Herr Boning, sind Sie eigentlich noch in der FDP?

Ja, ich bin tatsächlich noch Mitglied. An meiner politischen Grundhaltung hat sich nicht so viel verändert. Jetzt auszutreten, hätte ohnehin etwas von Charakterlosigkeit. Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, ob es bei der FDP überhaupt noch jemanden gibt, der sich um solche Anträge kümmern kann.

Aber das Wahldebakel haben Sie inzwischen gut verarbeitet?

Selbstverständlich. Wer beim Fernsehen arbeitet, ist Debakel gewohnt. Insofern bin ich da ziemlich abgehärtet. Aber auch für einen Fernsehschaffenden ist es natürlich nicht schlecht, sich als FDP-Mitglied zusätzlich abgehärtet zu haben. (lacht)

Und jetzt gibt das ZDF einem FDP-Mitglied eine politische Show in Hand. Wie konnte das passieren?

Das ist sehr ungewöhnlich. Vermutlich geht das erst, seit sich die FDP aus der parlamentarischen Szene abgemeldet hat. Ich bin bei "Vier sind das Volk" allerdings so etwas wie der Parlamentspräsident und stehe zwischen beiden Debattenlagern. Da werde ich versuchen, mich weitgehend der eigenen Meinung zu enthalten. So gesehen ist das dann auch vertretbar. Nehme ich zumindest an - ich weiß nicht, ob jemals ernsthaft darüber gesprochen wurde. Nicht, dass das ZDF erst jetzt von meiner FDP-Verbindung erfährt!

Wo wir gerade vom Fernsehen sprechen: Ihr früherer "Samstag Nacht"-Kollege Olli Dittrich ist seit Jahren beim WDR, Sie sind inzwischen seit geraumer Zeit beim ZDF. Was haben die Öffentlich-Rechtlichen eigentlich, was die Privaten nicht - oder nicht mehr - haben?

(überlegt) Vielleicht bin ich der Zielgruppe der Privaten inzwischen einfach entwachsen. In letzter Zeit stelle ich dagegen zunehmend eine Schnittmenge zwischen den Öffentlich-Rechtlichen und meinen eigenen Format-Vorschlägen fest.

Hat sich da eine neue Offenheit entwickelt?

Wenn Sie das so formulieren möchten. Momentan scheint es auf jeden Fall eine gewisse Schnittmenge zu geben!

Wie haben Sie sich denn im Vorfeld bei den Planungen zu "Vier sind das Volk" eingebracht?

Es liegt ein längerer Weg hinter uns. Bereits im vergangenen Jahr ist sehr viel an dem Format gebastelt worden. Es gab zwei Workshops und mehrere Piloten, in denen ich in unterschiedlicher Form mitgewirkt habe - einmal im Panel und einmal präsidial. Über diese Rolle haben wir lange debattiert.

Gefallen Sie sich als Präsident?

Ja! In der Mitte zu stehen, ist für mich mal ein ganz neuer Aspekt - und in den nächsten Jahren werde ich ja auch noch grauer werden. Im Erfolgsfall müsste ich mir also nicht mal die Haare färben. Sie sehen: Ich wachse in dieser Position.

Worum geht's eigentlich genau in dieser Sendung? Unter "politischer Impro-Comedy" kann man sich erst mal wenig vorstellen.

Es gibt eine britische Sendung namens "If I Ruled The World", die sehr inspirierend gewirkt hat. Zwei politische Lager ringen miteinander um tagesaktuelle Fragen, die oft relativ schwachsinnig sind, manchmal aber auch einen ernsten Kern haben. Diese Debatten finden spielerisch statt. So müssen etwa SMS der Parteivorsitzenden in eine Rede integriert werden oder beim Spiel "Kehrtwende" die Meinungen von jetzt auf gleich komplett geändert werden. Das ist der politischen Praxis übrigens nicht ganz fern.

Impro-Comedy hatte hierzulande ihre Hochphase mit "Genial daneben" und der "Schillerstraße". "Durchgedreht" war im ZDF dagegen im vorigen Jahr kein Erfolg. Was macht Sie sicher, dass es jetzt besser laufen wird?

Ich bin mir da gar nicht sicher , denn bei allen Fernsehfachfragen und im Speziellen jenen, bei denen es um Erfolgsaussichten geht, bin ich nicht nur selbst völlig unsicher - ich bin auch unsicher, ob es überhaupt Leute gibt, die sich bei so etwas sicher sein können! Das ist immer ein gutes Stück Stochern im Nebel. Abgesehen davon haben wir an dieser Sendung großen Spaß und hoffen, dass sich der Spaß auf das Publikum überträgt. 

Worauf führen Sie es zurück, dass Impro-Comedy in den vergangenen Jahren im deutschen Fernsehen überhaupt keine Rolle mehr gespielt hat?

Das sind immer Wellenbewegungen, so wie das früher bei den Sketchcomedys der Fall gewesen ist. Da gab es dann nicht nur ein oder zwei Formate, sondern jeder Sender hatte gleich mehrere davon, bis sie allen zum Hals raushingen. Das ist wie im wirklichen Leben auch: Man kann ja nicht jeden Tag bis zum Umfallen feiern.