Herr Simon, wenn Sie die vergangenen Wochen Revue passieren lassen: Welche Neuerungen der Sendeanstalten haben sich aus Ihrer Sicht bewährt bei dieser EM?

Besonders stolz bin ich auf unser EM-Nachmittagsprogramm - Alexander Bommes und Arnd Zeigler haben das überragend gemacht: Das war Leichtigkeit gepaart mit Kompetenz. Da ich in Frankreich als Kommentator unterwegs war, konnte ich nicht alles sehen. Aber als Sportchef des WDR, der sämtliche Inhalte mitgestaltet, checkt man natürlich so oft wie möglich, was die Kollegen so anstellen. Es freut mich, dass unser Konzept so gut aufgegangen ist.

Teils heftige Kritik gab es unterdessen an „Beckmanns Sportschule“ - wie fällt Ihr Fazit aus?

Ich bin ein großer Anhänger des Formats. Bei allen Kontroversen, die die Sendung ausgelöst hat, würde ich auch hier von einem Erfolg sprechen, nicht zuletzt die Zuschauerzahlen belegen, dass das Format vor allem bei jüngeren Menschen gut ankam. Ähnlich sehe ich die Einführung der „Packing-Rate“, dieser spannenden Möglichkeit, Spielszenen zu analysieren. Sogar darüber wurde emsig diskutiert, was ich sehr positiv bewerte. Wir haben bewusst auf Innovationen gesetzt. Und dass jede Neuerung zunächst einmal kritisch gesehen wird, dürfte niemanden überraschen. Ich bleibe dabei: Unsere Rechnung ist aufgegangen.

Die Kritik an „Beckmanns Sportschule“ - und all die Diskussionen darum - bestätigen Sie in der Meinung, alles richtig gemacht zu haben?

Genau so ist es (lächelt).

Lob wäre aber auch nicht schlecht, oder?

Es ist ein Diskussionsprozess in Gang gekommen. Und das ist zunächst einmal nur eins: gut. Die Reaktionen auf „Beckmanns Sportschule“ haben sich im Übrigen gewandelt. Am Anfang konnte man beobachten, dass die überwiegende Mehrheit derer, die sich in den sozialen Netzwerken äußern, irritiert war. Das Gleiche gilt für die Kollegen des Feuilletons. Diese Stimmung hat sich im Laufe des Turniers geändert. Eine Tendenz hin zu: Das ist doch eigentlich ganz lustig, irgendwie anders, ja mutig.

Über welches Lob haben Sie sich zuletzt besonders gefreut?

Ach, ich bin sehr gebremst, was das angeht.

Warum?

Ich beschäftige mich nicht damit. Das Gleiche gilt für das rituelle Bashing, das uns Fußballkommentatoren widerfährt. Das darf man nicht an sich heranlassen. Das schadet einem.

"Wer drei Stunden lang frei redet, kann nicht alles richtig machen."

Wie sehr trifft Sie ein Shitstorm?

Da geht es schon mal los: Ich lese so etwas gar nicht. Selbstschutz ist wichtig in meinem Beruf. Früher habe ich noch gelegentlich den eigenen Namen gegoogelt. Das bringt einen aber weder persönlich noch in der Arbeit weiter.

Gilt das auch für sachliche Kritik?

Wenn sich jemand ernsthaft damit auseinandersetzt, was ich mache, mich also gezielt für etwas kritisiert, und zwar sachlich, dann nehme ich das durchaus ernst, natürlich.

Bitte nennen Sie ein Beispiel.

Wir bekommen sehr, sehr viele E-Mails. All jene, in denen sich die Verfasser konstruktiv mit meiner Arbeit auseinandersetzen, werden an mich weitergeleitet. In der Regel beantworte ich die auch. Denn fest steht: Ich mache Fehler. Wer drei Stunden lang frei redet, kann nicht alles richtig machen. Natürlich passt nicht immer jede Formulierung. All das rechtfertigt keinesfalls die übliche Pöbelei.

Nach dem Viertelfinale Italien gegen Deutschland wurden Sie in auffallend vielen Medien gelobt für Ihre Reportage...

...was ich gern zum Anlass nehme, noch mal nachzuschauen, was so geschrieben wurde.