Wann haben Sie gemerkt, dass Sie Menschen zum Lachen bringen können?

Recht früh. Schon mit zehn, zwölf Jahren hatte ich eine Ahnung, dass es so etwas wie Timing gibt – auch wenn es das Wort damals noch nicht gab. Bei meinem Vater habe ich schon ganz früh eine Komik entdeckt, bei der ich mich weglachen konnte. Wohl gemerkt: Komik, nicht lustig – lustig interessierte mich nie. Gewisse Dinge mache ich heute noch auf der Bühne, von denen ich schon mit 16 wusste, dass sie richtig sind.

Ist das etwas, das man lernen kann?

Lernen kann man es, wenn man nicht dazu gezwungen ist. Man kann sich immer etwas von Leuten abgucken. Selbst Rudi Carrell habe ich noch etwas abgeguckt – und er sich von mir auch.

Was haben Sie sich abgeguckt?

Rudi hatte ein unglaubliches Timing. Wenn du dachtest, es fällt ihm nichts mehr ein, dann erst spuckte er die Pointe aus. Er hing nie, sondern wartete noch eine Sekunde. Das war großartig und ich habe nie mehr etwas Vergleichbares erlebt. Er wusste nicht immer, dass es eine Pointe ist, aber er hat es so behandelt.

Was verstehen Sie unter Komik?

Wenn man Humor hat, muss man auch über sich selbst lachen können. Es sind ja die Alltagsdinge, die wahnsinnig komisch sind. Wenn Sie zum dritten oder vierten Mal eine Tür aufstoßen und sie kommt wieder zurück. Oder Sie wollen eine Zeitung umblättern und es will einfach nicht klappen – das sieht komisch aus, auch wenn es für Sie selbst ein Kampf mit der Tücke des Objekts ist. Diese Dinge zu beobachten oder die vielen Missverständnisse zu erleben, wenn Menschen todernst aneinandervorbeireden. Genau dann entsteht Komik.

Wo beobachten Sie Menschen?

Permanent. Auch Sie jetzt.

Was fällt Ihnen auf?

Sie falten Ihre Hände schon die ganze Zeit.

Das ist diese Lanz-Geste, die ich mir antrainiert habe.

Die ist auch richtig so. Der sammelt sich immer und nimmt macht dann diese Zuhörgeste ein, in dem er sich nach vorne beugt. Und mit den Händen wird das dann geschlossen. Also beste Körpersprache, wenn Sie so wollen.

Nicht tot zu kriegen© RTL / Frank Dicks

Helmut Kraft (Jochen Busse), Dagmar Kramer (Caroline Frier), Nina Holtmann (Amelie Plaas-Link), Ingrid (Claudia Neidig)

Worüber können Sie überhaupt nicht lachen?

Über die Absicht. Wenn ich spüre, es macht einer etwas, damit ich lachen muss, dann ist es schon aus. Wenn einer auf der Bühne einen Hut trägt, der da nicht hingehört, und er denkt, ich platze nur so vor Lachen, dann denke ich eher: Mein Gott, ist das armselig.

Ist es denn leicht, Sie zum Lachen zu bringen?

Oh ja! Ich habe am Rosenmontag mit meiner Familie "Ball im Savoy" in der Komischen Oper gesehen. Dagmar Manzel tat in einer Parodie so, als könne sie französisch – eine uralte Kiste, tausend Mal gesehen, aber von ihr dermaßen perfekt gemacht, dass ich laut losmachen musste, noch bevor alle anderen im Saal damit anfingen. Das war eine großartige Einlage, bei der ich vor Lachen gebrüllt habe, weil es so perfekt war. Das Geheimnis lag darin, dass es ernsthaft war. Du spürst, dahinter ist ein Gedanke, eine Arbeit, eine Ernsthaftigkeit. Das übe ich selbst auch heute noch.

Wie bereiten Sie sich auf neue Rolle vor?

Sie lesen einen Satz und denken sich: Was kann er denn noch sagen? "Machen Sie mal die Tür zu" ist eine Anweisung, zu der es nicht viel mehr zu sagen gibt. Aber Sie können eben auch sagen: "Machen Sie mal die Tür zu." Dann hast du sofort viele Gedanken im Kopf. Das sind Dinge, die man als Handwerkszeug mit der Zeit mit sich trägt.

Wird das denn mit den Jahren leichter, weil man es so oft gemacht hat, oder wird es gerade deshalb schwieriger?

Tolle Frage, denn viele Sachen sind tatsächlich so abgegriffen, dass man sich fragt, wer darüber lachen soll, wenn man es selbst schon nicht mehr tut. Aber manchmal lernt man im Alter, dass dieses Abgegriffene durchaus seine Legitimität hat. Leute lachen schon gern über das, was sie schon kennen. Sie müssen es eben ein bisschen neu verpacken, damit die Zuschauer das Gefühl haben, der Künstler zitiert etwas, weil er weiß, wir haben Spaß daran.

Sie spielen gerne Menschen, die sich aufregen. Woher kommt das?

Man muss ja etwas von sich reingeben. Und ich beobachte immer, dass die Unzufriedenheit mit sich selbst die Unzufriedenheit mit der Gesellschaft ausmacht. Es kommt immer durch das Aufregen, weil ich (schreit) NICHT VERSTEHE, DASS DIESER MENSCH DA DRÜBEN DAS NICHT BEGREIFT! Das hat eine cholerische Komik. Wenn ich jemanden beobachte, der die Kontrolle über sich verliert, dann ist das immer komisch. Komik hat ja immer etwas Entkleidendes.

Worüber regen Sie sich privat auf?

Momentan über einiges. Einmal über mich selbst, über die eigene Unzulänglichkeit. Man denkt immer, man bekommt alles hin – aber was ich bis jetzt noch nicht hingekriegt habe, schaffe ich auch mit 76 nicht mehr. Und natürlich kann ich mich darüber aufregen, dass ein Scharlatan der mächtigste Mann der Welt ist. Das ist einfach unbegreiflich, weil er ja doch ein Kind der Aufklärung ist. Da wird dann plötzlich von alternativen Fakten gesprochen. Ja, entschuldigen Sie, was ist das denn? Und weil ich fassungslos bin, bin ich nicht gelähmt, sondern brülle rum. Wenn ich mich einmal nicht mehr aufrege, dann bin ich wirklich alt.