Vom Start von TNT Comedy ist auch TNT Serie ein Stück weit betroffen. Was bedeutet der Start des neuen Comedysenders für die Ausrichtung von TNT Serie?

Unsere Zuschauer werden sich in Zukunft noch mehr darauf verlassen können, bei TNT Serie Produktionen aus den Bereichen Thriller, Krimi, Mystery oder Sci-Fi angeboten zu bekommen. Da gibt’s in Zukunft für Serien-Fans streng genommen alles außer Comedy. Durch TNT Comedy bietet sich bei TNT Serie nun noch viel mehr Platz für Drama. Auch hier wollen wir die Vielfalt beibehalten und in diesem Jahr über 40 verschiedene Dramaserien zeigen, darunter zahlreiche Deutschland-Premieren von hochkarätigen Serien. Neu kommt etwa im nächsten Jahr das TNT Original "Will" über das Leben des jungen William Shakespeare hinzu. Durch die Koproduktionen, die wir mit TNT und TBS in den USA machen, haben wir grundsätzlich Zugriff auf sehr viel Nachschub für unsere Sender. Künftig werden wir auf beiden Sendern insgesamt noch mehr Serien zeigen als das bisher der Fall gewesen ist. 

Inwiefern spielt dabei auch Exklusivität eine wichtige Rolle?

Das ist für uns sehr wichtig. Das Modell der Koproduktionen im internationalen Turner-Netzwerk bietet schließlich den Vorteil, dass wir alle Rechte an den Serien halten, wodurch wir sie sehr zeitnah und eben vor allem exklusiv nach Deutschland holen können. Gleichzeitig haben wir die notwendigen Box-Set-Rechte, wodurch wir unseren Partnern wie Sky unter unseren Sendermarken ganze Staffeln für ihre On-Demand-Angebote zur Verfügung stellen können.


An welchen Faktoren wollen Sie in den nächsten Monaten und Jahren festmachen, dass die Neuaufstellung Ihrer Sender ein Erfolg für Turner ist.

Ein wichtiger Faktor ist selbstverständlich der Erfolg bei den Zuschauern was wiederum beeinflusst, wie sehr unsere Plattformpartner mit unseren Sendern zufrieden sind. Die Zufriedenheit unserer Partner wird sich ganz konkret in den Neuverhandlungen der Verträge zeigen. Dadurch dass wir einen Großteil unserer Einkünfte von den Plattformen bekommen, spielt es eine ganz große Rolle, welches Feedback wir von dieser Seite bekommen. Wir wollen einen Mehrwert in den Paketen bieten, weshalb wir bei TNT Comedy ganz bewusst nicht nur die Mainstream-Sitcoms zeigen werden. Ein Stück weit spielen aber auch die Quoten eine Rolle, die wir bei TNT Comedy von Anfang an von der AGF ermitteln lassen.

"Ich wünsche mir, dass die AGF ihre Panel-Größe erweitert."
Hannes Heyelmann

Wie viel Aussagekraft besitzen diese Zahlen eigentlich für Turner? Was lesen Sie aus den Quoten, die Sie morgens für Ihre Sender auf den Tisch bekommen? 

Es hilft uns schon in der Programmplanung, weil die Quoten ein gutes Indiz dafür sind, wie bestimmte Formate bei den Zuschauern ankommen. Aber man muss stets beachten, dass die Anzahl der Pay-TV-Zuschauer im Panel, die die Grundlage für die Zahlen liefern, relativ gering ist und die Zahlen stark schwanken können. Es macht daher für uns oft mehr Sinn, die Zahlen auf Monatsbasis zu betrachten. Wenn wir uns dann noch die Abrufzahlen im On-Demand-Bereich anschauen, bekommen wir allmählich ein Gefühl dafür, was vom Publikum angenommen wird. Das ist ein bisschen wie beim Puzzlespiel. Insofern ist die Ankündigung von Sky, die eigene Reichweitenmessung voranzutreiben, ein weiterer wichtiger Baustein für den Markt. Für die Zukunft wünsche ich mir dennoch, dass die AGF ihre Panel-Größe erweitert, um aussagekräftigere Fallzahlen zu erhalten.

Die Zeit, in der reihenweise neue Pay-TV-Sender gestartet sind, scheint vorbei. Sky trennt sich inzwischen sogar von Partnerkanälen. Wie schätzen Sie die Phase ein, in der sich der deutsche Pay-TV-Markt derzeit befindet?

Wir sind weiterhin in einer Wachstumsphase. Da ist kein Ende zu sehen. Das Wachstum kommt derzeit fast ausschließlich von Sky – hier wird es spannend sein zu sehen, welche Rolle Vodafone, die Deutsche Telekom und die UPC-Gruppe in diesem Bereich in Zukunft spielen werden. Dennoch wird es sehr schwierig werden, neue Sender zu starten, die auf eine relevante Reichweite kommen. Aktuell reden wir ja von einer Gesamtpenetration von maximal knapp 20 Prozent. Wenn man dann einen Sender startet, der nicht bei Sky verfügbar ist, dann sind die Erfolgschancen am Markt sehr überschaubar. Hinzu kommt, dass die Pay-TV-Rechte durch verstärkten Wettbewerb mit VoD-Anbietern wie Netflix und Amazon Prime, aber auch durch das Wachstum des Pay-TV-Marktes insgesamt deutlich teurer geworden sind. Da macht es mehr Sinn, sich auf das bestehende Portfolio zu konzentrieren und die einzelnen Marken auf diese Weise noch stärker zu machen.

Ist es perspektivisch womöglich sinnvoller und günstiger, all die Formate, die Sie haben, zum Abruf anzuebieten als lineare Fernsehkanäle zu betreiben?

Unser Ziel ist es, dem Zuschauer die Inhalte unter unseren Sendernamen zugänglich zu machen – sowohl linear als auch on demand. Das ist auch ein wesentlicher Grund, weshalb wir in Deutschland und International so viel selbst produzieren. Nur dadurch können wir die Rechtekette ausreichend kontrollieren. Am Ende kommt es darauf an, den Zuschauern die Inhalte so anzubieten, wie er es möchte. Als reinen On-Demand-Anbieter sehen wir uns sicher nicht. Auch in Zukunft wird der lineare Sender für uns sehr wichtig bleiben.

Herr Heyelmann, vielen Dank für das Gespräch.

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