Herr Buschmann, wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen Sport und Unterhaltung?

Für mich ist eines der größten Probleme des Sports in Deutschland, dass die Trennung viel zu lange so streng gesehen wurde. Sport ist unterhaltsam, Sport ist Emotion und Sport ist Leidenschaft. Das darf man auch als Kommentator zeigen. Bei ProSieben Maxx zeigen wir das mit unseren NFL-Übertragungen doch ganz wunderbar. Ich habe einen Lieblingssatz: "Das Ereignis macht den Kommentar". Das gilt für den Sport wie für die Unterhaltung, weil beides gar nicht so weit voneinander entfernt ist. Wenn die Post abgeht, dann darf man auch genau so kommentieren. Wenn man aber aus einer langweiligen Veranstaltung versucht, Circus Krone zu machen, dann wird’s irgendwann schwierig.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Einsatz in der Unterhaltung?

Das war bei "Schlag den Raab". Damals hatten mir ganz viele Sport-Kollegen davon abgeraten, den Job anzunehmen. Sie sagten mir, dass das den Tod für meine Karriere als Sportkommentator bedeuten würde. Ich habe das damals schon nicht verstanden und heute sagt das natürlich keiner mehr. Viele meiner Kollegen sind ja mittlerweile selbst in den unterschiedlichsten Shows unterwegs. Das eine schließt das andere eben nicht aus.

Haben Sie sich damals keine Gedanken über mögliche Konsequenzen gemacht?

Nein, das war gar kein Thema. Bis zu meinem Einstieg hatte ich keine Ausgabe der Sendung angesehen, weil ich samstags oft genug selbst als Sportkommentator unterwegs war. Ich spürte also keinerlei Ehrfurcht. Die Frage, ob ich mich zwischen Sport und Unterhaltung entscheiden muss, hat sich mir glücklicherweise nie gestellt. Gott sei Dank auch nicht meinen Auftraggebern. (lacht)

Es gab also nie die Sorge, Ihr eigentlicher Job als Sportjournalist könnte durch zu viele Show-Einsätze in den Hintergrund treten?

Ich gehe jede Wette ein, – und das klingt jetzt ganz schlimm arrogant – dass es in diesem Land wenige Menschen gibt, die mich im Sport-Wissen kriegen können. Und da rede ich nicht nur vom Fußball. Wenn ich Sport gemacht habe, dann hat der Sport für mich immer im Mittelpunkt gestanden. Teilweise war ich meinen Mitstreitern und Vorgesetzten in Unterhaltungssendungen sogar zu sportlich. Wenn Stefan Raab Speerwurf machen musste, war das für mich ein Speerwurf-Wettbewerb. Das wird also immer meine Kernkompetenz bleiben. Mit der Zeit habe ich aber gelernt, wie Unterhaltung funktioniert. Heute kann ich sagen: Unterhaltung ist Unterhaltung, Sport ist Sport - aber Sport ist auch Unterhaltung.

Frank Buschmann© DWDL.de / Kevin Hennings

DWDL.de-Redakteur Alexander Krei im Gespräch mit Frank Buschmann

Tatsächlich hat auch Stefan Raab die Wettkämpfe immer sehr ernst genommen.

Genau darin lag ja der Erfolg der Show! Nur so wird ein Schuh daraus. Ein anderes Beispiel ist "Ninja Warrior Germany". Wir hätten die Sendung auch ganz anders machen können, hätten dramatische Geschichten kreieren können. Und wir hätten natürlich Leute vorführen können, die besonders lustig aussehen. Genau das ist aber nicht der Fall gewesen. Meine Zusage bei RTL war daran geknüpft, dass wir die Sendung ernst nehmen. Alle Unterhaltungs-Shows, in denen es komplett egal ist, wie sie ausgehen, laufen ohne mich. Wenn da irgendeine Flitzpiepe beim ersten Sprung im Wasser landet, ist das kurz witzig, reizt mich aber nicht lange. Wahrscheinlich hat mich Raab mit seiner Mentalität und seinem Ehrgeiz in diesem Punkt auch ein Stück weit geprägt.

2013 haben Sie Sport1 nach 20 Jahren verlassen. Inwiefern war das ein Risiko?

Das war ein Risiko, natürlich. Aber man muss daraus auch keine Helden-Story machen, denn ich bin mit meinem Schritt weich gefallen. Ich wusste, dass ich bei Stefan auf jeden Fall einen Job bekomme und war gleichzeitig selbstbewusst, dass ich im Sport etwas finden werde – auch wenn ich bis dato wirklich noch keinen neuen Sport-Job hatte. Rückblickend betrachtet war der Wechsel der Chefredaktion bei Sport1 das beste, was mir passieren konnte. Das klingt total bescheuert, aber ich bin Olaf Schröder total dankbar dafür, dass wir uns damals beide eingestanden haben, eine andere Philosophie und Vorstellung vom Fernsehen zu haben und nicht zusammenpassen.