Schade eigentlich, dass die Zeit der Pressekonferenzen beim Eurovision Song Contest dem Ende entgegen geht. Denn die meist geplant oder ungeplant komischen Pressekonferenzen der einzelnen Teilnehmer-Länder machten einen großen Teil des Charmes der Proben-Phase in Düsseldorf aus. Doch die offenen Proben sind seit Sonntagabend beendet. Jetzt wird es ernst - mit dem ersten Halbfinale am Dienstagabend, übertragen von ProSieben und EinsFestival. Im Vorfeld dieser ersten Live-Show standen am Montagabend die drei Moderatoren Anke Engelke, Judith Rakers und Stefan Raab den Journalisten Rede und Antwort. Und auch diesmal spielte man sich gegenseitig die Bälle zu. Und insbesondere Raab präsentierte sich in bester Laune, stichelte gegen den ein oder anderen Fragesteller und nahm sich oder seine Mitstreiterinnen auf die Schippe.

 

Ob er auch diesmal 10.000 Euro auf den Sieg von Lena wetten werde, fragte ein Kollege von Antenne Unna ("Oh, in Unna gibt es schon Antennen?", Raab). Die Antwort von Raab: "Die 10.000 Euro, die ich letztes Jahr gesetzt habe, hatte ich vorher beim Bayerischen Fernsehpreis gewonnen. Aber in diesem Jahr habe ich keinen Bayerischen Fernsehpreis gewonnen. Also hab ich auch keine 10.000 Euro." Damit umschiffte Raab klug die dann jedoch leider doch noch mehrfach gestellte Frage nach einzelnen Kandidaten und Siegeschancen, die er als Moderator der diesjährigen Show aus Gründen der Neutralität unbeantwortet ließ.

Aufgeregt ist Raab allerdings nicht, ließ er dann wissen. Die Moderation des Eurovision Song Contest sei "ein sehr einfacher Job". Und warum, erklärt er auch gleich: "Es kann nichts schiefgehen, weil wenn etwas schief geht, dann wird die Show ja nur noch aufregender", so der Moderator auf der PK am frühen Montagabend. "Also ich warte darauf, dass das Licht auf der Bühne ausfällt oder der Strom weg ist", scherzt er und ergänzt: "Jeder, der schon mal versucht hat, zuhause eine HiFi-Anlage richtig zu verkabeln, der weiß, dass die Show hier nicht fehlerfrei laufen kann. Seien sie vorbereitet!"

Das größte Dilemma für Anke Engelke ist hingegen nicht die Technik, sondern ein persönliches: Wie sie auch schon im Vorfeld mehrfach bekundete, ist sie mit Leidenschaft großer Fan des Eurovision Song Contest. In ihrer Brust schlagen zwei Herzen: Das des Fans und das der Moderatorin, die diesmal eben neutral bleiben muss. Auf die Show freut sich Engelke auch deshalb, weil es eine im Vergleich zu anderen Shows eine Besonderheit gebe, wie sie analysiert: "Beim Eurovision Song Contest spielt das Publikum eine noch größere Rolle, weil es mitunter weit gereist ist, um ihren Favoriten zu sehen und zu unterstützen."

Leise Töne des Bedauerns folgen dann, wenn es um die Gestaltung ihrer Moderationen geht, über die in den letzten Monaten mehr geschrieben wurde als sie lang sind, wie ein deutscher ESC-Vertreter scherzte. "Es gibt nicht so viel Raum zum Improvisieren, wie ich es gewöhnt bin, wenn ich sonst auf der Bühne stehe, weil wir einen sehr engen Zeitplan haben. Man muss aber trotzdem auf alles gefasst sein", sagt Engelke. Und Raab pflichtet bei dem Thema bei: "Es gibt nur 20 Sätze zu sagen. Das ist es dann auch schon." Doch ob er sich auch wirklich kurz fassen könne, wenn es darauf ankomme, wollte ein Kollege des NDR noch wissen. "Es ist eine Live-Show. Was wollen Sie schon machen, wenn ich einfach immer weiterrede", sagte Raab und lachte. "Das ist das Risiko, das Thomas Schreiber bis jetzt nicht kannte."

Die Dritte im Moderatoren-Bunde, Judith Rakers, präsentierte sich bei der Pressekonferenz weniger in Plauderlaune. Vielleicht sind Raab und Engelke einfach eben doch schon ein zu gut eingespieltes Team oder es ist die hanseatisch-öffentlich-rechtliche Zurückhaltung. Als Ruhepol wirkte Sie jedenfalls bei der sonst eher flapsigen PK durchaus angenehm, wenn auch ohne rhetorischen Treffer. Kollegin Anke Engelke versicherte jedoch, man sei ein Spitzen-Team: "Wir sind wie die 3 Engel für Charlie."