Was macht Sie da so optimistisch?

...die technische Reichweite. Unser Geschäftsmodell basiert darauf, dass möglichst viele HD-Receiver auf den Markt gebracht werden. Wir haben heute über 30 verschiedene Hersteller, die über 90 Modelle anbieten. In den letzten zwölf Monaten wurden weit über ein Million HD+ fähige Geräte verkauft. Wir gehen davon aus, dass ein Großteil dieser Käufer nach zwölf Monaten bereit sein wird, für den HD+ Service zu bezahlen. Nachdem wir inzwischen gewisse Erfahrungswerte haben, wie viele Haushalte, die ursprünglich einmal HD-Empfangsgeräte gekauft haben auch wirklich HD+ verlängern, ist die Millionengrenze bis Ende 2012 ein ambitioniertes, aber realistisches Ziel.

Besteht die größere Herausforderung jetzt also eher darin von den Fernsehsendern Leistungen einzufordern? Ihre Kunden wollen HD, zahlen dafür aber noch längst nicht alles ist in HD...

Sie kriegen rund um die Uhr alles in HD.

Aber nicht in echtem, nativem HD...

Abgesehen von der Diskussion über nativ und nicht-nativ: Fast in jeder individuellen Empfangssituation verbessert sich das Fernseherlebnis mit HD und einem entsprechenden Flachbildschirm dramatisch. Am Ende ist es natürlich die Frage, was der Zuschauer dazu sagt. Bei Blockbustern, guten, neuen Serien, beim Sport und Dokumentationen überzeugen ihn die Bilder mit ihrer Brillanz, ihrer Schärfe und Farbtiefe. Außerdem wird der allergrößte Anteil dessen, was ab der Pre-Prime bis in die Primetime gesendet wird, eben dann, wenn das berühmte ‚Lagerfeuergefühl‘ entsteht, mittlerweile bereits in HD produziert. Schließlich muss es dem Zuschauer gefallen und Faszination auslösen. Und das tut es auch. Deswegen zeigt sich, dass ihre Bewertung wieder eine ist, die eher durch die journalistische Brille entsteht.

Aber schadet es nicht der Akzeptanz von HD, wenn ein potentiell zahlender Kunde hochskaliertes SD-Signal sieht und von HD enttäuscht ist?

Wie gesagt, 96 Prozent der Nutzer sind zufrieden. Aber in kleinen Diskussionszirkeln überlagert die Debatte über native oder nicht native Inhalte die grundsätzlichen Vorteile von HD. Um Missverständnisse auszuschließen, und auch im Sinne von mehr Transparenz, würden wir es begrüßen, wenn die Sender Formate kennzeichnen, die in HD produziert und ausgestrahlt werden. Wir gehen davon aus, dass einige Sender dies schon bald tun werden.

Für SES ist HD+ in Deutschland der Einstieg in das Geschäft der direkten Beziehungen zum Zuschauer. Wie wichtig war das strategisch für den Konzern?

Der Einstieg in die Adressierbarkeit von Kunden durch HD+ ist ein neuer, durchaus wichtiger Schritt. Schließlich ermöglichen wir damit unseren Geschäftspartnern, wie gerade schon beschrieben, neue Geschäftsmodelle, erlauben dem Nutzer gleichzeitig aber maximale Anonymität.

Nur zu erfolgreich dürfen Sie nicht werden...

Wieso?

Wenn alle HD+ nutzen, könnten die Sender die SD-Verbreitung ja einstellen. Das wäre wirtschaftlich schlecht für Astra. Denn für die SD-Verbreitung zahlen die Sender ja noch...

Da stellt sich die Frage: Was ist das Geschäftsmodell eines werbefinanzierten Senders? Er braucht Reichweite, Reichweite, Reichweite. Wenn man heute, nur um ein paar Euro einzusparen, das SD-Signal einstellen würde, dann würde das einen signifikanten Reichweitenverlust bedeuten, also auch hohe Ausfälle bei den Werbeeinnahmen. Insofern ist es ein sehr theoretisches Denkszenario.