Ihre Offenheit und Ehrlichkeit konnte man bereits sehen, als Sie zusammen mit Micky Beisenherz "Das Lachen der Anderen" gemacht haben, wo Sie ja auch auf ganz normale Menschen trafen.

Ich glaube, alle waren normal, bis auf Micky und mich. Aber auch das war echt und kein Fake.

Woher kommt diese geringe Berührungsangst?

Das weiß ich nicht wirklich. Ich denke, ich bin einfach so erzogen worden. Ich drücke gerne Knöpfe bei Menschen und schaue, was passiert. Es ist interessant für mich, dass man einfach mal reden kann. Manchmal gibt's natürlich auch mal Missverständnisse, aber im Grunde stehe ich einfach nur dafür ein, einfach mal mehr miteinander zu reden.

Haben Sie eigentlich Vorbilder, die Sie bewundern?

Als Kind habe ich Hape Kerkeling und Otto Waalkes bewundert. Das Wort "Bewunderung" trifft in diesen Fällen wirklich zu. Im deutschen Raum war's das dann aber auch. In Amerika finde ich Comedians wie Dave Attell oder Jerry Seinfeld toll. Auch Jimmy Fallon und Jimmy Kimmel spielen in einer eigenen Liga.

"Die neue Stand-Up-Szene in Berlin macht Hoffnung."
Oliver Polak

Um die deutsche Comedy ist es also nicht gut bestellt?

Das hat teilweise nicht viel mit der Realität zu tun, sondern wirkt häufig sehr konstruiert. Der schwarze Toiletten-Mann, der Rassismus protegiert oder Bülent Ceylan mit seinen langen Haaren, der keine Pointen hat und den Zuschauern für 50 Euro das glückliche Gefühl vermittelt, vom Türken nicht aufs Maul bekommen zu haben.

Worauf führen Sie das zurück?

Der alte "Quatsch Comedy Club" hat eine eigene Form von Stand Up entwickelt. Er hat den Leuten eingeredet, dass man als Comedian eine "Verkleidung" oder ein übertriebenes Merkmal braucht, um witzig zu sein. In Deutschland wollen viele einfach nur geliebt werden. Man muss aber auch mal anecken. Ich kenne das von den amerikanischen Comedians anders: Die gehen auf die Bühne und nutzen ihre Biografie. Die neue Stand-Up-Szene in Berlin macht allerdings Hoffnung. Da gibt es eine gemischte Truppe aus englischen und deutschen Acts, die bei Open Mics über ihr Leben erzählen. Da treffen unfassbar viele verschiedene Kulturen aufeinander.

Ist es für Sie denn wirklich einfacher als Sie selbst auf der Bühne zu stehen, oder macht es das nicht in Wirklichkeit schwieriger, weil Sie doch sehr persönlich werden müssen?

Das ist sehr nervenaufreibend. Man kann sich nämlich nicht verstecken. Es kommt manchmal vor, dass ich mit meinem Humor Menschen verletze. Aber ich werde dadurch auch selbst verletzlich.

Warum suchen Sie im Fernsehen eine noch größere Bühne?

(überlegt) ...das ist echt 'ne gute Frage. Beim "Lachen der Anderen" wollte ich wirklich neue Sachen lernen. Ich wusste nichts über Multiple Sklerose und wollte unbedingt Kleinwüchsige in der Sendung haben. Es ist eine Herausforderung gewesen, über diese Menschen ein Stand-Up-Programm zu schreiben. Und mich wie ProSieben jetzt in eine Talkshow zu stecken, von der keiner weiß, was am Ende dabei herauskommt, finde ich auch mutig. Wenn's schief läuft, kann ich aber immerhin sagen, dass ich der einzige Moderator bin, der schon depressiv war, bevor die Quoten erschienen sind.

Herr Polak, vielen Dank für das Gespräch.