Am Abend von Katzenbergers Hochzeit bei RTL II haben sie parallel bei RTL "Schau mir in die Augen - Promis unter Hypnose" und bei ProSieben das "ProSieben Länderspiel" on air gehabt. Wem drückt man dann die Daumen?
 
(lacht) Ich würde mir mehr solcher Abende wünschen, auch wenn man letztlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge drauf schaut. Aber wenn uns schon jemand heftig Konkurrenz macht, dann doch bitte wir selbst. Die Live-Hochzeit war ein gelungenes Experiment und die Hypnose-Show hat für RTL solide Marktanteile geholt. Hätte schlimmer ausgehen können. Die Konkurrenz war einfach zu stark.
 
Die Hypnose-Show gehörte jetzt aber nicht zu den Glanzleistungen von Endemol Shine. Da müssen Sie einige Folgen von "Kitchen Impossible" produzieren, um das wieder gut zu machen.
 
Zunächst mal: Mit "Kitchen Impossible" ist unserem Team, gemeinsam mit Vox, ein großartiger Wurf gelungen und in Kombination mit "Hot oder Schrott" ein gelungener Sonntagabend. Kritik an Sendungen müssen wir aushalten. Aber auch Kritiker müssen sich der Kritik stellen und da möchte ich mal sagen: Ich habe bei Hans Hoff nicht verstanden, warum er sich unter so vielen Moderatorinnen an einem schönen Sonntagmorgen ausgerechnet Jeannine Michaelsen rauspickt, um sie auf sehr persönliche Art und Weise und meiner Meinung nach grundlos herunter zu schreiben.

Wahllos war das sicher nicht. Es ging mit aktuellem Aufhänger um Jeannine Michaelsen als prominente Vertreterin einer Gattung von Moderatorinnen und Moderatoren, die unter ihren Möglichkeiten bleiben, weil sie viel moderieren, aber selten zeigen können, was sie können. Aber zweifelsohne gilt auch für uns: Wer in der Öffentlichkeit kegelt, muss damit rechnen, dass andere die Punkte zählen. Kritik nehmen wir gerne an.
 
Die Form fand ich unverhältnismäßig. Es gibt ja auch unterhaltsame Kritik, etwa Hans Hoffs Stück über die Katzenberger-Hochzeit. Ich ärgere mich nicht grundsätzlich über Kritik, weil das Teil unseres Geschäfts ist: Wer Fernsehen produziert, muss - Überraschung - damit rechnen, dass sich das auch jemand anschaut und Geschmäcker verschieden sind.
 
Aber wie viel Zeit bekommt denn heute als Moderatorin oder Moderator, um sich selbst zu etablieren und nicht bloß zu funktionieren?
 
Da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Ich glaube fest daran, dass man Talenten eine Entwicklungs-  und Reifephase zugestehen sollte und es auch davon abhängt, ein wirklich passendes Format zu finden. Stefan Raab und ich durften auf Viva vier Jahre lang ungestraft Blödsinn machen, bis dann etwas daraus wurde, was man großes Fernsehen nennen konnte. Es braucht Expetimentierflächen. In diesem Sinne machen wir mit Jeannine Michaelsen und Annie Hoffmann den "Ponyhof" mit TNT Comedy. Joko und Klaas haben sich von MTV über ZDFneo zum wichtigen Duo für ProSieben entwickelt. Enissa Amani zum Beispiel hat diese Chance, sich in Ruhe entwickeln zu können, nicht bekommen.
 
Also geht "Studio Amani" nicht weiter?
 
Enissa Amani ist ein außerordentliches Talent und eine der wenigen weiblichen On-Air-Persönlichkeiten, die gleichzeitig smart und sexy ist und eine authentische Geschichte zu erzählen hat. Ich persönlich glaube, dass sie auf einem schwierigen Sendeplatz eine respektable erste Staffel abgeliefert hat. Und jetzt sehen wir mal weiter - wir machen mit ihr auf jeden Fall weiter.
 
Mit "500" hat RTL in diesem Sommer auf Ihrem Sendeplatz des "Millionärs" zusammen mit Ihrem Moderator Günther Jauch recht erfolgreich ein neues Quiz von Warner Bros. getestet. Sorgt Sie das?
 
Es zeigt, wenig überraschend, dass sich das Genre Quiz immer noch weiterentwickeln lässt und Günther Jauch ein einzigartiger Moderator ist. Einen Grund für Sorgen gibt es da nicht.
 
Der Neustart von "Deutschlands Superhirn" tat sich sehr schwer. Woran lag’s? Fehlte die heute so beliebte Gelegenheit, bei nur 90 Minuten hinten raus Quote machen zu können?
 
Nein, daran lag es sicher nicht. Ich finde es auch nicht richtig, jede Show die nach einer bestimmten Zeit eigentlich auserzählt ist, ins Unermessliche zu strecken. Sogar eine Stunde kann für eine wirklich gute Show reichen, da ist "Wer wird Millionär?" das beste Beispiel. Die Rückkehr von "Deutschlands Superhirn" war aus Quotensicht unter unseren Erwartungen und hat sich in Folge 2 gesteigert. Nun schauen wir auf die kommenden Folgen. Ich freue mich, dass ein von uns in Deutschland entwickeltes Format inzwischen in acht Länder verkauft wurde. "Kitchen Impossible" oder das von Florida entwickelte "Duell um die Geld" sind weitere Ideen, die international eine Rolle spielen können.

"Wenn uns das Formatgeschäft der vergangenen Jahre eins gelehrt hat, dann dass die nächste große Idee aus jedem noch so kleinen Markt kommen kann."

Und dann ist egal, was aus "Deutschlands Superhirn" wird?
 
Es ist ein Top-Format und nun geht es an die nächsten Folgen.
 
Wie wichtig ist der Faktor Moderation bei dem Format?

Gameshows sind oft Personalityshows, weil es am Ende des Tages nicht um die Fragen oder Gewinne geht, sondern die Interaktion zwischen Moderator und Kandidaten. Auch hier ist "Wer wird Millionär?" mit Günther Jauch ein gutes Beispiel und erklärt, warum dieses Format bei uns weitaus länger erfolgreich on air ist als in anderen Ländern. Heißt: Ein Format allein ist nicht die Zauberformel zum Erfolg.
 
Ohne Herrn Jauch wäre "Wer wird Millionär?" damit also beendet?
 
Da machen wir uns heute keine Gedanken drüber.
 
Sie sprachen gerade kurz ihre neue internationale Rolle bei Endemol Shine an. Vielleicht ein paar Worte dazu?
 
Es geht voran. Nordeuropa entwickelt sich aus meiner Sicht weiter zu einem kreativen Motor unserer Gruppe in Fiction und Show und bietet gleichzeitig oft günstigere Produktionsumfelder als wir sie in Deutschland vorfinden. Das führt natürlich auch dazu, dass man bei neuen Formatideen über Produktionsstandorte für mehrere Märkte nachdenkt.
 
Warum produzieren andere Länder günstiger?
 
Weil in kleineren Märkten die Budgets geringer sind und trotzdem Fernsehen produziert wird. Es geht nicht darum, wieviel buntes Licht im Set hängt, sondern um den Content. Wenn uns das Formatgeschäft der vergangenen Jahre eins gelehrt hat, dann dass die nächste große Idee aus jedem noch so kleinen Markt kommen kann.
 
Herr Wolter, herzlichen Dank für das Gespräch.