Herr Stumpf, im September und Oktober war der Kika so erfolgreich unterwegs wie seit einem Jahr nicht mehr. Wie kam dieser Erfolg zustande?

Wir waren mit unserem Programm nicht zuletzt zwischen 20 und 21 Uhr sehr erfolgreich, etwa mit den Real-Serien, unserem Reportage-Magazin "Kika Live" und diversen Dokus. Aber auch der Kika-Schwerpunkt 2014 "Kinderrechte", bei dem wir die Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention vor 25 Jahren in den Mittelpunkt gestellt haben, kam überaus gut an - in der Spitze lag der Marktanteil bei mehr als 30 Prozent in unserer Zielgruppe. Der Erfolg ist also längst nicht nur auf Unterhaltung zurückzuführen.

Da verwundert es ja nicht, dass auch Ihr Hauptkonkurrent Super RTL verstärkt auf Magazine setzt und damit gewissermaßen in Ihrer Zielgruppe wildert. Betrachten Sie das mit Sorge?

Ich sehe das eher als Bestätigung für unsere Arbeit. Uns ist es wichtig, sehr nah an der Lebenswelt unserer Zuschauer zu sein. Wir betreiben dafür einen großen redaktionellen Aufwand. Ich bin mir nicht sicher, ob die privaten Konkurrenten diesbezüglich mithalten können.


Sie haben gerade ein neues Medienmagazin angekündigt, für das Sie mehrere langjährige Formate opfern möchten. Was ist die Idee dahinter?

Als ich bei Kika angefangen habe, hat mir das Thema Gaming gefehlt. Das ist ein sehr großes Thema in unserer Zielgruppe und gehört zur Lebenswirklichkeit der Kinder in Deutschland. Die Frage war also, wie man das noch besser ins Programm integrieren kann. Zur selben Zeit war die Überlegung, Formate wie "Trickboxx, "quergelesen" und "kurz+klick", die sich mit Büchern, Filmen und Internet auseinandersetzen, zu überarbeiten. So entstand schließlich die Idee, diese Sendungen aufzugeben und sie in einem neuen Format zu bündeln, das die komplette Bandbreite für Medien-Einsteiger abdeckt. Wir hoffen, noch in diesem Jahr einen Piloten produzieren zu können, um das Magazin im ersten Quartal 2015 mit einem großen Aufschlag starten zu können. Unser Ziel ist es, damit eine Marke zu setzen.

Passt ja gut zum Relaunch im Netz, den Sie nun anstreben.

Das Medienmagazin wurde crossmedial zu unserem neuen Internet-Auftritt entwickelt, der nach zehn Jahren wirklich nötig war. Derzeit suchen wir Moderatoren, die sehr web-affin sind und die man vielleicht schon von YouTube kennt. Nicht die großen Stars, die werden wir uns vermutlich nicht leisten können und die werden auch nicht ins Fernsehen wollen. Aber vielleicht der YouTube-Nachwuchs, der mit dem Thema Bewegtbild ganz entspannt und selbstverständlich umgeht.

Interessant, dass Sie YouTube ansprechen. Wie veträgt sich der öffentlich-rechtliche Kindersender Kika mit dem kommerziellen YouTube?

Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr bei YouTube präsent sein werden, sehen die Plattform aber eher als Promotion-Portal, um ein Fenster in unser Programm anbieten zu können. Natürlich wird Kika kein zweites YouTube werden. Allerdings halten wir die Augen offen, wo wir uns etwas abschauen können. Die Nutzungsgewohnheiten der Kinder haben sich jedenfalls durch YouTube massiv verändert. Darauf müssen wir auch im Programm reagieren.

Wie kann das gelingen?

Eine Möglichkeit ist es, Geschichten anders zu erzählen oder eben Moderatoren einzusetzen, die im Internet zu Hause sind. Für "Kika Live", das wir ebenfalls einem Relaunch unterziehen werden, suchen wir momentan beispielsweise zwei Web-Hosts, die die Internetseite lebendig gestalten sollen. Man sollte jedoch immer einen qualitativen Unterschied zu YouTube-Produktionen erkennen können.

Wie steht's um Facebook? Das ist ja bereits bei den Jüngsten ein Thema.

Facebook ist für uns bislang ein No-Go. Offiziell ist Facebook ab 13 – also genau das Alter, in dem unsere Zielgruppe endet. Unsere Strategie sieht vor, der Spielplatz für Kinder im Netz zu sein, auf dem sie sich ausprobieren können. Aus diesem Grund gibt es diverse Angebote, in denen Kinder medienpädagogisch beigebracht bekommen, wie man sich sicher in sozialen Netzwerken bewegt. Wir schauen uns genau an, welche Features aktuell bei Facebook angesagt sind und welche wir dann in ähnlicher Form bei uns anbieten wollen – mit dem Ziel, sie in einem geschützten Umfeld ausprobieren zu können. Gleichzeitig möchten wir uns gerne in sozialen Netzwerken an Erwachsene richten, also Eltern und Pädagogen gleichermaßen.

Mit welchem Ziel?

Es gibt sicherlich viele Eltern, die Fragen bezüglich der Mediennutzung von Kindern haben. Dieses Wissen haben wir. Deshalb sollten wir die sozialen Netzwerke nutzen, um es dorthin zu bringen, wo es gebraucht wird. Zunächst möchten wir im kommenden Jahr einen Erwachsenen-Blog starten und die Möglichkeit des Dialogs eröffnen. Unser Online-Relaunch hat momentan allerdings ganz klar Priorität.