„Unter uns“ musste sich in den vergangenen Jahren deutlich dem Rahmenprogramm anpassen. Welchen Einfluss hatte die Stärke von Scripted Reality mit Marktanteilen von mehr als 30 Prozent auf das Format?

Die 30 Prozent sind ein Indikator dafür, dass man gerne auf etwas Neues aufspringt – und es ist insofern interessant, weil es nach nur zwei Jahren keine 30 Prozent mehr sind. Scripted Reality war etwas Neues, auch wenn im Grunde genommen das ZDF mit „Streit um Drei“ Ende der 90er so etwas wie der Innovationstreiber in diesem Bereich gewesen ist. Natürlich reagieren wir auf Veränderungen, aber wir sind bei „Unter uns“ immer sehr besonnen geblieben. 

Auch, als plötzlich acht anstelle von fünf Folgen pro Woche produziert werden mussten?

Das war ohne Zweifel eine schwierige Zeit. Es hat niemand von uns verlangt, dass wir acht Folgen herstellen müssen. RTL hatte uns gebeten ihnen ein neues Angebot für Unter Uns zu unterbreiten, unter Beibehaltung der gewohnten Qualität. Wir haben drei Monate lang über verschiedene Ideen nachgedacht und uns schließlich für eine komplett andere Produktionsarchitektur entschieden. Ansonsten hätte es das Format vermutlich nicht mehr gegeben.

Die Frage ist nur, was passiert, wenn Frau Schäferkordt erneut sagt, dass sie sich „Unter uns“ zu den aktuellen Konditionen nicht mehr leisten kann. Irgendwann gibt es doch eine Schmerzgrenze, oder?

Bislang verliefen die Gespräche immer sehr konstruktiv, sie kennt ja auch unsere Bedürfnisse. Und selbst wenn das passieren sollte, würden wir gemeinsam mit RTL eine Lösung finden.

Sie gehören also nicht zu den Produzenten, die über einen immer stärker werdenden Kostendruck klagen?

Das hieße, die Realität zu ignorieren. Die Sender haben Kostendruck – es wäre töricht zu glauben, das sei nicht der Fall. Das gilt sowohl für die öffentlich-rechtlichen, als auch für die privaten Sender. Man hat allerdings genug Beweise dafür, dass man auch mit weniger Geld innovatives Programm machen kann. Das eine schließt das andere nicht aus. Das heißt nicht, dass meine nächste Serie mit dem iPhone gedreht wird, aber es ist nah dran.

Kommen wir noch auf „Verbotene Liebe“ zu sprechen, das im Ersten in den vergangenen Monaten viel aushalten musste. Sind Sie manchmal nervös geworden?

Es war auf jeden Fall turbulent. Was man nicht vergessen darf: Wir haben in den vergangenen eineinhalb Jahren drei Formate produziert, die allesamt „Verbotene Liebe“ hießen, aber immer unterschiedlich waren. Das erste Format hatte eine Länge von 24 Minuten, danach waren es 45 Minuten. Das ist konzeptionell etwas völlig anderes, man dreht nicht einfach ein paar Minuten länger. Jetzt sind wir bei 38 Minuten und hatten zwischenzeitlich mehrere Sendeplatz-Wechsel zu verkraften...

Teilweise startete „Verbotene Liebe“ nach dem Gottschalk-Aus erst um 18:10 Uhr...

Oder sogar um 18:15 Uhr. Es ist schwierig, wenn ein Format nicht zu einer festen Uhrzeit läuft. Wir arbeiten aber mit der ARD zusammen, um wieder stabilere Sendezeiten zu erreichen.

Zwischenzeitlich ging's in der Serie ja dann sogar nach Mallorca...

Der Mallorca-Strang innerhalb von „Verbotene Liebe“ war notwendig, weil wir von jetzt auf gleich auf die 45 Minuten kommen mussten. In dieser kurzen Zeit hätten wir den Umbau auf dem Studiogelände in Köln niemals bewältigen können. Wir mussten also sowieso raus. Im Zuge der Verlängerung wollten wir dem Publikum aber auch etwas Besonderes geben. Dabei ist ein Setting genauso entscheidend wie die Protagonisten. Deshalb haben wir die Ursprungsgeschichte von Jan und Julia zu Ende erzählt und das Biest Clarissa zurück in die Serie geholt.

Bei aller Planung weiß man aber trotzdem erst hinterher, ob man damit Erfolg hat.

Diese Lernprozesse sind Teil der Erfolgsgeschichte – egal ob bei „Verbotene Liebe“ oder „Alles was zählt“. Man muss sich und seine Arbeit immer wieder hinterfragen und genau das ist was unsere Arbeit als Programmacher ausmacht. Viel Erfahrung, noch mehr Neugier und Mut, sowie ein ernsthaftes Interesse am Zuschauer. Man darf nie aufhören, ihm zuzuhören.

Herr Reinhardt, herzlichen Dank für das Gespräch.