Über die bewegte Vergangenheit der ARD-Telenovelas haben wir in der Vergangenheit bereits ausführlich berichtet. Und auch die Tatsache, dass es bei "Rote Rosen" in diesem Herbst zu umfassenden Veränderungen kommen wird, ist spätestens seit dem Frühjahr klar (DWDL.de berichtete). Nun steht die neue, mittlerweile 24. Staffel der täglichen Serie kurz bevor - und diese wird tatsächlich viel Neues mit sich bringen. Fans können sich nicht nur auf neue Geschichten einstellen, sondern auch auf einen neuen Look. 

Bereits bekannt war, dass pro Folge künftig nur noch ein Regisseur verantwortlich ist und es einen neuen Rhythmus innerhalb der Episoden geben soll. Auch die generelle Aufstellung mit zwei weiblichen Hauptfiguren, Lou gespielt von Eva Maria Grein von Friedl und Jess gespielt von Juana Nagel, stand schon fest. Jess ist Ende 20 und wird unbeabsichtigt durch den Mann von Lou schwanger. So entstehen bei beiden Frauen eine ganze Reihe von unterschiedlichen Fragen. Für "Rote Roten" soll die Figur der Jess auch dazu dienen, ein jüngeres Publikum als bislang anzusprechen. 

Jan Diepers © Studio Hamburg Serienwerft Jan Diepers
Weil Streamer mit Formaten wie "Elité" (Netflix) und "Maxton Hall" (Prime Video) sehr erfolgreich waren, wähnt man nun auch bei der Studio Hamburg Serienwerft sein Glück im Bereich Young Adult - die Fans dieses Genre will man in den neuen "Rote Rosen"-Folgen deutlich stärker ansprechen als früher. Man erzähle im Kern Modern Romance, sagt Jan Diepers, Geschäftsführer der Produktionsfirma, gegenüber DWDL.de. Das seien vor allem Geschichten über Beziehungen im Wandel, über das Suchen und Finden von Nähe und über zweite Chancen.

Mit mehr Young Adult in die Zukunft

"Das war schon immer der Markenkern von Rote Rosen. Was sich verändert hat, ist die Art, wie wir diese Geschichten inszenieren: emotional direkter, visuell moderner, mit mehr Tempo und Leichtigkeit", sagt Diepers. Angst, Stammpublikum möglicherweise zu verprellen, hat der Produzent nicht. "Mit der neuen Ausrichtung kehren wir zu den Kernkompetenzen von Rote Rosen zurück: Eskapismus, emotionale Wärme und das Wohlfühlgefühl, das die Serie immer ausgezeichnet hat", so Diepers. 

"Wir haben das gesamte Studio nahezu entkernt", erklärte der Serienwerft-Chef im April gegenüber DWDL.de. Künftig werden die Zuschauerinnen und Zuschauer hier gedrehte Szenen aber weniger oft sehen, stattdessen dreht man mehr an Außenmotiven. Der Anteil der Aufnahmen aus Lüneburg und der umgebenden Natur sei von rund 10 auf mehr 40 Prozent pro Folge gesteigert worden. "Dadurch und einem geänderten Lichtkonzept im Studio wirkt die Serie luftiger, heller und lichtdurchfluteter."

"Das sind die größten Veränderungen, die Rote Rosen je erlebt hat – und sie kamen genau zum richtigen Zeitpunkt"
Jan Diepers, Geschäftsführer Studio Hamburg Serienwerft


Die Ausweitung der Zielgruppen-Ansprache macht sich derweil auch im Key Visual der Serie bemerkbar, erstmals gibt es davon zwei unterschiedliche Versionen. Eins davon ist recht klassisch gehalten und thematisiert das Dilemma der Ausgangssituation, das andere ist auf ein junges Publikum zugeschnitten. Statt eines positiven Schwangerschaftstests gibt es hier ein vermeintlich junges Glück zu sehen. "Auf diese Weise können wir die verschiedenen Zielgruppen schon auf den ersten Blick präziser ansprechen, ohne dabei unseren Markenkern aus den Augen zu verlieren. Das ist strategisch wichtig für die Positionierung der Staffel", sagt Jan Diepers im Gespräch mit DWDL.de. 

