Kurz bevor Stefan Raab seine Fünf-Tage-Woche absolviert hatte, fasste die berühmte "TV total"-Stimme von einst noch einmal "die wildeste Woche in der RTL-Geschichte" (O-Ton Raab) zusammen und erklärte die neue Show von "König Lustig" zum "großen Comeback nach zehn Jahren". Eine flapsige Bemerkung, natürlich, immerhin hatte sich Raab ja mit einigem Tam-Tam bereits vor einem Jahr zurückgemeldet. Vor diesem Hintergrund ließ sich aus ihr auch das Eingeständnis eines Fehlers herauslesen.

Tatsächlich fühlt sich die neue "Stefan Raab Show", die RTL zu Promo-Zwecken eine Woche lang täglich in einer Mini-Version um 20:15 Uhr auf Sendung schickte, ein Stück weit an wie die Show, die Raab vor einem Jahr schon hätte machen müssen, als er überraschend seine TV-Rente beendete. Doch damals hielt es der Altmeister zunächst für eine gute Idee, eine "Entertainment-Quiz-Competition-Hybrid-Show" an den Start zu bringen, die alles beinhalten sollte, was er kann. Von nichts weniger als einer "Verpflichtung gegenüber dem Land" sprach Raab damals.

Zwölf Monate liegt diese Ankündigung mittlerweile zurück – und irgendwann in der Zwischenzeit muss bei Raab und RTL gleichermaßen die Erkenntnis gereift sein, dass es vermutlich einen guten Grund dafür gibt, dass sich bis dato niemand an einem Cross-Over-Konzept wie bei "Du gewinnst hier nicht die Million" versucht hat.

Nun, zum Start in sein zweites RTL-Jahr, macht Raab also doch das mit den Fähnchen und lässt den ganzen Quiz-Quatsch einfach komplett beiseite. Lustige TV-Ausschnitte, eine Fahrt zum McDonald's-Drive-In, Gäste wie Bully und Dennis Schröder, garniert von kalkulierter Empörung durch einen Penis-Akrobaten, der einst auch schon mal bei "TV total" zu sehen war. Jetzt ist bei Raab endgültig alles wie früher. Mag die Welt auch Wandel sein - bei Stefan Raab scheint es, als sei die Zeit stehen geblieben.

Mit den ersten Quoten der "Stefan-Raab-Show" kann man in Köln indes zufrieden sein, auch wenn schon am vierten Tag plötzlich nur noch ein einstelliger Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erzielt wurde. Im Schnitt verzeichneten die fünf Kurz-Ausgaben jedoch gute zwölf Prozent – sollten sich die Werte dauerhaft auf diesem Niveau einpendeln, wird man in der Deutzer Sendezentrale vorerst durchatmen können.

Marktanteils-Trend: Die Stefan Raab Show

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Quelle: DWDL.de-Recherche
dwdl.de/zahlenzentrale
ab 3 Jahren
14-49 Jahre

Klar ist aber auch: Dieser Schuss muss sitzen. Zum Flop sollte die "Stefan-Raab-Show" aus Sicht des Senders besser nicht avancieren, denn einen dritten Comeback-Anlauf mit geheimnisvollen Ankündigungen und besonderen Programmierungen wird selbst die kreativste RTL-Kampagne dem Publikum kaum vermitteln können. Und, schlimmer noch: Auch der Raab-Nimbus wäre im Falle eines neuerlichen Scheiterns wohl endgültig dahin. 

"Die Stefan Raab Show", mittwochs um 20:15 Uhr bei RTL