Doch man wird den Eindruck nicht los, dass RTL seinen eigenen Serien bisweilen nicht so recht über den Weg traut. Das zeigt sich besonders beim Blick auf die Zahl der in Auftrag gegebenen Folgen: So gibt es von "Countdown" in diesem Jahr gerade mal acht neue Folgen - womöglich auch, weil es für die Serie im vergangenen Jahr nicht durchweg gut lief. Zwar schalteten in der Spitze fast fünf Millionen Zuschauer ein, doch zwischenzeitlich musste sich der Sender nur noch mit etwas mehr als 15 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe begnügen. Für RTL ist das ein sehr mäßiger Wert.

"Wir überlegen natürlich, ob wir, sollte sich 'Countdown' weiterhin gut behaupten, auch in die Produktion von größeren Staffeln gehen", so RTL-Sprecher Claus Richter gegenüber DWDL.de. Diesbezüglich gibt sich der Kölner Marktführer jedoch zurückhaltend: "Die Etablierung einer jeden Serie ist ein großes Risiko, auch in finanzieller Hinsicht", so Richter. Daher starte man zunächst mit kleineren Staffeln. Anders ausgedrückt: Es ist also alles eine Frage des Geldes. Doch dürfte es in Wirklichkeit nicht wesentlich günstiger und risikoärmer sein, bestehende Formate mit längeren Staffeln auszustatten als immer neue Serien etablieren zu wollen?

Konkurrent Sat.1 verfolgte mit seinen Serien "Der letzte Bulle" und "Danni Lowinski" zuletzt einen anderen Weg: Dort umfassen die Staffeln von Beginn an gleich 13 Folgen. Im Falle eines Erfolgs ist das ein bedeutender Vorteil: Um 26 Wochen bespielen zu können, reichen Sat.1 eigentlich zwei Serien pro Sendeplatz. Ein kleines Rechenbeispiel: RTL müsste bei achtteiligen Staffeln schon drei Serien in Auftrag geben und würde damit trotzdem nicht mal ein halbes Jahr füllen können. Ist es also womöglich so etwas wie die Angst vor der eigenen Courage - oder zumindest vor der eigenen Serie?

Was sowohl Sat.1 als auch RTL eint: Noch haben beide Privatsender zu wenige Serien im Programm, um über einen großen Zeitraum hinweg mehrere Sendeplätze mit deutschen Produktionen zu bestücken. Von drei Tests, die bei RTL im vergangenen Jahr über den Sender gingen, geht nun auch nur einer in Serie - der mit recht guten Quoten gelaufene Pilotfilm zu "IK1 - Touristen in Gefahr" erhält allerdings gerade mal vier neue Folgen und dürfte daher auf absehbare Zeit keine Wende in der genannten Problematik mit sich führen können. Es liegt somit noch ein langer Weg vor RTL und im Übrigen erst recht vor Sat.1, das es sich seit Jahren auf die Fahne geschrieben hat, neben dem "Bullen" und "Danni Lowinski" zwei weitere Serien etablieren zu wollen.

Bislang ist diesbezüglich erst zaghaft etwas passiert, doch Nachschub ist für den Herbst zumindest in Arbeit. Bei RTL wird man unterdessen in den kommenden Wochen die Quoten seiner Serien am Donnerstagabend genauestens unter die Lupe nehmen. Doch auch wenn man sich mitunter an der nicht zuletzt im Vergleich zu US-Serien geringen Folgen-Zahl stören kann: Der grundsätzliche Mut der Fernsehsender zur deutschen Serie hat wieder spürbar zugenommen. Ein gutes Zeichen.