Es sind anstrengende Wochen für Hendrik Hey. Der Produzent und Moderator ist dabei, aus der Marke "Welt der Wunder" einen Fernsehsender zu machen. Doch der Weg ist steinig - und mit dem bevorstehenden Aus der wöchentlichen "Welt der Wunder"-Sendung bei RTL II tut sich in diesen Tagen ein neues Problem auf. Wie Hey im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de bestätigt, ist die WdW Productions insolvent. Am vergangenen Freitag wurde ein entsprechende Antrag gestellt. Es handelt sich dabei aber nur um jenen Teil der Firma, der sich bislang um die Auftragsproduktionen für RTL II gekümmert hat. "Da es diesen Auftrag nicht mehr gibt, hat die WdW Productions keine Funktion mehr - auch weil es aktuell keinen Produktionsauftrag eines anderen Senders gibt", so Hey.

"Das bisherige Modell benötigen wir als Sender nicht mehr. Ich will meine Producer dafür einsetzen, meinen Sender auf Spur zu bringen. Wir stellen uns darauf ein, nur noch für uns selbst zu produzieren." Doch auch wenn ihm die Insolvenz einige Sorgenfalten auf die Stirn treibt: Noch gibt sich Hey alle Mühe, optimistisch in die Zukunft zu blicken. "Es ist ein rein formaler Vorgang", sagt er über den Insolvenzantrag. Letztlich sei WdW Productions eine eine Hülle - "und da soll nichts mehr drin sein, vor allem kein Mensch." Man sei jetzt dabei, den Produktionsteil abzuwickeln, allerdings in einer "übertragenden Sanierung", wie Hey erklärt. Bisherige Strukturen sollen in die Sender-GmbH übernommen werden.

"Einen Teil der Belegschaft können wir bereits übernehmen, für einen anderen Teil brauchen wir noch einige Tage. Aber es ist unser Ziel, die, die da sind, in den Sender zu übernehmen." Ob die betroffenen Mitarbeiter noch vor Weihnachten Gewissheit haben werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings unklar. Derzeit könne er für 15 bis 20 Mitarbeiter eine Sicherheit geben, um die anderen soll es in den kommenden Tagen gehen. "Wir brauchen zwischen 40 und 50 Leuten, die diesen Sender mit all seinen Aufgaben betreiben. Es wäre doch blöd, die jetzt nach Hause zu schicken, um sie in zwei Monaten wieder zurückzuholen", sagt Hey. "Derzeit ist es unsere Aufgabe, die Finanzierung aus eigener Kraft stemmen zu können. Jetzt warten wir auf die entsprechenden Zusagen und Unterschriften."

Ganz überraschend kommt die Entwicklung für ihn und seine Mitarbeiter nicht. "Im März haben intern wir zum ersten Mal angekündigt, den Sender starten zu wollen. Schon damals habe ich den Mitarbeitern gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob unsere Sendung in dem Programmumfeld von RTL II weiterhin eine Chance hat. Wer auf Nummer sicher gehen will, möge das Jahr nutzen, um sich neu zu orientieren." Von den 70 Mitarbeitern, die das Unternehmen damals beschäftigte, sind sukzessive zehn gegangen. Weitere Mitarbeiter haben für das kommende Jahr bereits neue Aufgaben gefunden, sodass rund 50 Mitarbeiter verbeiben sollen - wenn denn alles gut geht. Immer wieder betont Hey, dass es ihm darum geht, das Geschäftsmodell zu verändern. Weg vom Auftragsproduzenten hin zum eigenen Sender.

"Ich möchte nicht mehr das Spiel mitspielen, als Produzent zu einem Sender zu gehen und für Aufträge draufzahlen zu müssen."
Hendrik Hey

Doch dieser Weg ist eben sehr steinig. "Wenn man sein Geschäftsmodell verändert, ist erst mal gar nichts sicher", gibt Hey zu, der sich mit Kolumbus vergleicht. "Das Schiff steht, wir suchen Amerika - aber ich kann keinem versprechen, dass er heil nach Hause kommt. Es ist für jeden ein Abenteuer - wir müssen wirklich in die Hände spucken und hart arbeiten. Im kommenden Jahr stehen noch einige Unwägbarkeiten bevor." Wenn man mit Hendrik Hey spricht, dann kommt immer wieder seine Unzufriedenheit mit der Situation auf dem Produzentenmarkt ans Tageslicht. "Ich möchte nicht mehr das Spiel mitspielen, als Produzent zu einem Sender zu gehen und für Aufträge draufzahlen zu müssen. Das lohnt sich für keinen Produzenten mehr." Es sind klare Worte, die er im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de findet.

