Bleiben wir noch kurz beim "Alkohol-Experiment". Merkt man da mit der Zeit Veränderungen bei sich selbst?

Man kann gewisse Dinge vorhersagen. Ärzte haben mir versichert, dass ich vier Wochen lang so trinken kann, wie ich es mir vorgenommen habe, ohne dass meine Gesundheit dauerhaft geschädigt wird. Mir war klar: Es wird mich beeinträchtigen und viele Veränderungen herbeirufen, nicht aber dauerhaft schädigen. Alles, was mich dauerhaft schädigt oder die Menschen um mich herum, würde ich auch niemals  machen. So sehr mich Grenzen auch locken, habe ich doch genügend Respekt, gewisse Grenzen nicht zu überschreiten. Es hat mich verändert, ja. Ich habe rund um die Uhr einen Pegel von einem Promille gehalten. Dadurch wurde ich sehr übellaunig, schlief schlecht uns aß nur wenig. Meine Arbeitsmoral sank täglich. Es stellten sich optische Veränderungen ein: Aufgedunsenes Gesicht, schlechte Haut. Und ich habe nach einer Woche das Rauchen wieder angefangen, was ich vorher viereinhalb Jahre nicht getan habe.

… haben Sie es mittlerweile wieder gelassen?

Nein, ich rauche immer noch. Das ist die nächste Hürde. Wenn die erste Sendung raus ist, dann höre ich damit wieder auf.

Wie erklären Sie eigentlich Freunden und Familie, was Sie machen?

Ich spreche im Vorfeld sehr viel mit den Menschen, die mir wichtig sind. Dabei versuche ich, Ihnen die Ängste zu nehmen, die sie um mich haben. Das gelingt mir meist, weil ich natürlich vernünftig an die Sache herangehe. Selbst wenn ich während des Alkohol-Experiments abstürze, bin ich diese Situation im Vorfeld mit meinen Liebsten schon durchgegangen. Es muss aber immer garantiert sein, dass ich hinterher wieder der alte Jenke werde.

Sie machen solche Experimente für RTL, waren aber gleichzeitig im vergangenen Jahr für eine Flüchtlings-Reportage für den International Emmy nominiert. Wie passt das eigentlich zusammen?

Das ist ja der große Luxus, den ich habe! Ich kann Dinge in einer Ausführlichkeit machen, die im deutschen Fernsehen allgemein fast nicht mehr zur Verfügung gestellt wird. Immer nur das gleiche zu machen, kann ich mir aktuell einfach nicht vorstellen. Immer wieder neue Herausforderungen sind für mich das A und O. Glücklicherweise konnte ich sehr intensive Reportagen bei RTL realisieren - umso besser, dass die Kollegen in New York darauf aufmerksam geworden sind.

Letztlich zeigt das aber auch die Spannbreite von "Extra", die ja auf den ersten Blick auch nie so recht zusammenpassen will…

Das ist Ihr Eindruck. Man darf die Zuschauer nie unterschätzen. Sie wollen leichte Themen, die sie von ihren Alltagssorgen ablenken, gleichzeitig aber auch Themen mit Tiefgang und journalistischer Relevanz. Auch wenn es Sie erstaunen mag: Bei uns in der Sendung ist es oft der Fall, dass wir eine Geschichte erzählen können, auch wenn nicht mit einer Spitzen-Quote zu rechnen ist. Diesen Luxus leisten wir uns.

Herr von Wilmsdorff, herzlichen Dank für das Gespräch.