Es gibt kein Vorbeikommen: KI-generierte Inhalte dominieren immer wieder die Startseiten sozialer Plattformen. Eigentlich kein Wunder, schließlich können die künstlichen Sequenzen mittlerweile ohne großen Aufwand für die breite Zielgruppe produziert werden. Im Kampf um das beliebteste Modell geht es aber nicht nur um Leistung, sondern auch um digitale Sichtbarkeit.
Die Beitragsarten unterscheiden sich in nur wenigen Aspekten. Grundsätzlich sind die meisten Veröffentlichungen eher unterhaltender Natur. Sogenannte “KI/AI-Slops”, deren Zusammenhang völlig kontextlos vorliegt, fallen in die Kategorie des “Brainrot”. Im Gegensatz dazu können künstliche Videos auch an (netz-)kulturelle Ereignisse geknüpft sein, um so eine inhaltliche Verbindung herzustellen und gleichzeitig mediale Relevanz zu schaffen.
Parallel zu den voranschreitenden Funktionen und Qualität der Modelle entwickeln sich auch die KI-basierten Formate auf Instagram und TikTok weiter. Zunächst war der Einsatz von Künstlicher Intelligenz für das Publikums wenig ersichtlich: ein erster Anwendungsfall fiel auf den Bereich der sogenannten Sludge Videos, ein Zusammenspiel aus Storytelling und Unterhaltungskomponenten.
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Der Erfolgsfaktor: Die Videoproduktion basierte vordergründig auf bereits etablierten Geschichten anderer Plattformen. Unbefugterweise wurde das Fremdmaterial von Reddit oder interaktionsstarken Foreneinträgen entwendet. Anschließend wurden ausgewählte Inhalte mittels generativer Text-Sprach-Software vertont. Als visuelle Ebene dienen auf der Kurzvideoplattform native und bekannte Spielszenarien, die entweder im Hintergrund eingebettet oder durch einen geteilten Bildschirm visualisiert wurden.
Die Ausspielung der Sludge Videos erfolgt zunehmend automatisiert und unabhängig des restlichen Plattformgeschehens. Die Hauptintention bestand in der Monetarisierung der Account-Aktivität mit minimalen Produktionsaufwänden. Für TikTok besteht hier die Chance auf einen kontinuierlichen Einnahmezyklus, der mit Erfüllung bestimmter Bedingungen (mehr als 10.000 Follower und kontinuierlichen Aufrufzahlen) erzielt werden kann.
Das Medium selbst verankerte bereits KI-Produkte in der eigenen Plattform: Innerhalb der “Creator Search Insights” platziert TikTok unterschiedliche Themen, die auf Basis der Daten für die eigene Community relevant sind und noch nicht auf dem Dienst vorherrschen. Die Analyse- und Hilfeseite ist in die Suche integriert und kann nur durch gezielten Aufruf erschlossen werden. Um eine Inhaltserstellung möglichst niedrigschwellig zu gestalten, liefert die Kurzvideoplattform direkt ein KI-generiertes Skript mit. Fraglich bleibt, wie hoch die Qualität der so bereitgestellten Vordrucke ist.
[[IMG|178023|full|center|TikTok / Creator Search Insights]]
Sobald KI-Tools in der Lage waren, massentaugliche Videosequenzen zu erzeugen, entwickelten sich auch die Formate auf sozialen Plattformen weiter. Im Zuge dessen erfreuen sich animierte Figuren der Beliebtheit auf Instagram auf TikTok. Die bekanntesten Vertreter dieser Gattung sind die Charaktere des Italian-Brainrot-Trends, allen voran “Tralalero Tralala”, “Bombardiro Crocodilo” oder “Chimpanzini Bananini”.
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Die etablierten Protagonisten entwickelten spezifische Eigendynamiken: Es entstanden fiktive Szenarien wie Liebesgeschichten und Intrigen, die je nach Kreativität mit Interaktion belohnt wurden. Sobald ein Video mit innovativen Verlauf einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat, diente es als allgemeine Ergänzung zum bestehenden Wissensstand der jeweiligen digitalen Nische.
Zusätzlich zur Variation der unterschiedlichen Charaktere ermöglichten technische Erweiterungen im Bereich der Sprach- und Szenenvielfalt die Einführung neuer KI-Formate. So wurde das bestehende Portfolio beispielsweise um Umsetzungen zur Wissenskommunikation erweitert. Es erfolgte eine Verschiebung von der bildlichen Ebene hin zur nutzwertigen Gestaltung der inhaltlichen Ausarbeitung.
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Zum Anfang der KI-Welle unvorstellbar: Mittlerweile ist die Einbettung von berühmten Persönlichkeiten in unterschiedlichen Szenerien möglich. Bisher verfolgen ebenjene Umsetzungen keine strategischen Ziele, sondern tauchen vor allem in Kombination mit (netz-)kulturellen Referenzen auf. Auch hier besteht die Chance auf eine Weiterentwicklung des digital etablierten Kulturguts.
Gleichzeitig wird durch den graduellen Abbau von Hürden und Grenzen in der Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Produktionsbereich auch das Risiko für die Verbreitung von Desinformation größer. Nur mit einem bestimmten Maß an Medienkompetenz, das sich das Publikum fortlaufend und meistens durch Eigeninteresse selbst aneignen muss, bleiben die generierten Inhalte erkennbar. Durch die technischen Erweiterungen sind diese zusätzlich immer schwerer zu identifizieren.
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Die Etablierung und Beliebtheit von KI-generierten Inhalten ist so groß, dass sich eine Bündelung auf einer individuellen Plattform lohnen könnte. Das haben auch Marken verstanden und basteln aktuell an unterschiedlichen Versionen von eigenständigen Applikationen. OpenAI kündigte mit “Sora 2” den ersten Dienst an, der inhaltlich ausschließlich aus Künstlicher Intelligenz bestehen soll. Auch Meta plant einen eigenen Feed für die Ausspielung generativer Beiträge. Zuvor hatte bereits TikTok den Einzug von KI-Avataren auf Social-Media-Plattformen mit “Symphony” eingeläutet.
Die Entwicklungen im Bereich des Social Videos bieten Chancen und Risiken: Mit dem Fokus auf die bisher vergleichsweise nischigen Umsetzungen können neue Hauptströmungen in der Inhaltsdistribution erschlossen werden. Gleichzeitig stehen neben regulatorischen und urheberrechtlichen Fragen auch nutzungszentrierte Interessen auf der Probe. Nur die Zukunft wird zeigen: Können generative Inhalte ohne Fremdbezug überstehen und eine eigene organische Dynamik entwickeln oder verschwindet die inhaltliche Modeerscheinung nach einem großen Knall in der Bedeutungslosigkeit?
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