Frau Tietjen, mit welcher Frage würden Sie niemals einsteigen?

Bettina Tietjen: Niemals jemanden auf sein neues Buch oder seinen aktuellen Film ansprechen! Die schlimmste Frage: „Wie sind Sie auf die Idee gekommen...?“ (lacht)

Eher Alltagsthemen zum Einstieg?

Tietjen: Nicht unbedingt. Die erste Frage sollte originell sein, sodass die Wahrscheinlichkeit steigt, keine 08/15-Antwort zu bekommen. Aber bitte nicht zwanghaft originell.

Wie schaffen Sie es, Prominenten, von denen man sonst wenig Privates erfährt, ebenjenes zu entlocken - Talent oder Übung?

Tietjen: Das ist in der Tat meine Spezialität. Man braucht sowohl Talent als auch Übung. Im Laufe der Jahre weiß man, wie man Gesprächspartner öffnet. Mein Rezept: Ich kann gut zuhören, bin selbst offen und stelle keine Fragen unter der Gürtellinie. Die Gäste wissen, dass ich ihnen nichts Böses will. Private Themen gehören für mich einfach dazu, schließlich will ich den Menschen kennenlernen.

Herr Bommes, schalten Profifußballer in solchen Momenten nicht sofort auf Autopilot?

Alexander Bommes: Eine typische Juristen-Antwort: Das kommt darauf an (lächelt). Die meisten Fußballer stecken in Zwängen, die wir uns gar nicht ausmalen können. Natürlich wünschen wir uns, dass die Jungs mal ordentlich einen raushauen. Allerdings wissen sie genau, dass jede klare Aussage Folgen hat, Stichwort Schlagzeilen. Mitunter werden die armen Burschen auch Jahre später noch auf einzelne Sätze angesprochen.

Sie selbst waren Handballprofi...

Bommes: Ja, es kommt in der Mannschaftskabine eben nicht so gut an, wenn ein junger Kerl in der Öffentlichkeit flotte Sprüche raushaut. Darauf reagieren ältere Spieler meist allergisch, nach dem Motto: Jetzt hör' mal auf zu quatschen, bringe erst mal deine Leistung. Eine Profimannschaft ist ein intimes Gebilde. Insofern habe ich Verständnis, wenn ein Spieler Sätze sagt wie: „Da müssen sie den Trainer fragen“.

Ich denke nur von Spiel zu Spiel“...

Bommes: „Ja gut, ich spiele da, wo mich der Trainer hinstellt“ oder „Der nächste Gegner ist der schwerste“. Ich habe dazu eine klare Meinung: Wer einen schüchternen 20-Jährigen einlädt, sollte sich nicht darüber wundern oder gar ärgern, wenn der dir solche Sätze um die Ohren haut. Das wäre Zeitverschwendung. Mein Rat: Öfter etablierte Spieler einladen, also diejenigen, die sich mehr erlauben können.

Worüber würden Sie in einer Talkshow auf keinen Fall sprechen?

Bommes: Vorab würde ich kein Thema ablehnen. Man spürt die Grenzen während des Gesprächs. Das ist so ein Gefühlsding. Solange der Moderator mit ehrlichem Interesse fragt, die Zwischentöne seines Gegenübers wahrnimmt und zudem gut vorbereitet ist, kann nicht viel passieren. Bei Bettinas Interviews habe ich bereits nach wenigen Minuten den Eindruck: die Leute haben Lust zu erzählen. Sie schafft eine angenehme Gesprächsatmosphäre.

Tietjen: Es gibt eine Faustregel: Stelle nie eine Frage, die du nicht selbst beantworten würdest. Mich nerven daher auch die Moderatoren, die alles fragen, dabei keine Hemmungen haben, selbst aber nichts von sich preisgeben. Das sind jene Kandidaten, die sofort dicht machen, wenn ihnen jemand eine persönliche Frage stellt. Das ist unlogisch und inkonsequent.

Günther Jauch gilt als einer der besten Fragesteller des Landes, dennoch würde er in einer Talkshow niemals über sein Privatleben sprechen - geschickt?

Tietjen: Fakt ist: Bei „Wer wird Millionär“ stellt er teils sehr, sehr private Fragen. Dass er selbst wiederum nichts Privates erzählt, ist seine Sache. Das will ich gar nicht beurteilen. Ich bleibe dabei, generell gilt: Wer im Talkgeschäft arbeitet, sollte keine Fragen stellen, die er nicht selbst beantworten würde.

Herr Bommes, Sie haben mal gesagt, Sie versuchten eine Sendung so natürlich wie möglich zu moderieren. Wann ist Ihnen das zuletzt schwergefallen?

Bommes: So etwas habe ich gesagt? Das ist ja widersinnig. Man kann doch nicht versuchen, natürlich zu sein! Es gibt da nur: ja oder nein. Ich bin ohnehin ein miserabler Schauspieler. Zwar drücke ich mich vor der Kamera gewählter aus, als wenn wir beispielsweise abends in einer Kneipe miteinander quatschen würden, aber sonst? Nein, das wäre ja Betrug.