Diesem Abschied ist das Ende von "Waldis Club" vorausgegangen. Wieso haben Sie da eigentlich das Handtuch geworfen?

Die Sportchefs hatten damals empfohlen, den Vertrag nur um ein Jahr zu verlängern. Das ist so, als wenn man bei einem Fußballspiel die Übertragung nach der ersten Halbzeit abbricht. Auch nach einer quotenstarken EM kehrte keine Einsicht ein. Zu meiner Frau sagte ich schon, ich bin jetzt "Dead Man Talking". Mir war klar, dass die aus allen Löchern kommen und sich an allem stören werden, was ich mache. So wie sie es auch bei der EM schon über die Maßen gemacht haben. Mit knapp 65 wollte ich mich aber einfach nicht mehr ärgern.

Die Gelassenheit des Alters...

Vor zehn Jahren hätte ich mich sicher anders entschieden. Da hätte ich den Jahresvertrag genommen und versucht, den "Intrigantenstadl" für mich zu nutzen. Inzwischen aber war ich - auch dank Rudi - finanziell abgesichert. Auf der einen Seite sah ich mein Geld und auf der anderen meine Herzklappe, meine Mageninnenwand und meinen Dünndarm. Da war die Entscheidung klar. Ich habe sie bei klarem Verstand und mit allen Konsequenzen getroffen. Ich kann damit leben, bald ein "Has Been" zu sein.

"Waldis Club" hatte sich in der Zwischenzeit ja auch verändert, wurde im letzten Jahr deutlich lauter und größer.

Das war nicht mein Wunsch! Als das Usedom-Konzept des ZDF durchsickerte, brach bei der ARD Panik aus. Damals konnte ja noch niemand ahnen, dass das ZDF mit seinem Fußballstrand so sehr baden gehen würde. Also mussten wir hinterherhecheln, wie wir es bei der ARD so oft getan haben. Vier Jahre zuvor mussten wir aus Wien senden, aber das einzige, was damals nach Wien aussah, war der Schwenk über den Stephansdom zu Beginn der Sendung. Und nun Public Viewing in Leipzig. Mit 600 Leuten hat man nicht mehr dieselbe Atmosphäre wie mit 80 Zuschauern in einer Kneipe, zumal viele Fans schon nachmittags kamen, um die Spiele zu sehen. Entsprechend angeheitert war die Stimmung, wenn wir um halb 12 auf Sendung gegangen sind. Da grölen eben schon mal 20 Tote-Hosen-Fans, wenn Campino am Tisch sitzt. Auf Usedom wären sie froh gewesen, wenn die Stimmung nur halb so gut gewesen wäre wie bei uns! Gewollt habe ich das trotzdem nicht, weil dadurch die schönen Zwischentöne verloren gingen und Matze Knop vor 600 Leuten automatisch viel plakativer spielen musste.

Trotzdem konnten Sie ja offenbar nichts dagegen machen...

Ich habe den Finger gehoben, weil ich schon ein paar Überstunden in dem Geschäft gemacht habe. Aber ich wollte nicht im Weg stehen. Und dann kam die nächste Nummer: Weil der Spaß 1,5 Millionen Euro gekostet hat, wurde uns ausgerechnet, dass der Minutenpreis viel besser darstellbar sei, wenn man die Sendung auf 45 Minuten ausdehnt. Wenn Sie hören, dass der "Minutenpreis darstellbar" sein muss, dann wissen Sie übrigens, dass da kein kreativer Kopf am Konzept beteiligt war. Da waren Controller am Werk und man sieht ja, was passiert, wenn die die Überhand gewinnen.

Was war das Problem mit 45 Minuten?

In der Vorrunde, wenn zwei Spiele am Tag stattfinden, kann man die Sendung verlängern. Aber schon ab dem Viertelfinale gibt's ja nur noch ein Spiel. Da werden 45 Minuten schon mal lang und da macht dann eben Matze noch einmal den Kaiser und noch einmal den Calli. Das zieht sich, auch wenn die Quote trotzdem gestimmt hat. Die Kritiken blieben anfangs allerdings aus, weil sich alles auf Usedom konzentrierte. Da dachte ich schon, die haben uns vergessen.

Haben sie aber nicht...

Nach Usedom kam erst mal Mehmet Scholl mit seinem wundgelegenen Gomez - und dann kamen wir! Harald Schmidt war damals übrigens mein Therapeut und sagte mir: "Kritik ist immer so wichtig, wie du sie nimmst." Nur wenn sie Wirkung bei den Entscheidern der ARD zeigt, dann ist nichts mehr gut. Ich fürchte allerdings, dass sie Wirkung gezeigt hat.

Über wen haben Sie sich damals im Zusammenhang mit dem Aus Ihres "Clubs" am meisten geärgert?

In erster Linie über Steffen Simon und Tom Bartels. Das sind in diesem Zusammenhang zwar die kleinsten Lichter, aber sie haben dieses ARD-Produkt beschädigt.

Wie meinen Sie das?

Es gab ungeschriebene Gesetze, dass etwa in der 80. Minute ein Laufband mit den "Club"-Gästen eingeblendet wird und der Reporter darauf hinweist. Zuerst lief der eigentlich geplante Trailer nicht, dann fehlte der Crawl. Angeblich, weil die Uefa einen "clean feed" haben wollte - offenbar aber nur bei uns, denn das ZDF wies munter auf die Gäste von Markus Lanz hin. Später lief der Crawl dann doch. Nie vergessen werde ich allerdings die Ankündigung von Tom Bartels: "23:30 Uhr, 'Waldis Club', unter anderem mit Waldemar Hartmann." Simon sagte dann später sogar einfach nur noch den Titel der Sendung.

Das ist doch ausreichend, oder?

Wir hatten tolle Gäste, unter anderem Til Schweiger und Anne Will, die mit keinem Wort erwähnt wurden! Das müssen Sie sich vorstellen: Sie sitzen mit ihren Gästen am Tisch und schauen das Spiel - und dann das! Jeder schaut sich an. Und weil die Sendung meinen Namen trägt, schauen schließlich alle auf mich. Ich wurde geärgert und wusste genau, dass das natürlich gedeckt ist durch alle Oberen. Der Teamchef war Schönenborn und Balkausky muss es gedeckt haben, weil er sonst eingegriffen hätte. Und Herres auch, denn es war ja sein Produkt.