Herr Niehaves, Sie moderieren seit fast zwei Jahren das ZDF-Magazin "WISO", seit einigen Wochen im neuen Design. Hat sich der Relaunch bewährt?

Das war ein spannender Prozess, weil es eine große Herausforderung ist, eine so alte und bekannte Marke wie "WISO" neu zu konzipieren. Die vergangenen Wochen waren entsprechend aufregend, aber es fühlt sich genau richtig an. Unser Ziel war es nicht, auf Anhieb allen zu gefallen – das Konzept musste funktionieren und modern aussehen. Von den Zuschauern haben wir erstaunlich wenig Resonanz darauf bekommen. Normalerweise erhält man viel Gegenwind, wenn man etwas ändert. Es gab wenig Kritik, aber ehrlich gesagt auch wenig Lob. (lacht)

Was schließen Sie daraus?

In meiner schwäbischen Heimat sagt man: Net g'schwätzt isch' g'nug gelobt. Offenbar fühlen sich unsere Stammzuschauer noch immer wohl. Hätten wir etwas gemacht, das ihnen nicht zusagt, dann hätten wir viele kritische Zuschriften bekommen. Da bin ich mir sicher.

Lassen sich denn auch abseits des Optischen Veränderungen bei "WISO" feststellen?

Das Besondere bei "WISO" ist, dass der Moderator gleichzeitig der Redaktionsleiter ist. Da ist es ganz verständlich, dass jeder, der das machen darf, seine persönliche Note einbringt. Das fängt bei der Art und Weise an, wie man seine Moderationen schreibt, und geht bis hin zur Auswahl der Themen. Ich habe natürlich meine eigenen Vorstellungen, wie eine solche Sendung heute funktionieren kann. Wir müssen gute Geschichten erzählen und die Menschen damit berühren. Darum wagen wir uns regelmäßig auch an ungewöhnliche Themen. Wir wollen mehr machen als Tests und Checks und stattdessen auch sozialpolitische Themen wieder verstärkt in die Sendung nehmen.

Gut, dass Sie es ansprechen. Ursprünglich stand "WISO" für "Wirtschaft und Soziales", heute wird die Sendung auf der Website als "Magazin für Wirtschaft und Verbraucher" beworben.

Unsere Gründungsväter haben sich viele Gedanken über den Namen gemacht und ich bin der Meinung, dass uns dieser Auftrag bis heute beschäftigen muss. Wirtschaft und Soziales sind zwei Themen, die ganz eng miteinander verknüpft sind. Daher ist es wichtig, das Soziale als festen Teil der Sendung beizubehalten. Gleichzeitig sind Verbraucherthemen nach wie vor ein starkes Element. Wir waren vor mehr als 30 Jahren die ersten, die aus Verbrauchersicht auf Produkte geschaut haben, und wir haben auch heute noch den Anspruch, den Zuschauern wirkliche Tipps zu geben, die den Alltag erleichtern.

Mit derartigen Themen setzen sich inzwischen zahlreiche Formate auseinander, gerade erst hat die ARD eine neue Verbrauchersendung zur besten Sendezeit gestartet. Wie schwierig ist es, sich davon abzusetzen?

Wir stellen immer wieder fest, dass unsere Rubriken wie "Teuer oder billig?" oft von der Konkurrenz 1:1 nachgemacht werden. Das schadet uns allerdings nicht. Unser Vorteil ist, dass wir eben nicht nur auf Verbraucherthemen setzen, sondern ein breites Spektrum abbilden wie etwa den weltweiten Handelsstreit, die wirtschaftlichen Probleme Griechenlands oder die Arbeitsbelastungen in Altenheimen. Der Themen-Mix ist bei "WISO" einzigartig – dadurch unterscheiden wir uns.

Ihre Sendung läuft im sogenannten "Werberahmenprogramm", will sich aber kritisch mit Produkten auseinandersetzen, die ja teils auch in den Werbeblöcken beworben werden. Wie passt das zusammen?

Für mich hat das keine große Bedeutung, weil wir mit dem Werbefernsehen nichts tun haben. Manchmal sind die Zuschauer allerdings irritiert, wenn beispielsweise eine Bank in der Werbepause einen Spot schaltet, obwohl wir kurz zuvor kritisch über sie berichtet haben. Aus meiner Sicht ist das allerdings der beste Beweis dafür, wie unabhängig und frei wir sind.

Dennoch stellt das ZDF Werbefernsehen Sie und ihre Sendung in diesen Tagen bei seiner Jahrespräsentation in den Mittelpunkt. Welche Rolle nehmen Sie dabei ein?

Ich werde Werbung für die Marke "WISO" machen, die einen sehr hohen Wert fürs ZDF hat – und zwar nicht nur, weil in diesem Umfeld Geld verdient wird. Es wird darum gehen, welche Veränderungen wir in den vergangenen Monaten angestoßen haben. Viel mehr werde ich da gar nicht sagen können. Ich freue mich aber darauf, einmal die Menschen kennenzulernen, die sich für unsere Sendung interessieren.

Auffällig ist, dass "WISO" zwischen all den ZDF-Vorabendserien um 19:25 Uhr das einzige Magazin ist. Macht das den Kampf um Aufmerksamkeit schwieriger?

Das ist nicht so einfach. Wir überlegen uns jede Woche aufs Neue sehr genau, wie wir uns aufstellen und wie wir unsere Stücke setzen, damit wir im Umfeld des Vorabendprogramms möglichst gut abschneiden. Gleichzeitig können wir uns aber auch auf unseren Mehrwert verlassen, den wir bieten. Und die steigenden Quoten der vergangenen eineinhalb Jahre haben gezeigt, dass uns das offensichtlich trotz starker fiktionaler Konkurrenz ganz gut gelungen ist.

Wo kann sich "WISO" noch verbessern?

Im Netz. Wir wollen genau das, was wir im Fernsehen geschafft haben – nämlich die Nummer eins bei Fragen zu Wirtschaft und Verbraucherthemen zu sein –, auch online erreichen. Das ist eine riesengroße Aufgabe, weil wir als Fernsehredaktion gewachsen sind und auch ein Stück weit lernen müssen, neu zu denken, um angesichts der Vielzahl an Konkurrenz-Angeboten im Internet gefunden zu werden. Und zwar auch von jüngeren und anderen Menschen als jenen, die wir jeden Montag im Fernsehen erreichen.

Herr Niehaves, vielen Dank für das Gespräch.