Nun ist die erste Sendung ja bereits mit einem größeren Vorlauf produziert und kann dementsprechend nicht auf ganz aktuelle Ereignisse eingehen. Ist dieser Pilot dann überhaupt repräsentativ für das, was man eigentlich mit „Das Ernste“ vorhat?

Er ist repräsentativ in der Herangehensweise an Themen und im Humor, aber Sie haben recht: es fehlt natürlich noch die Aktualität. Das ging aber nicht anders: Man musste die Masken auf uns fünf Darsteller anpassen, das war sehr aufwändig und benötigte einfach einen gewissen Vorlauf. Wir hatten die Wahl, ein bisschen aktueller zu sein und dafür weniger Zeit beim Dreh zu haben, oder diese erste Sendung wirklich gründlich vorzubereiten und stattdessen auf etwas Aktualität zu verzichten. Wir haben uns dann für die gründlichere und genauere Variante entschieden, statt unter dem Vorwand der Aktualität irgendetwas hinzusudeln. Aber die aktuelle Komponente wird dann dazu kommen, wenn wir die Sendung regelmäßig machen. Man muss ja auch noch Luft nach oben haben.

Als vor über einem Jahr das erste Mal über „Das Ernste“ berichtet wurde, da hieß es mal, die ARD wolle ein eigenes „Switch Reloaded“. Das klingt nun eher nach dem aktuellen Anspruch einer „heute-show“. Was soll es denn sein? Mehr „Switch Reloaded“ oder mehr „heute-show“?

Weder noch. Wir bedienen uns, was die Form angeht, dem Stilmittel der Parodie. Da gibt es natürlich eine Nähe zu „Switch“, wobei unsere Figuren ganz andere sind. Wir sind wesentlich satirischer und politischer. Wir sind keine Fernsehparodie, sondern eine Nachrichtenparodie. Das ist die Parallele zur „heute-show“. Aber dadurch, dass wir mit Figuren arbeiten, die bekannt sind, haben wir einen ganz anderen Zugang. Ich kenne das seit Jahren von der Bühne: Die Chance der Parodie besteht darin, die dargestellten Figuren in ihrem eigenen Denken zuzuspitzen und ad absurdum führen. Das ist eine andere Form als bei der „heute-show“, die ja vor allem mit erfundenen Reporter-Figuren arbeitet. Wir alle sind große Fans beider Formate. Wir sehen uns aber überhaupt nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den beiden Sendungen.

Eine besondere Form von „Echtheit“ schaffen Sie ja auch dadurch, dass Sie in der Originalkulisse der „Tagesschau“ stehen. Wie haben Sie es denn geschafft, Zugang zu diesen heiligen Hallen zu bekommen? Normalerweise versteht die ARD bei ihren Nachrichten ja nicht allzu viel Spaß...

Das habe ich meinem Co-Moderator Jo Brauner zu verdanken, der in einer Nacht- und Nebel-Guerilla-Aktion Ingo Zamperoni eingeschläfert und Caren Miosga bewusstlos gemacht hat. Über die sind wir drübergestiegen und haben uns für eine halbe Stunde Zugang verschafft. Im Ernst: Thomas Schreiber hat angefragt und es gab einen ganz kurzen Slot von einer dreiviertel Stunde, weil in diesem Studio ja fast rund um die Uhr produziert wird. Das war schon ganz großartig. Einmal in diesem Studio zu stehen, ist schon erhebend. Das hatte Audienz-Feeling.

Aber sie sprechen schon das logistische Problem an, dass das „Tagesschau“-Studio im Dauerbetrieb ist: Dauerhaft wird man das kaum nutzen können, oder?

Das war auch nie geplant. Wir wollten lediglich die Original-Kamerafahrten der „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ mit Jo Brauner und mir drehen. Das ließ sich nur im Original-Set umsetzen und die haben wir nun im Kasten. Ansonsten drehen wir in einem eigenen Studio, wo wir Ruhe, Zeit und unser Set haben.

Wie stark sind Sie eigentlich in die Sendung eingebunden? Schreiben Sie Ihre Texte selbst, oder verlassen Sie sich auf ein Autorenteam?

Wir haben natürlich ein Autorenteam für die Einspielfilme, aber ich schreibe meine Moderationen und auch einige Einspielfilme selbst. Insofern bringe ich mich auf allen Ebenen ein, auf denen das willkommen ist.

Im „Spiegel“ konnte man kürzlich lesen, dass Olli Dittrich der ARD ein sehr ähnlich klingendes Konzept unter dem Namen „Tagesschaum“ vorgeschlagen habe und nun empört sei, dass die ARD stattdessen Das Ernste produziert. Hat er sich mal bei Ihnen gemeldet?

Nein. Ich schätze Olli Dittrich überaus und habe ihn zuletzt vor gut einem Jahr getroffen. Ich wusste und weiß nichts von anderen Plänen, weder von der ARD, noch von ihm. Ich stieß vor etwa zehn Monaten zu dem Projekt dazu, als es um die Besetzung ging. Von da an habe ich mich eingebracht. Aber von wem welches Konzept ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Schroeder.