In Deutschland moderierten Sie zuletzt vor acht Jahren eine eigene Sendung. Wieso haben Sie sich seither so rar gemacht?

Ich habe generell wenig Fernsehen gemacht in den letzten Jahren. Das hat weniger mit Deutschland zu tun als vielmehr mit meiner persönlichen Entwicklung. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich mein Leben nur noch an Flughäfen und in Fernsehstudios verbracht habe, weil ich damals ja nicht nur in Deutschland gearbeitet habe, sondern auch in Österreich und der Schweiz. Irgendwann fühlte ich mich wie ein Hamster im Laufrad. Es war mir daher wichtig, etwas Abstand zu gewinnen.

War es insofern auch ganz hilfreich, dass Ihnen das Ende des Talkshow-Booms die Entscheidung gewissermaßen abgenommen hat?

Das Fernsehen hat sich in den zehn Jahren, in denen ich "Arabella" bei ProSieben gemacht habe, sehr verändert. Der echte Talk mit echten Gästen war nicht mehr so stark gefragt, stattdessen kamen mehr und mehr Scripted Realitys ins Programm. Das war nicht das, was ich machen wollte. Es war völlig klar: Wenn das die Entwicklung ist, dann bitte ohne mich.


Hat sich das Fernsehen zum Negativen entwickelt?

Die Spirale hat sich gedreht - in vielen Fällen sicher nicht zum Besseren. Es hat allerdings immer schon Formate gegeben, bei denen ich einfach nur den Kopf schütteln konnte. Und es gehören ja auch immer zwei dazu: Diejenigen, die solche Formate machen, und diejenigen, die sie sich anschauen. Gleichzeitig stelle ich allerdings einen Trend fest, der wieder zurück zum Echten geht.

Ist das deutsche Fernsehen für Sie eigentlich noch interessant?

Das deutsche Fernsehen ist nicht mein Ziel, aber never say never again. Ich habe viele schöne Erinnerungen an meine Zeit in Deutschland und hatte mit meinem Dailytalk eine wunderbare Spielwiese.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Formate aus, die Sie moderieren?

Ich muss mich in erster Linie angesprochen fühlen - vielleicht bei einem Format, das sich mit Integration auseinandersetzt. Das schwingt bei "Bauer sucht Frau" auch ein wenig mit. Es ist nämlich nicht selbstverständlich, dass eine Dunkelhäutige auf die Bauernhöfe geht. Davon abgesehen geht es mir längst nicht mehr darum, einfach bloß mein Gesicht in die Kamera zu halten. Diesen Ego-Trip hatte ich einmal, aber den habe ich längst überwunden.

Wann haben Sie diesen Ego-Trip denn überwunden?

Das ist eine sehr gute Frage. (überlegt) Das Auseinandersetzen kam erst, als ich nicht mehr so sehr an der Scheibe klebte wie das früher einmal der Fall gewesen ist. Für meine persönliche Entwicklung waren die Jahre, in denen ich fast kein Fernsehen gemacht habe, ganz ganz wichtig. Mit der Zeit muss man nämlich lernen, dass es auch ein Leben ohne Kamera gibt. Und es fühlt sich sogar sehr gut an! Heute brauche ich diese Bestätigung von außen nicht mehr.

Frau Kiesbauer, vielen Dank für das Gespräch.