Auf dem Lerchenberg hat man in diesen Tagen gut Lachen: Bereits zum 50. Mal wird am Dienstagabend "Neues aus der Anstalt" ausgestrahlt - mehr als fünf Jahre nach dem Start kann das ZDF auf eine wahre Erfolgsgeschichte zurückblicken. Alleine seit Frank-Markus Barwasser als Erwin Pelzig den Kollegen Georg Schramm ablöste, schalteten im Schnitt knapp drei Millionen Zuschauer ein, zu Beginn des Jahres waren es sogar fast dreieinhalb Millionen. Das ZDF hat damit im Kabarett-Bereich von heute auf morgen das Zepter übernommen.

Das ist keineswegs selbstverständlich, denn über Jahre hinweg lag dieser Bereich im ZDF geradezu brach. Um das zu verstehen, muss man einige Jahrzehnte zurückblicken. Sechs Jahre lang zeigte das Zweite in den 70ern die Kabarettsendung "Notizen aus der Provinz" mit Dieter Hildebrandt, ehe der damalige Programmdirektor und spätere Intendant Dieter Stolte der Sendung eine "Denkpause" verordnete, aus der sie nie wieder zurückkehren sollte. Hildebrandt wechselte daraufhin zum SFB und startete dort den "Scheibenwischer" - über viele Jahre hinweg war das Format das kabarettistische Aushängeschild des deutschen Fernsehens.

Während die ARD mit ihrem "Scheibenwischer" gute Quoten einfuhr und desöfteren auch die Schlagzeilen bestimmte, glich das ZDF lange Zeit einer spaßbefreiten Zone. Das änderte sich mit dem Start von "Neues aus der Anstalt" im Jahr 2007 schlagartig - dort profitierte man nicht zuletzt durch eine deutlich modernere Inszenierung, aber auch vom langsamen Untergang des "Scheibenwischers". Weil namhafte Stars wie Hildebrandt, Bruno Jonas oder der zur "Anstalt" gewechselte Georg Schramm der ARD-Show abhanden kamen, war der Untergang des Klassikers besiegelt - und das ZDF stand plötzlich als strahlender Sieger da.

Daran hat sich bis heute nichts geändert, wie die Quoten zeigen. Doch "Neues aus der Anstalt" war erst der Anfang: Inspiriert vom Erfolg der Sendung, wagte sich das ZDF in den vergangenen Jahren mehr und mehr in den Comedy-Bereich vor und erntete damit Anerkennung in der Branche und bei den Zuschauern. Bestes Beispiel ist wohl die "heute-show", die sich inzwischen zur festen Größe im Comedy-Bereich entwickelte. Mit dem Comedy-Talk "Pelzig hält sich" und der Boulevard-Satire "Leute, Leute" hat das ZDF zudem kürzlich noch weiter aufgerüstet. All das ist insofern höchstinteressant, waren es doch bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich die Privatsender, bei denen Comedyformate hoch im Kurs standen.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen sind es vor allem Personalityshows wie jene mit Mario Barth oder Cindy aus Marzahn, mit denen RTL Erfolge feiert. Wochenaktuelle Formate wie einst die Sat.1-"Wochenshow" oder "7 Tage - 7 Köpfe" sind dagegen von der Bildfläche verschwunden, auch wenn RTL in Kürze mit seiner "Comedy-Woche" einen Neuanfang in diesem Bereich versucht. So aber hat sich das ZDF langsam, aber sicher zum Comedysender Nummer eins gewandelt. Ausgerechnet das ZDF, möchte man sagen. Und tatsächlich: Wer vor wenigen Jahren eine deratige These aufgestellt hätte, wäre höchstwahrscheinlich ungläubig belächelt worden.

Zudem ist es längst nicht nur das Hauptprogramm des ZDF, das mit bunten Formaten von sich reden macht. Inzwischen galng es, mit Sendungen wie "neoParadise", "Stuckrad Late-Night" oder "Roche & Böhmermann", die ebenfalls allesamt einen Hang zur Comedy und humorigen Inhalten haben, die Digitalsender ZDFneo und ZDFkultur aufzuwerten. Die Pläne des ehemaligen ZDF-Programmdirektors Thomas Bellut, der inzwischen zum Intendant aufgestiegen ist, sind also durchaus Realität geworden. Seit er Anfang 2009 im DWDL.de-Interview ankündigte, den Comedy-Ausbau beschleunigen zu wollen, ist viel passiert. "Wir wollen im Bereich der Comedy berühren, ohne dabei genau so zu sein wie die kommerziellen Anbieter", sagte er damals. Das ist seinem Sender ohne Zweifel gelungen. Und es sieht ganz danach aus, als würde ihm das Lachen noch lange nicht vergehen.