Herr Smeaton, sie haben in den vergangenen Wochen den Zweiteiler „Pinocchio“ für das kommende Weihnachtsprogramm gedreht. Wie weit sind Sie dort?

Wir haben inzwischen fast 40 Drehtage hinter uns und die Szenen an unseren beiden Hauptdrehorten Doganbey und Bafa Lake in der Türkei im Kasten. Zwei sehr schöne, malerische Orte, die für unsere Geschichte optimale Bedingungen bieten. Außerdem war die Zusammenarbeit mit unserem türkischen Koproduktionspartner und den türkischen Bewohnern, von denen viele als Komparsen im Einsatz waren, sehr gut. Ab Ende April zieht das Team nach NRW um, wo wir in den MMC-Studios in Köln-Ossendorf unter anderem die Szenen mit Geppetto (Mario Adorf) im Wal realisieren und auf Schloss Dreiborn in Schleiden die Zirkusszenen, unter anderem mit Inka Friedrich, unserer Anna im Film.



Sie haben also genug zu tun. Ihnen, der FFP New Media, geht es also gut?

Die Frage danach, wie es dem Unternehmen geht, kann ich mit einem klaren „sehr gut“ beantworten, weil wir in den vergangenen zwölf Monaten einige Produktionen auf den Weg bringen konnten, die wir schon realisieren oder in 2013 und 2014 realisieren werden. FFP New Media hat ein sehr gutes Jahr 2012 hinter sich. Wenn Sie die Frage allgemein stellen, dann hängt das von der Tagesform ab. Aber Sie haben einen guten Tag erwischt (lacht).

Glück gehabt. Beschäftigt man sich mit Ihrer Firma, dann fallen in den 90er Jahren mal kurz ein paar Ausflüge ins Privatfernsehen auf. Sonst sind sie den Öffentlich-Rechtlichen treu geblieben...

Ich bin einfach ein öffentlich-rechtliches Gewächs. Als ich dieses Unternehmen 1980 gegründet habe, haben mir die Redakteure der Kinderprogramme der ARD und des ZDF geholfen. Daraus entwickelten sich dann die kleinen und großen Fernsehspiele. Damals gab es ja noch gar kein Privatfernsehen, insofern habe ich da schon einen bestimmten Bezug, der vor langer Zeit entstanden ist. Aber, da haben Sie Recht, es gab in den 90er Jahren eine Vielzahl an Produktionen für ProSieben. Das war die Zeit, in der das Privatfernsehen mehr sein wollte, als Abspielstation für eingekaufte Programme. Damals folgte man dem Ruf der Landesmedienanstalten, die die Privatsender an ihre Sendelizenzen erinnerten und produzierte selbst. Da hatte ich das große Glück, bei ProSieben und Sat.1 in hoher Stückzahl TV-Movies produzieren zu können.

Warum explizit für ProSieben und Sat.1 und nicht RTL?

Ich hatte mit Helmut Thoma einige Treffen und er fand meine Ideen auch zunächst ganz spannend, wurde dann aber offenbar darüber aufgeklärt, dass ich auch schon für ProSieben gearbeitet hatte. Da damals noch diese Lager-Mentalität zwischen Kirch und Bertelsmann herrschte, war ich aus Thomas Sicht im falschen Lager. Warum ich bis heute noch nie etwas für RTL produziert habe, kann ich gar nicht konkretisieren.

Würden Sie gerne?

Ich würde es nicht ausschließen, Aber in den vergangenen Jahren waren RTL und auch die ProSiebenSat.1-Gruppe stärker im Format-Geschäft und Scripted Reality unterwegs. Und das, was die Privaten jetzt an fiktionalen Programmen produzieren, ist sehr wenig, und vielleicht wären wir mit unseren Produktionen dort auch nicht immer richtig aufgehoben. Wobei ich einige Formate wie zum Beispiel „Der letzte Bulle“ sehr schätze. Hin und wieder sprechen wir auch mit Privatsendern, aber noch kommen wir da nicht zum Zuge.

Sind Sie denn dann mit Ihren bestehenden Auftraggebern, also den Öffentlich-Rechtlichen, grundsätzlich zufrieden?

Wer zufrieden ist, der ist müde und träge und möglicherweise desinteressiert. Und das bin ich absolut nicht. Ich liebe gutes Fernsehen und beobachte den Markt genau. Und ich bin ein leidenschaftlicher Zuschauer, der ganz gemütlich zuhause vor dem Fernseher sitzt. Ich kann Ihnen Segmente bei den Öffentlich-Rechtlichen sagen, die begeistern mich, und es gibt Segmente, mit denen ich nicht zufrieden bin.

Dann sagen Sie doch mal: Welche begeistern Sie denn eher weniger?

Die Serien. Da wäre viel mehr machbar, als was ARD und ZDF uns Zuschauern heute anbieten. Im Bereich TV-Movie kann man schwer kritisieren. Insgesamt produzieren die Öffentlich-Rechtlichen in großer Stückzahl fiktionale Programme, die auch international sehr geschätzt werden. In keinem Land der Welt entstehen so viele TV-Movies wie bei uns.

Aber warum tun wir uns im Serien-Bereich so schwer?

Man kann hinterfragen, warum der 18 Uhr-Sendeplatz im ZDF eigentlich nur noch aus „SOKOs“ besteht. Die Antwort darauf wäre dann: Es hat sich bewährt. Aber sie verstopfen so natürlich auch den Platz für Innovation. Und da sind wir schon bei der Debatte darüber, wie die Öffentlich-Rechtlichen jüngere Zuschauer gewinnen können. Damit ist ja nicht die Jugend gemeint, sondern die zwischen 30 und 50 zum Beispiel. Wenn alle Vorabend-Sendeplätze für Serien bei ARD („Heiter bis tödlich“) und ZDF („SOKOs“) mit Krimiserien gefüllt sind, dann ist das aus meiner Sicht pure Risiko-Vermeidungs-Strategie. Bei uns sieht einfach so viel gleich aus. Alles soll bitte so aussehen wie etwas, was es schon gibt. Nur ein bisschen anders. Und am liebsten regional eingefärbt.

„Regional eingefärbte Krimis“ ist für mich inzwischen ja ein Unwort...

(lacht) Ja, ist es auch. So kann man keine neuen, überzeugten Zuschauer von den Privaten zurückgewinnen. Vorsichtig will sich das ZDF jetzt auf den 19.25 Uhr-Plätzen an Neues heranwagen. Den neuen ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler finde ich eine total spannende Person. Nicht nur sympathisch, sondern auch mutig. Warten wir mal ab.

Abwarten. Das hört man oft.

Der deutsche Markt reagiert weniger flexibel auf Neuerungen. Wir wagen zu wenig, auch weil die Zuschauer aufgrund jahrelanger Erziehung - der Zuschauer ist ja erzogen auf bestimmten Sendeplätzen etwas ganz Bestimmtes zu bekommen, wovon wir mit unseren Pilcher-Filmen auch durchaus profitieren - eher Ähnliches akzeptieren als sich auf Neues einlassen. Schauen Sie nach Großbritannien, da sind die Sendeschemata wesentlich flexibler gestaltet. Da regiert bei der Programmplanung weniger die Macht der Gewohnheit.