngst erst ganz neue Produzenten-Partnerschaften und neue Vertriebs- und Lizensierungswege. Hilft so etwas als Ausgleich?

Im April in Cannes hatten wir die Zeit, uns mit den kleineren europäischen Anbietern auseinanderzusetzen, auch weil einige große US-Player nicht am Start waren. Man kann derzeit definitiv einen Trend zu sehr hochwertigen und vielversprechenden europäischen Produktionen bzw. Koproduktionen erkennen. Auf der anderen Seite merke ich auch, dass die Bereitschaft größer geworden ist, solchen Händlern und Produzenten zuzuhören. Vor einigen Jahren hat man sich fast nur auf die USA fokussiert.

Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Es wird auch in Europa von vornherein mit dem Blick auf den globalen Markt (ko)produziert. Das war früher anders, als oft noch aus jedem beteiligten Land Schauspieler mit dabei sein mussten, damit man sein Engagement rechtfertigen konnte. Das ging dann auch mal schief. Die internationale bzw. besonders die europäische Koproduktion wurde deutlich hochwertiger und auch vielseitiger einsetzbar über verschiedenen Territorien, was sie auch interessant für uns macht. Nur in die USA zu schauen, reicht nicht mehr.