Ein Alter, in dem man sich dann wohl auch mal zur Ruhe setzen darf...

Trotzdem freue ich mich, dass sie immer wieder unseren Einladungen folgt. Im Mai bekommt sie in Hamburg den Preis „Goldene Deutschland“ überreicht  und im letzten Jahr war sie bei dem Jury-Tag für die International Emmys in Berlin, den wir gemeinsam mit Regina Ziegler veranstalten. Dort wurde Rosamunde Pilcher von einem „Bild“-Reporter gefragt, wann sie wieder einen Roman schreibt. Daraufhin sagte sie: „Ich schreibe nicht mehr“. Das erschien dann als große Meldung - weil niemand gefragt hat wie lange sie eigentlich schon nicht mehr schreibt.



Und trotzdem läuft es sehr erfolgreich. Sie haben die Marke Pilcher offenbar gut verlängert...

Rosamunde Pilcher hat so viele Fans, die Filme aber auch ihre Geschichten so viele Anhänger, dass wir gerade ein Pilcher-Musical entwickeln und hoffen damit an den Kurfürstendamm in Berlin zu kommen.

Trifft es Sie, wenn von der „Pilcherisierung“ des deutschen Fernsehens die Rede ist?

Nein, wenn das bedeutet, dass ich mit unseren Produktionen prägend bin - mit Produktionen, die ein großes Millionenpublikum erreichen - dann ehrt das. Wir hatten nie den Anspruch, mit Pilcher die Welt neu zu erfinden. Das ist auch kein Fernsehen mit Sendungsbewusstsein oder für die Freude der Kritiker. Wir machen Unterhaltung. Wir machen Liebesfilme. Ich würde mir manchmal wünschen, dass der ein oder andere Kritiker diese Messlatte anlegt. Liebesfilme sind keine Politthriller, wollen auch keine sein. Wenn mir Zuschauerinnen sagen, dass sie dabei so schön bügeln können, dann freut mich das. Offensichtlich unterhält es ja auch in der Situation ein Publikum, das ja sonst auch etwas anderes gucken könnte. Und die Weisheit des Alters zeigt übrigens auch: Das ist immer eine Generationenfrage.

Wie meinen Sie das?

Vor Rosamunde Pilcher haben alle die „Schwarzwaldklinik“ beschimpft. Heute bedenkt das niemand mehr. Ich vergesse aber nie, wie ich bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik saß und das ZDF damals stolz 67 Prozent  Marktanteil für die Premiere der „Schwarzwald-Klinik“ verkündete. Und der versammelte intellektuelle Kritikerkreis fiel fast vom Stuhl: Das war für die der Untergang des Fernsehens. Heute haben wir uns gerade voller Nostalgie an den Kult um die „Schwarzwaldklinik“ erinnert.

In gewisser Weise haben Rosamunde Pilcher und das Dschungelcamp was gemeinsam: Sie bieten dem Publikum Eskapismus. Die Beschäftigung mit anderen Umfeldern.

Ja, und ich finde das Dschungelcamp auch völlig in Ordnung. Das ist kein Proll-TV. Wenn man sich die Zuschauerstrukturen anschaut, sind da alle Schichten dabei. Es bedient einen gewissen Voyeurismus, wobei die Sendung ja nicht der Ekel ausmacht, sondern die Gruppendynamik. So haben ja auch schon andere RealityTV-Formate funktioniert.

Über „Pinocchio“ und Rosamunde Pilcher haben wir schon gesprochen - welche Projekte stehen darüber hinaus 2013 noch an bei FFP New Media?

Neben „Pinocchio“ und den Pilcher-Filmen stehen bei uns in diesem Jahr zwei der neuen Erfurter „Tatorte“, wovon wir einen im Mai und einen im Herbst drehen, auf dem Programm. Es ist der jüngste Tatort aller Zeiten und zum ersten Mal steht die Stadt Erfurt im Fokus der Tatort-Marke. Dann drehen wir im Oktober einen Stasi-Krimi, zeitlich kurz nach der Wende angesiedelt. Es geht um einen zu DDR-Zeiten zu Unrecht verurteilten Mann, der des Mordes schuldig gesprochen wurde. Die bundesdeutsche Polizei hat den Fall noch einmal neu untersucht und den wahren Täter gefunden. Eine Verfilmung nach wahrer Begebenheit. Das ist auch eine Richtung, in die wir stärker gehen wollen. Konträr zur Pilcher-Welt also die Verfilmung von fiktionalen Stoffen mit realem Bezug. Uns interressiert die deutsche Geschichte und deutsche Geschichten, egal ob klein oder groß. Ich habe von Andrea Stoll den Stoff für einen Dreiteiler mit dem Titel „Die Pfalz-Saga“ entwickeln lassen. Es erzählt anhand von zwei Winzer-Familien die Geschichte einer Region seit 1945, die hin und her gerissen wurde zwischen unterschiedlichen Kulturen und Bräuchen. Ein Projekt, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Da sind wir jetzt in der Vorbereitung. Das werden wir dann nächstes Jahr angehen.

Weil sie von Stoffen mit realem Bezug sprachen: Sie haben ja auch schon im Bereich Dokumentation schon mal mehr gemacht als derzeit. Wie wichtig ist Ihnen dieses Genre?

Wir haben uns konkret dafür personell mit Simone Höller verstärkt, um einen Dokumentarbereich aufzubauen. Wobei wir uns da keine Reihen vorstellen, wie sie Guido Knopp für das ZDF gemacht hat. Wir sehen Dokumentarfilme als Einzelwerke. Von Langzeitdokumentationen, die teilweise über mehrere Jahre gehen können. Wir sind zum Beispiel an der Geschichte eines Mannes dran, der auf der ganzen Welt Papierhäuser, in denen man leben kann, verkauft. Die kosten 8.000 Dollar. Mehr als 160.000 Häuser im Jahr werden da verkauft. Und er kümmert sich wenn nötig auch darum, dass die Menschen vernünftige Kredite bekommen, um sich das eigene Haus zu ermöglichen. Uns fasziniert die Idee und was bezahlbare Behausungen bewirken können. Das lohnt sich, das mal mit der Kamera zu begleiten. Dann gibt es noch unseren Integrationsfilm, wo wir mit prominenten deutschen Fußballern, die aus dem Ausland kommen, über ihre Einwanderung sprechen. An manchen Fußballer kommt man terminlich leider schwerer dran als wir dachten. Besonders wenn man auch in seiner Heimat drehen will.

Letzte Frage Herr Smeaton: Was ist in über 30 Jahren Produzententum Ihr persönlicher Antrieb?

(überlegt) Ich empfinde fast schon eine diebische Freude dabei, Dinge umzusetzen, die bis dahin - aus welchen Gründen auch immer - noch nicht umgesetzt wurden. Ich mag es Menschen zu überzeugen, Ihnen auf die Sprünge zu helfen, wenn sie noch nicht wissen, dass sie es auch wollen.

Herr Smeaton, herzlichen Dank für das Gespräch.