Herr Bommes, Sie waren zu den Olympischen Spielen in London und sind nun auch bei den Paralympics wieder dort. Ist London ihr neuer Hauptwohnsitz?

(lacht) Ich unterschreibe E-Mails inzwischen mit den Worten: „Gruß aus der zweitschönsten Stadt“ - natürlich nach Hamburg. London ist eine Mega-Stadt, aber leider habe ich bereits während der Olympischen Spiele kaum etwas davon gesehen. Die Stadt hat mich sofort wieder gepackt, auch wenn ich bei meiner Rückkehr zu den Paralympics nun einige Veränderungen feststelle. Im Internationalen Sendezentrum sind diesmal nur noch sehr wenige Kollegen da... 

Haben Sie während der Spiele überhaupt etwas von der Olympia-Stimmung mitbekommen?

Genau das habe ich mich auch im Vorfeld gefragt. Ich bin davon ausgegangen, dass ich vor allem an den ZDF-Sendetagen etwas von der Stimmung mitkriegen würde – aber auch als wir sendeten, sind viele bleibende Eindrücke zu uns geschwappt. Obwohl es teilweise 16-Stunden-Tage an der Belastungsgrenze waren, ist man vollkommen in diesem Großereignis gefangen. Das ist wahrscheinlich die Faszination Olympia, von der immer alle sprechen. Jetzt weiß ich, was die damit gemeint haben.

Ich muss gestehen: Bei den Olympischen Spielen habe ich Sie manchmal bemitleidet. Im Gegensatz zu den Kollegen Delling und Antwerpes waren Sie ja von morgens bis nachts im Einsatz...

Abends dachten sich die Zuschauer sicherlich: Warum steht der Vogel denn immer noch vor der Kamera? (lacht)

Sie lachen, aber die Belastungsgrenze haben Sie ja eben selbst angesprochen. Mehr geht nicht, oder?

Das war schon ein langer Ritt, aber weil es das „Telegramm“ stündlich gab, befand ich mich komplett im Dauerfeuer. Es wäre problematischer gewesen, hätte es dazwischen dreistündige Pausen gegeben. Ich bin allerdings so fokussiert gewesen, dass mir die Sendestrecken wenig ausgemacht haben. Die ZDF-Sendetage habe ich nicht genutzt, um mir London anzusehen, sondern für die Regeneration. Und nebenbei bemerkt war ich ja auch nicht zum Vergnügen hier.

Die mitunter ironischen Untertöne sind von vielen als Markenzeichen Ihrer Moderation ausgemacht worden. Dabei gilt Ironie doch im Fernsehen als besonders schwierig...

Mit dem Begriff „Ironie“ muss man vorsichtig sein. Ein gutes Rezept ist es aber, vor der Kamera einfach so zu sein wie man ist. Es wird problematisch, wenn sich Leute verstellen und Moderator spielen. Mag sein, dass ich hin und wieder ironisch daherkomme, aber damit kann ich sehr gut leben. Der eine oder andere Spruch muss schon erlaubt sein.

Haben Sie gelesen, was man über Sie geschrieben hat? Immerhin haben Sie viele Abende vor einem Millionenpublikum moderiert.

Ich finde die Bewertungen ganz interessant, auch wenn ich ganz sicher nicht alle Artikel über mich gelesen habe. Davon muss man sich auch ein wenig frei machen. Als ich noch Handballer war, wusste ich selbst, wenn ich schlecht gespielt habe – die Kritik an Moderatoren hängt dagegen immer auch vom Geschmack der Beobachter ab. Ich habe mal gelesen, ich sei ein „Stromberg“-Verschnitt, das fand ich ganz lustig. Und glücklicherweise hat auf der Straße auch noch niemand etwas nach mir geworfen.

Die Sportberichterstattung im Fernsehen hat sich meines Erachtens nach in den vergangenen Jahren ohnehin deutlich verändert.

Das habe ich selbst gemerkt, sonst wäre mein Stil ja kein Thema gewesen. Andererseits war auch schon früher bei vielen Kommentatoren reichlich Herzblut mit im Spiel, teilweise nehmen sich viele inzwischen sogar wieder etwas stärker zurück. Grundsätzlich hat es die Berichterstattung im Sport aber verdient, dass man nicht über, dafür aber auch mal mit einem Sportler lacht. Die können das auch gut verkraften.