Grund zum Feiern hat die deutsche Pay-TV-Branche am heutigen 4. Juli nicht zu knapp. In Unterföhring etwa war die Kreativität aller Sky-Mitarbeiter gefordert, mit einem selbst gebackenen Kuchen ins Büro zu kommen. Der Grund: das Vierjährige des Marken-Relaunches von Premiere zu Sky. Während der Platzhirsch eher leise und intern (und für den guten Zweck der Sky-Stiftung) feierte, stellten die führenden Köpfe der Branche eine neue Erhebung vor, die den dynamischen Wachstumskurs des Bezahlfernsehens untermauert. Rund 1,84 Milliarden Euro betrug demnach im vorigen Jahr das Umsatzvolumen des Pay-TV- und Paid-Video-on-Demand-Marktes in Deutschland - mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren.

VPRT© VPRT
Mit seiner Studie legt der Arbeitskreis Digital Pay-TV im Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) zum ersten Mal einen umfassenden Überblick vor. "Wir können inzwischen mit Fug und Recht behaupten, dass wir im Massenmarkt angekommen sind", sagte Sabine Christmann, Vorsitzende des Arbeitskreises - und im Hauptjob Director Regulatory Affairs & Public Policy bei Sky. "Pay-TV hat sich neben den gebühren- und werbefinanzierten Angeboten als dritte Säule im deutschen Fernsehmarkt fest etabliert." Das kleine Gipfeltreffen in einem Münchner Restaurant begann mit etlichen Bekenntnissen, wie lange fast jeder Player die früher recht zähe Marktentwicklung nun schon mitmacht.

Christmann selbst dokumentiert das, indem sie noch immer einen Premiere-Kugelschreiber zur Hand hat. Als "aktiver Veteran" wollte sich Gottfried Zmeck verstanden wissen. Der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Mainstream Media AG berichtete von der grauen Teleclub-Vorzeit Ende der 1980er Jahre ebenso wie von der allerersten Bundesliga-Live-Konferenz im Pay-TV - während der IFA 1995 als Showcase von Kirchs DF1 in Kooperation mit Sat.1. "Pay-TV in Deutschland war immer eine Geschichte von Fusionen, Verlusten und Krisen", so Zmeck aus leidvoller Erfahrung - "mit der Betonung auf WAR." Die VPRT-Studie zeige eindrucksvoll, dass sich das Kämpfen gelohnt habe.

Die Zahl der Abonnenten ist laut Studie auf 6,1 Millionen in Deutschland bzw. 6,8 Millionen im deutschsprachigen Raum gestiegen. Über 9 Millionen Zuseher nutzen das deutsche Pay-TV durchschnittlich pro Tag. Von 26 verfügbaren Programmen im Jahr 2003 ist das Angebot auf aktuell 89 Programme gewachsen. 57 davon sind als HD-Version empfangbar, 2011 waren es nur 36. "Pay-TV ist das zurzeit wachstumsstärkste Segment im deutschen Fernsehmarkt", sagte Frank Giersberg, Leiter Marktentwicklung des VPRT, der den Start von DF1 1996 als studentischer Mitarbeiter begleitet hatte. Mit Studien wie dieser zum Pay-TV wolle der Verband verstärkt Marktkommunikation betreiben.

Katharina Behrends© NBCU/Krautbauer
Einig waren sich die optimistisch gestimmten Abo-TV-Vertreter in München, dass eine Pay-TV-Penetration von 30 Prozent innerhalb weniger Jahre machbar sei. Gegenwärtig empfangen 17 Prozent der deutschen TV-Haushalte Pay-TV. Der Status quo reiche noch nicht für üppige Gewinne und die üblichen Renditeziele US-amerikanischer Konzerne, bekannte Hannes Heyelmann, Deutschland-, Benelux- und Osteuropa-Boss von Turner Broadcasting System. Man glaube jedoch so sicher an das weitere Wachstum, dass man nach wie vor zu kräftigen Investitionen bereit sei. Zmeck prognostizierte, dass dieses Wachstum noch etwa drei bis vier Jahre anhalten werde und dass es dann zu einer Marktbereinigung komme. "Was lange währt, wird endlich gut", stellte Katharina Behrends (Foto), Deutschland-Chefin von Universal Networks International, fest.

"Nach vielen Jahren des Kampfes um Marktanteile und eine breitere Wahrnehmung ist Pay-TV in der Mitte der Gesellschaft angekommen." Auch die Media-Agenturen fingen gerade an, die Premium-Umfelder für ihre Kampagnen zu entdecken - freilich noch "in homöopathischen Dosen", so Behrends. Dass Entwicklungen made in Unterföhring sogar internationale Begehrlichkeiten auslösen können, wusste Wolfram Winter zu berichten. Der Executive Vice President Communications von Sky Deutschland war vorige Woche zum Kick-off des neu formierten Mutterkonzerns 21st Century Fox in den USA. Dort bekam er nach eigenen Angaben zu hören, dass das deutsche Sky Go inzwischen als konzerninternes Vorbild für andere Länder gelte.