Wie hat man Ihnen das Aus von „Wege zum Glück“ erklärt?

Das Briefing hat sich in der Konzept- und Produktionsphase geändert. Im Sommer 2011 galt es den Gesamt-Marktanteil im ersten Sendungsjahr auf einen zweistelligen Wert zu steigern. Eines der Argumente für das Aus war allerdings die niedrige Performance bei den 14- bis 49-Jährigen. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe: In beiden Fällen besetze und erzähle ich ganz anders. Zielgruppen-Definition ist ein wichtiger Teil unserer Konzept-Arbeit und wir schauen uns Lead in und Lead out ebenfalls genau an. Es ist sehr schwierig, ein Programm für Zuschauer zwischen 14 und 70 Jahren zu machen.  

Sollte an angesichts der Vielzahl an Produktionen heute überhaupt noch eine tägliche Serie starten?

Ja, man muss aber grundsätzlich konzeptionell neu denken. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass Menschen nach wie vor gerne Geschichten erzählt bekommen. Selbst Unterhaltungsformate wie „Deutschland sucht den Superstar“ erzählen Geschichten – insofern blicke ich optimistisch in die Zukunft, auch wenn sich noch vieles verändern wird.

Weil wir gerade bei der Zukunft sind: Bei GrundyUFA haben Sie vor geraumer Zeit die Abteilung „Digital Drama“ eingeführt. Welcher Gedanke steckt dahinter?

Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass wir im Rahmen unserer langlaufenden Programm-Marken bestimmte zusätzliche Aktivitäten starten müssen. Dies ist bei laufender Produktion ein nicht zu unterschätzender Aufwand. Dafür brauchen wir eine eigene Abteilung. Unsere Abteilung hat in den vergangenen Jahren Konzepte erarbeitet, die für unsere Serien nützlich sind. Nun versuchen wir, sie Stück für Stück in die einzelnen Formate zu integrieren.

Ohne das Internet geht also nichts mehr?

Bei verschiedenen Trends aus den USA oder auch bei „Berlin – Tag & Nacht“ ist nicht das Programm entscheidend, sondern dass man die Zuschauer direkt und vor allem rund um die Uhr erreicht. Die Mediennutzung hat sich inzwischen deutlich verschoben: Als wir vor 20 Jahren mit „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ angefangen haben, gab es weder Internet noch soziale Netzwerke. Damals hatte man noch auf dem Schulhof darüber gesprochen. Facebook ist der Schulhof im kleinen Gerät. Nicht mehr und nicht weniger.

Wenn man die Facebook-Accounts von „GZSZ“ und „Berlin – Tag & Nacht“ miteinander vergleicht, gibt es aber noch deutliche Unterschiede. Bei „GZSZ“ wird sich bislang vor allem auf das Posten von Links konzentriert...

Der Unterschied liegt in der grundsätzlichen Einstellung des Senders. Wir haben, wie bei der Pressearbeit, nicht die Hoheit über die Vermarktung. Es ist vielleicht nicht langfristig gedacht, aber ich verstehe, dass RTL lieber eigene Verbreitungswege unterstützen möchte als Facebook. RTL II ist das als vermeintlich kleiner Sender egal. Sie heizen damit ihr eigenes Format an. Das ist nichts anderes als ein großer Katalysator.

Mehr als zwei Millionen Facebook-Freunde sprechen für sich...

Alle Netzaktivitäten, die einen derartigen Hype auslösen, hatten bisher immer auch einen Strohfeuer-Charakter. Insofern bin ich aus Neugier gespannt, wie lange das noch zieht und wann der Peak erreicht sein wird.

Kommen wir wieder auf Ihre Serien zu sprechen: Bei welchem Format sehen Sie derzeit den größten Handlungsbedarf?

Das lässt sich gar nicht so genau sagen, weil das alle Serien gleichermaßen betrifft. Die Abläufe werden immer kürzer, deshalb ist die Reaktionszeit entscheidend. Wenn ich als Producer vor zehn Jahren ein Format alle zwei Jahre überarbeitet habe, waren wir vor zwei oder drei Jahren jedes Jahr dran. Mittlerweile ist es ein Dauerzustand.

Ist das gut oder schlecht?

Wir müssen darauf achten, dass die Leute nicht am Krückstock gehen, aber Veränderungen müssen sein. Sonst wird es museal. Es ist ein bisschen wie in der Automobil-Industrie: Den Golf gibt es schon lange, aber er hat sich ständig verändert – die Identifikation ist geblieben. So verhält es sich auch bei unseren Serien. Ich weiß nicht, wie „Unter uns“ in zwei Jahren aussehen wird, ich weiß aber, dass die Marke Bestand haben wird.

Man muss nur hoffen, dass RTL nicht die Abwrackprämie einführen wird.

(lacht) …oder wir nicht die Kurzarbeit. Im Ernst, dafür sind die Formate noch zu vital. Die Abwrackprämie richtete sich gegen die ‚schlechten‘ Autos im Verkehr und wir sind mit allen Formaten immer noch Marktführer in unseren Timeslots.