Ist eine Fortsetzung beiden Fällen denkbar?

Beide Serien könnten von den Geschichten, die in ihnen stecken, auf jeden Fall weitergehen. Vorher konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie das überhaupt gehen soll.

Welche Bedenken hatten Sie denn?

Ich hatte vorher noch nie eine Serie gedreht und bis zum Schluss gar nicht damit gerechnet, dass wirklich beide Serien zum Vollzug kommen – zumal sich das ZDF-Projekt dann auch noch einmal verschob. Rückblickend waren das beide Male sehr intensive Wochen. Und das Beste: Nach den Dreharbeiten habe ich wieder am Schreibtisch gesessen und ein neues Buch angefangen. Und wieder auf dem Sofa mit meinem Sohn Kekse gemampft, der in den Wochen nämlich auch einen sehr guten Job gemacht hat: er hat mit mir abends den Text für den nächsten Drehtag gelernt.


Sie waren lange Zeit mit der „Schillerstraße“ sehr erfolgreich. Haben Sie noch auf dem Radar, was das Fernsehen im Comedy-Bereich derzeit zu bieten hat?

Die Comedy-Szene hatte ich noch nie extrem im Blick.

Woran liegt das?

Ich habe mich nie als Comedian empfunden und beginne immer zu stottern, wenn Sie mich fragen, was sind Sie denn jetzt? Stotter - stotter - stotter. Ich würde mich Komödiantin nennen, auch wenn das eigentlich nur dem englischen Wort entspricht. Ich mag den Klang in meinen Ohren überhaupt nicht: Comedian. Nein, ich bin kein Comedian!

Klingt auch sehr nach Mario Barth.

Ein Comedian ist für mich eine ganz bestimmte Stanze. Und die hat mich nie interessiert. Ich bin ja eine Zeit lang mit meinem Bühnenprogramm solo durchs Land gezogen. Das hat Spaß gemacht und war schön, aber nach mehreren Terminen hintereinander konnte ich mich selbst einfach nicht mehr hören. Da habe ich mich ernsthaft gefragt, wie das eigentlich die Kollegen machen mit ihren 250 Auftritten im Jahr. Das ist das doch ein Vertreter-Job! Es gibt Leute, die verkaufen Schuhcreme, dann gibt es Leute, die Modeschmuck verkaufen – und es gibt Leute, die stehen jeden Abend irgendwo in Deutschland auf der Bühne und erzählen das gleiche wie gestern und finden sich geil dabei. Das finde ich begrenzt reizvoll. Ich liebe es auch, mit meinem Buch auf Lesereise zu gehen. Da setze ich mich natürlich nicht einfach hin, lese unkommentiert meine Seiten ab und sag dann Tschüss, sondern ich gestalte den Abend so, dass es ein Stratmann'scher Abend ist. Das mag ich gerne, weil es ein klar definiertes Ende gibt. Einmal quer durch Deutschland, fertig. Und das mit einfachem Geschichten-Erzählen, ich bin ja nie emand gewesen, der auf Pointe arbeitet.

Eine Komödiantin ohne Pointen – wie passt das zusammen?

Vielleicht ist das doch nicht der richtige Begriff. Vielleicht wäre „Mensch“ die perfekte Berufsbezeichnung. (lacht)

Klingt nachvollziehbar.

Den Begriff der Komödiantin habe ich gewählt, weil ich damit beschreiben will, dass ich gerne komische Geschichten erzähle. Komische Geschichten haben für mich oft gar keine Pointe. Das Witzigste fände ich ja, wenn Sie jetzt sagen: Frau Stratmann, ich möchte Ihnen gerne mal einen Witz erzählen. Wie sich Menschen bis zur Pointe durchwursteln, das ist für mich unfassbar komisch. Die Pointe selbst ist für mich dagegen oft die pure Langeweile. Und danach dann die Enttäuschung beim Witzeerzähler, dass er mich nicht zum Höhepunkt treiben konnte! Wie der dann seinen Witz verteidigt und um seine Witze-Erzähler-Würde kämpft, da finde ich wiederum irrsinnig komisch. (lacht) 

Einer, der gut Witze erzählen kann, ist Olli Dittrich. Mit ihm haben Sie zuletzt mehrfach zusammengearbeitet. Wie kam das zustande?

Die Schorsch-Aigner-Geschichte hat er ohne mich gemacht und wenn er mich wieder braucht, ruft er wieder an, das ist eine schöne Verabredung. Wir kennen uns seit vielen Jahren, weil wir extrem gerne das mögen, was der andere macht. Das verfolge ich als... Mensch sehr aufmerksam. Vielleicht passen wir beide deshalb so gut zusammen, weil wir in Wirklichkeit ganz unterschiedlich funktionieren, aber das selbe Ergebnis meinen. Wir stellen auf ganz verschiedene Art und Weise das her, was Sie am Schluss zu sehen kriegen. Der Weg ist ein anderer, aber uns eint, dass wir die Dinge gerne aus der Beobachtung heraus zeigen. Und wir können uns in der Reduzierung blind verständigen.

Frau Stratmann, herzlichen Dank für das Gespräch.

"Die Kuhflüsterin" startet an diesem Freitag um 18:50 Uhr im Ersten. "Ellerbeck" ist ab dem 16. Juli donnerstags um 22:15 Uhr bei ZDFneo und in der Wiederholung ab 24. Juli freitags um 22:30 Uhr im ZDF zu sehen.