Ich komm nochmal mit meiner journalistischen Brille: Sie haben vor zwei Jahren gesagt, dass der Status Quo beim Thema Vorspulen zwischen Werbepausen von HD-Aufnahmen noch nicht ideal sei. Geändert hat sich nichts...

In der Tat liegt es hier nicht am Wollen, sondern am Können, also letztendlich daran, die Punkte zu setzen, die dann ein Vorspulen erlauben und eben nicht erlauben. Da werde ich immer wieder von den Technikern auf den Boden der Realität zurückgeführt, dass dies technisch eine sehr große Herausforderung ist, vor allem dann, wenn Sie es umgehungssicher realisieren wollen. Die Grundidee der Vorspulrestriktion ist ja nicht, dem Zuschauer das Vorspulen grundsätzlich zu verbieten, sondern das Geschäftsmodell der Sender zu schützen. Ich glaube das ist ein legitimes Interesse, insbesondere dann, wenn ich nichts wegnehme. Die Programme in SD können sie ja wie gewohnt nutzen. Aber nochmals: Es liegt hier nicht am Wollen, sondern an der fehlenden technischen Umsetzbarkeit.

Wo liegen denn die jetzt größten Herausforderungen für HD+? Im Wettbewerb mit den Kabelnetzbetreibern die nachgezogen sind?

Ich glaube, dass wir uns im Vergleich zu den Kabelnetzbetreibern sehr gut sehen lassen können, vor allem wenn man sich die Anzahl der Sender und das Preis-Leistungs-Verhältnis anschaut. Die Tatsache, dass die Kabler endlich aufgesprungen sind, hilft uns grundsätzlich die HDisierung Deutschlands voranzutreiben. Deswegen gibt es da bei uns gar keine Sorge über Kabelnetzgesellschaften, die HD anbieten. Spannend wird für uns das Thema Smart-TV, das in aller Munde ist - also die Verbindung aus IP-Inhalten und Broadcast-Inhalten. Wegen der fehlenden Rückkanalfähigkeit war das war früher eine Schwachstelle vom Satelliten.

Wobei sich daran ja nichts geändert hat...

Aber inzwischen haben sehr viele Haushalte ohnehin eine Breitband-Verbindung, die offen ist für alle Geräte im Haushalt. Deswegen haben wir uns entschlossen wieder etwas für die Industrie zu tun, diese typische Stakeholder-Positionierung, die wir auch schon beim linearen Angebot HD+ hatten: Wir etablieren momentan HD+ SmartTV, ein Portal mit verschiedenen App-Angeboten, und zukünftig VoD-Anwendungen, Mediatheken und anderem mehr. Wir stellen dieses Portal jedem Set-Top-Boxen-Hersteller zur Verfügung. Für den Zuschauer ist dieses Portal selbstverständlich auch dann nutzbar, wenn der Haushalt kein HD+ Kunde mehr sein sollte. Will heißen: Ob die Karte steckt oder abgelaufen ist, das HD+ SmartTV-Portal ist immer verfügbar. Wir haben wieder nicht die Haken und Ösen, wie sie vielleicht ein anderer haben würde, sondern bei uns ist es wirklich fair.

HD+ ist mal mit zwei Sendern gestartet. Wieviel haben Sie jetzt?

Vierzehn.

Und es gibt noch Potential nach oben hin?

Ja, natürlich.

Dann wollen aber immer mehr Sender etwas abhaben von den 4,16 Euro im Monat, die die Kunden zahlen. Wie lange können Sie die Kosten für die Kunden stabil halten?

Wir werden auch mit dem heutigen Pricing noch wachsen in der Anzahl der Sender. Dennoch hat das Leben Kostenstrukturen. Es gibt so etwas wie eine Inflationsrate, steigende Technikkosten, steigende Mieten, und anderes mehr. Irgendwann wird sich das auch Einfluss auf den Preis haben, das ist ja logisch. Aber es gibt keine direkte Abhängigkeit, ob jetzt der 14., 15. oder 16. Sender dazu kommt.

Also in diesem Jahr zumindest keine Preiserhöhung mehr?

Klare Frage, klare Antwort: nein!

Abschlussfrage: Ist HD aus Ihrer Sicht die Rettung des Mediums Fernsehen?

Naja, das Wort Rettung impliziert ja, dass man in Not ist. Ich glaube die Not war überhaupt noch nicht da, weil die TV-Nutzung seit Jahren steigt. Natürlich gibt es das iPad auf dem Schoß und natürlich schaut der 14-Jährige pubertierende Sohnemann auch viel im Netz. Dennoch ist das Unmittelbare, die Live-Übertragung, nach wie vor eine Faszination. Und es gibt immer noch Must-See-TV. Deswegen war Fernsehen nie in Not, wenn die Inhalte stimmten. Aber HD ist eine Verjüngungskur, eine Präventionsmaßnahme, die natürlich allen gut tut. Das Schöne ist ja, wenn es allen gut tut - den Sendern, der herstellenden Industrie, dem Handel und dem Zuschauer, dann haben wir glaube ich vieles richtig gemacht. Vor allem dürfen Sie nicht vergessen: HD braucht extrem viel Bandbreite. Und dafür ist der Satellit mit Sicherheit auch in 20 Jahren noch der effizienteste Verbreitungsweg.

Herr Schneckenburger, herzlichen Dank für das Gespräch.