Key Visuals Rote Rosen S24 © Studio Hamburg Serienwerft Das Key Visual in zweifacher Ausführung: Links klassisch gehalten, rechts auf ein junges Publikum zugeschnitten.

TikTok-Star singt neuen Titelsong 

The Shana Official © Stefanie Jockschat The Shana Official
Beim Versuch, verstärkt auch jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer anzusprechen, setzt man darüber hinaus auf einen deutschen TikTok-Star. So steuert Shana Braungart-Zink, besser bekannt als The Shana Official, den Titelsong zur neuen Staffel bei. Mit rund 9 Millionen Followern auf TikTok gehört die junge Frau zu den größten Social-Media-Stars dieser Zeit. Bekannt wurde sie auch durch ein Cover von "Du hast den Farbfilm vergessen" von Nina Hagen. "Dass sie unseren Titelsong singt, ist für uns mehr als nur ein musikalisches Update: Es ist ein symbolischer Schulterschluss zwischen Tradition und Gegenwart. ‚Rote Rosen‘ bekommt durch Shanas Interpretation einen neuen Klang, der vertraut wirkt und zugleich spürbar frischen Wind bringt. Diese Mischung aus Wärme und Modernität – das ist genau der Ton, den wir für die Zukunft der Serie anstreben."

Ebenfalls neu: Künftig sind bei "Rote Rosen" mehrere Vorspänne im Einsatz. Je nachdem, welcher gerade zu sehen ist, stehen dort verschiedene Charaktere im Mittelpunkt. Bei der Produktion der Vorspänne kam auch Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz, etwa bei der Animation der Blumen im Hintergrund. Erstmals ist eine Folge mit neuem Vorspann in der kommenden Woche am 5. November im Ersten zu sehen - und einen Tag zuvor in der Mediathek. Schon jetzt kann man sich alle Versionen ansehen. 

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"Künstliche Intelligenz spielt bei ‘Rote Rosen’ inzwischen eine unterstützende, aber keineswegs kreative Hauptrolle", erklärt Produzent Jan Diepers. Man setze KI dort ein, "wo sie Produktionsprozesse effizienter und präziser machen kann - nicht, um Kreative zu ersetzen". Darüber hinaus hat man eine KI mit den Drehbüchern von mehr als 4.300 Folgen trainiert, um künftig schneller auf Details zur Serie zurückgreifen zu können. "Wenn wir etwa für einen Trailer alle Küsse oder bestimmte Requisiten suchen, liefert uns die KI innerhalb von zehn Sekunden eine exakte Liste und Fundstellen im Videoarchiv." Im Bild kommt KI bislang nur in artifiziellen Momenten vor, also etwa bei Vorspännen oder Traumsequenzen. 

"Das sind die größten Veränderungen, die Rote Rosen je erlebt hat – und sie kamen genau zum richtigen Zeitpunkt", sagt Jan Diepers im Gespräch mit DWDL.de. In der Vergangenheit hatte man zwischen den Staffeln meist nur rund zwei Wochen Pause - in diesem Jahr waren es erstmals fünf Monate. Das nutzen Sender und Produktionsfirma, um die Serie auf den Kopf zu stellen. "Wir wollten nicht einfach modernisieren, sondern bewahren, was Rote Rosen ausmacht: emotionale Nähe, Hoffnung und die Freude am Erzählen. Nur eben in einer Form, die heutige Sehgewohnheiten besser abholt", sagt Diepers. 

Ob das neue Konzept mit seinen vielen Veränderungen aufgeht, oder ob man möglicherweise doch angestammte Zuschauerinnen und Zuschauer verschreckt, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Nachdem Das Erste die ARD-Telenovelas zuletzt aber halbieren wollte, nur um dann doch wieder einen Rückzieher zu machen und sie in der bisherigen Form zu verlängern, scheint klar: Wenn man am Format schrauben will, ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.