Schon häufiger wurde die deutsche Serie für tot erklärt.Vor allem im Privatfernsehen herrschte in den vergangenen Jahren eine Flaute. Erst langsam wagen sie sich wieder aus der Deckung - so versucht sich Sat.1 in diesen Wochen beispielsweise gleich an vier neuen Formaten. Doch in Zukunft könnte sich für Deutschlands Fiction-Produzenten ein neuer Markt auftun. Gespannt blickt die Branche am Mittwochabend auf TNT Serie, wo mit "Add a Friend" die erste deutsche Pay-TV-Serie anlaufen wird. Insgesamt zehn Halbstünder sind entstanden. Und wer denkt, dass es sich dabei um ein Format handelt, das den Anschein einer Produktion für den Offenen Kanal hat, der täuscht sich.

Dafür stehen alleine schon die Produzenten Quirin Berg und Max Wiedemann. Aber auch die Liste der Darsteller kann sich sehen lassen: Ken Duken spielt die Hauptrolle, daneben sind unter anderem Friedrich Mücke, Friederike Kempter, Gisela Schneeberger, Dietrich Hollinderbäumer und Ralph Herforth zu sehen. In "Add a Friend" stehen sechs Menschen im Mittelpunkt, deren Beziehungen zueinander vor allem im Netz stattfinden, also über Webcams, Chats und soziale Netzwerke. Das zu inszenieren, war gewiss keine leichte Herausforderung für Regisseur Tobi Baumann. "Wir hatten lange Diskussionen darüber, wie wir die Kommunikation über das Internet möglichst authentisch hinbekommen können", sagt Baumann im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.

Zusammen mit Google Plus habe man allerdings eine Möglichkeit gefunden, eine authentische Format des Social Networks darzustellen. "Lustigerweise haben die Autoren die Storys geschrieben, als es die Kombination von Videochat und sozialem Netzwerk noch gar nicht gab." Dass Google letztlich überhaupt zustimmte, war jedoch keine Selbstverständlichkeit. "Es war natürlich nicht ganz unkompliziert, mit Google einen gemeinsamen Nenner zu finden. Das ist ein großer amerikanischer Konzern, der seine ganz eigenen Vorstellungen hat und für den wir eine ganz kleine Nummer sind", betont Tobi Baumann und zerstreut zugleich den Vorwurf, sich durch Google angreifbar zu machen. "Wir wollen keine Werbung für Google Plus machen, sondern es als Teil der Realität für unseren Stoff verwenden."

In den vergangenen  Jahren machte sich Tobi Baumann in erster Linie durch humorvolle Filme wie "Der Wixxer" und "Vollidiot" einen Namen. Doch rein auf Klamauk ist "Add a Friend" keineswegs angelegt. Viel mehr überzeugt die Serie durch einen bisweilen eher subtilen Humor - oft genügt bereits ein schlichter Blick, um eine Pointe zu setzen. "'Add a Friend' hat alles, was eine moderne Serie für mich an Facetten besitzen muss", ist Baumann überzeugt. "Dazu gehört eine komische Seite ebenso wie eine dramatische und eine spannende Seite. Die Komödie ziehe ich in erster Linie aus der Schlagfertigkeit der Figuren." Und doch stellte die Produktion für TNT Serie mitunter eine große Aufgabe dar, nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht.