Lassen Sie uns über die dritte Staffel "Die Höhle der Löwen" reden. Die kommt mit sichtbaren Änderungen...

Das kann man so sagen. Am Format selbst zwar eigentlich nicht, aber in der Konstellation der Löwen natürlich. Die prägen ja letztlich mit ihrer Persönlichkeit die Sendung. Ich möchte mich bei der Gelegenheit bei Vural Öger und Lencke Steiner bedanken, die uns geholfen haben „Die Höhle der Löwen“ zum Erfolg zu machen. Anfangs war das ja durchaus auch ein Risiko, sich an einer neuartigen Show zu beteiligen von der niemand wusste ob sich zur besten Sendezeit ausreichend viele Menschen für Diskussionen über Geschäftsmodelle interessieren würden, nicht zuletzt ja auch für Vox. Mit Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer haben wir zwei starke neue Löwen in Staffel 3 dabei.

Die Personalie Carsten Maschmeyer polarisiert.

Erstens sind wir mal sehr froh darüber, dass wir Ralf Dümmel für uns gewinnen konnten. Er ist ein unbekannter Name in unserer Branche, aber ein riesiger Gewinn für die Show. Er ist sehr telegen und bringt hohe Kompetenz sowie das das nötige Geld mit, um etwas zu bewegen. Zweitens ja, sie haben Recht: Die Personalie Carsten Maschmeyer hat bei der Bekanntgabe stärker polarisiert. Wir haben uns aber mit vollem Herzen für ihn entschieden. Wir brauchen für die „Löwen“ Menschen, die Geld, Kompetenz und Power haben. Anders können wir die sich präsentierenden Unternehmer nicht fördern. Carsten verfügt über alle Attribute und schaut man sich die deutsche Start-Up-Szene an, ist Carsten an zwei der zehn erfolgreichsten letztjährigen Start-Ups beteiligt. Das zählt für uns. Und ich bin mir sicher, dass er die Zuschauer der „Höhle der Löwen“ positiv überraschen wird.

Am Vox-Vorabend läuft Ihr "Biete Rostlaube, suche Traumauto". Was hebt die Sendung Ihrer Meinung nach ab?

Die „Rostlaube" mit Panagiota Petridou ist einfach ehrliches Fernsehen. Hier werden echte Autos verkauft. Das bedeutet auch, dass beim Dreh nicht immer alles nach Plan läuft. Aber so macht es nicht nur den Zuschauern, sondern auch uns am meisten Spaß. Das ist eines dieser bezaubernden Formate, bei dem ich Vox dankbar bin, dass sie diesen Pitch von uns gekauft haben. Die Belohnung sind zweistellige Marktanteile, gerne auch mit der zweiten und dritten Wiederholung.

Das Genre Factual Entertainment hat seit Jahren einen Lauf. Wird der anhalten?

Ich sage mal so: Factual ermöglicht es in Zeiten der Vorsicht, relativ einfach erst einmal drei oder vier Folgen zu produzieren ohne ein großes Risiko einzugehen. Noch dazu lässt sich mit dem Genre das Leben des Publikums abbilden. Und da bin ich mir sicher: Es gibt noch viele Aspekte, die noch nie jemand ins Fernsehen gebracht hat.

Und wie geht es mit der Fiction weiter?

Ich würde mich riesig freuen, wenn es mehr deutsche Serien geben würde. Das Genre zieht die Menschen vor den Fernseher wie „Der Lehrer“ oder zum Beispiel auch der „Club der roten Bänder“ gezeigt hat. Die Serie fand ich auch großartig. Wir sind jetzt in der Produktion der fünften Staffel vom „Lehrer“ und sind vorsichtig optimistisch, dass es auch eine sechste Staffel geben wird.

Bleibt es bei 13 Folgen pro Staffel?

RTL hätte verständlicherweise gerne ein paar Folgen mehr gehabt. Da sich Bücher aber nicht von alleine schreiben und auch die Produktion nicht einfach so gestemmt werden kann, werden wir das wahrscheinlich nicht schaffen. Wir sind zutiefst der Überzeugung, dass es da wichtiger ist, die Qualität zu halten und nicht einfach irgendetwas abzuliefern. Wir wollen ja mit jeder Staffel wieder besser sein als in der vorangegangenen. Diese Einstellung teilen die Kollegen bei RTL, so dass ich mich freue, verkünden zu können: Wir entwickeln eine weitere Serie für RTL. Auch hier soll es wieder um Dinge von Relevanz gehen, die mit erheiternder Tonalität erzählt werden - ganz wie beim „Lehrer“. Über das Thema wollen wir aber derzeit noch nichts verraten.

Dann nur eine Nachfrage: Wird es eine Krimiserie?

Nein. Da produzieren wir mit „Heldt“ im ZDF ja auch schon die beste (schmunzelt). Eine fertige Staffel liegt zur Ausstrahlung ab September bereit und seit April drehen wir auch schon die nächste.

"Es ist zum Trend geworden, eine gute Kritik höher zu gewichten als ein Millionenpublikum"

Schön, dass Sie „Heldt“ ansprechen. Die Serie sollte jünger werden als die sonstigen ZDF-Vorabendserien…

…aber unsere Zuschauer sind genauso alt wie bei den anderen ZDF-Serien. Das ist richtig. Was man nicht ganz verdrängen darf ist, dass der Vorabend beim ZDF ein eingebetteter Sendeplatz ist, wo ein etabliertes Publikum einschaltet und neue Zuschauerschichten schwerer zu generieren sind. Dass „Heldt“ am Vorabend bei den Jungen nicht ganz so klappt, liegt aber vielleicht auch daran, dass die jungen Berufstätigen heutzutage oftmals um 19.25 Uhr noch nicht in Ruhe vor dem Fernseher sitzen. Das sind auch veränderte Lebenswirklichkeiten, die da eine Rolle spielen. In der Mediathek haben wir dafür nämlich viele Aufrufe, denn inhaltlich ist „Heldt“ definitiv eine jüngere Serie.

Sind Netflix und Amazon als mögliche Auftraggeber für Sie interessant?

Ich bin der Überzeugung, dass Streaming ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell ist, das aber bei uns in Deutschland noch ganz am Anfang steht. Es hätte sicherlich einen Reiz, die erste Firma zu sein, die hier bei uns für einen der Streaming-Anbieter produziert. Aber mich irritiert diese Begeisterung auch ein bisschen: Wer Geschichten erzählt, will damit Menschen erreichen. Und über die etablierten Sender erreiche ich im Moment noch ein vielfaches der Zuschauer von Netflix und Amazon. Es ist zum Trend geworden, eine gute Kritik höher zu gewichten als ein Millionenpublikum. Ich mag auch spitze Serien, aber vom Ruhm alleine kann man nicht leben. Ich freue mich mehr über eine gute Quote als eine gute Kritik.

Frau Quentell, herzlichen Dank für das Gespräch.