Hey: "Ich rechne damit, dass es vielen Produzenten im nächsten Jahr sehr schlecht gehen wird, wenn sich nicht dramatisch etwas zu tut - die Sender müssen endlich verstehen, dass sie quasi den Ast absägen, auf dem sie selber sitzen. Wenn sie die Jungs fertigmachen, hat keiner mehr Lust und es kommt nur noch schlechte Qualität dabei heraus", so Hey. "Ja, es wird immer Zuschauer geben. Die Frage ist nur, welche das sind. Die Werbetreibenden wollen Umfelder, in denen sich kaufkräftige Zuschauer bewegen. Und wenn die weniger werden, haben alle ein Problem. Da wollen wir mit unserem Sender ansetzen." Fraglich ist aber, wie die Chancen für seinen Sender tatsächlich stehen. Zwar betont Hey, "sehr gutes Feedback" von den Media-Agenturen bekommen zu haben. Doch er sagt auch: "Es gibt viele verbale Zusagen, aber aus Erfahrung weiß ich, dass sich das im neuen Jahr auch bewahrheiten muss. Im kommenden Jahr werden wir daher auf jeden Euro schauen müssen."

Ob es noch einmal zu einer Zusammenarbeit mit RTL II kommen wird, erscheint derzeit unklarer denn je. Die Quoten der Sendung sind zuletzt deutlich gesunken und auf die Frage, was es mit den vom Sender angekündigten "attraktiven Spezialausgaben" von "Welt der Wunder" auf sich hat, antwortet Hey lachend: "Das weiß ich auch nicht." Man könne gerne reden, aber letztlich brauche es ein vernünftiges Budget. Und Niveau: "Aber wenn es freakig wird, dann müssen wir leider passen." Hendrik Hey spricht selbstbewusst - und das, obwohl die Zukunft von "Welt der Wunder" unsicherer scheint denn je. Einen Weg zurück will er jedoch nicht einschlagen. "Die letzten beiden Jahre haben wir nicht mehr das 'Welt der Wunder' gemacht, von dem wir glaubten, es sei das richtige", gibt er gegenüber DWDL.de zu. "Daher macht es für uns wenig Sinn, vom Regen in die Traufe zu geraten und damit die Marke weiter zu beschädigen."

Am Ende hat es zwischen "Welt der Wunder" und dem Sender schlichtweg nicht mehr gepasst. Hey: "RTL II hat sich mit Scripted Realitys programmlich sehr stark verändert, was sich aus Marktanteils-Sicht für den Sender gelohnt hat. Für Formate wie 'Welt der Wunder' ist es jedoch äußerst schwer, wenn man allen intelligenten Zuschauern von Montag bis Freitag sagt, besser zu Hause zu bleiben, um sie am Sonntag wiederzuholen." Anspruchsvollere Formate hätten unter den Veränderungen im Programm massiv gelitten. "Dabei haben wir uns bemüht, so weit es geht, uns dem neuen Niveau anzupassen. Als Dienstleister geht man eben auf die Wünsche des Senders ein, aber irgendwann war für uns die Schmerzgrenze erreicht."

"Das hat noch nicht mal Wert für unser Archiv. Das ist Zeug, das wir amtlich wegschmeißen können."
Hendrik Hey

Das gravierendste Problem sei für ihn die aus seiner Sicht "zunehmende Beschädigung der Marke" gewesen. "Man kann 17 Jahre Markenaufbau sehr schnell kaputt machen, wenn man 'Berlin - Tag & Nacht' nacheifert und drei Tätowierte ins Studio stellt. Wenn wir Spaßbäder testen und einen großen Campingplatz-Test veranstalten, dann sind wir weiter entfernt von 'Welt der Wunder' als man es jemals sein dürfte. Das hat noch nicht mal Wert für unser Archiv. Das ist Zeug, das wir amtlich wegschmeißen können. Das sind Themen, die 'taff' und 'SAM' vor zehn Jahren gemacht haben." Auf all das will sich der Produzent und Moderator nicht mehr einlassen. Doch der Preis, den er dafür bezahlt, könnte - allem Optimismus zum Trotz - hoch sein. Für viele seiner Mitarbeiter könnte jedenfalls erstmal ein unruhiges Weihnachtsfest ins Haus stehen.

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