Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Thomas Gottschalk am Samstagabend tun und lassen konnte, was er wollte - Konkurrenz musste er nicht fürchten, keiner wagte es, den Show-Dino "Wetten, dass..?" anzugreifen. Das hat sich reichlich geändert: Seit RTL vor einigen Jahren auf den Geschmack gekommen ist, haben die Angriffe des Senders auf Gottschalk zugenommen. Erst mit Dieter Bohlen als Zeichentrick-Figur, dann schließlich mit dem Pop-Titan höchstpersönlich.

"Die Quote, da dürfen wir uns auch nichts vormachen, ist der Maßstab. In dieser Währung wird abgerechnet", hatte Gottschalk Anfang des Jahres bei "Maybrit Illner" gesagt. Freilich: Mit neun Millionen Zuschauern gehört "Wetten, dass..?" ohne Frage nach wie vor zu den großen Zugpferden des ZDF - doch die jüngeren Zuschauer, die für RTL besonders begehrenswert sind, drehen dem Klassiker inzwischen zunehmend den Rücken zu. Vorbei sind die Zeiten, in denen er auch hier die beherrschende Stellung einnahm: Anfang 2000 war es, als Gottschalk zuletzt über 50 Prozent Marktanteil einfuhr, über sieben Millionen schalteten damals ein - alleine aus der sogenannten "Zielgruppe".

Im April waren es dagegen so wenige wie nie: Knapp mehr als zwei Millionen, nur noch 18,7 Prozent Marktanteil. Der gefeierte Star heißt dagegen Dieter Bohlen: Ob "Supertalent" oder "Superstar" - selbst gegen "Wetten, dass..?" holte er zuletzt für RTL Marktanteile von mehr als 30 Prozent. Gottschalk habe sich die Frage gestellt, wie lange er sich jagen lasse oder er selbst der Jäger sein wolle, sagte er im Februar, kurz nachdem er seinen Abschied von "Wetten, dass..?" zum Jahresende ankündigte. "Noch sah ich immer ganz gut aus, aber ich sehe natürlich eine gewisse Entwicklung, wo man sagen kann: Da komme ich nicht mehr mit, da können wir nicht hinterher."

Die Quote sei der Maßstab, da dürfe man sich nichts vormachen. "Nun komme ich von sagenhaften 20 Millionen, aber da gab es eben keine Gegenwehr." Gottschalk: "Bis die angefangen haben zu begreifen, dass auch eine Festung wie 'Wetten, dass..?' zu schleifen ist, das hat ewig gedauert. Aber dann begann es - und das ist eine Leistung von RTL." Zugleich plädierte er dafür, nicht ausschließlich auf die Quote zu schielen: "Natürlich ist der Fasching im Puff lustiger als im Seniorenheim der Caritas, nur: Es muss ihn auch geben."

An diesem Samstag tritt Gottschalk nun - zwei Monate vor seiner letzten Sendung - nicht nur gegen den Fasching im Puff an, sondern auch gegen Stefan Raab. Gegen Bohlen sendete Raab in der Vergangenheit schon häufiger, doch dass er sich nun auf einen Dreikampf mit Bohlen und Gottschalk einlässt, ist ein Novum. Mit seiner "Stock Car Crash Challenge" versucht er sein Glück. Dass die Wahl auf diesen undankbaren Sendeplatz fiel, hat allerdings wohl auch terminliche Gründe: Weil die Bundesliga pausiert, war die Schalker Veltins-Arena an diesem Wochenende frei - und da nimmt man nun einmal auch die Herren Gottschalk und Bohlen in Kauf.