Dienstag, 10. Dezember, 13 Uhr – noch sieben Stunden bis zur ersten Aufzeichnung

Die Kameraproben gehen weiter. Wieder ein Musical, diesmal "Tarzan". Zweieinviertel Stunden sind veranschlagt, diesmal wird der Zeitplan eingehalten. Das Ensemble samt Jane-Darstellerin führt die Sieben-Minuten-Szene vor. Während Frank Hof mit seinen Kamerakollegen die Auflösung bespricht, lässt sich Helene auf der Bühne einweisen. Sie übernimmt die Rolle der Jane, hat alle Bewegungen nach 20 Minuten verinnerlicht. "Es wäre doch viel schöner, wenn die Affen mit ihren Seilen auch über dem Publikum schwingen könnten", fällt dem Regisseur ein. Ein kurzes Gespräch mit Matze Meyert, dem technischen Leiter, beerdigt die Idee, weil eine größere Mannschaft erforderlich wäre, um jetzt noch die Flugwerke umzubauen.

17 Uhr – noch drei Stunden bis zur ersten Aufzeichnung

Wer jetzt die Probe mit Otto Waalkes und Helene Fischer erlebt, könnte nervös werden. Die beiden singen live zur Gitarre ein Potpourri von Otto-typischen Nonsens-Songs. Es fällt nicht ganz leicht, sich auf Tonart und -höhe zu einigen. "Wir hätten das üben müssen", scherzt Helene. Ausgerechnet die Quatschtexte über Hänsel, Gretel und die Hexe machen ihr Schwierigkeiten. In den Teleprompter sind sie noch nicht eingepflegt. Die Nummer wird sich erst später in der Sendung entwickeln können. "Macht euch keine Sorgen, das sind zwei Vollprofis, die rocken das", beruhigt Uwe Kanthak das Team.



Dann ist plötzlich Warten angesagt. Leona Lewis soll als letzte Künstlerin vor dem Publikumseinlass proben. Sie ist gerade in ihrer Garderobe eingetroffen, heißt es, braucht aber noch ein bisschen. Längst wischen Putzfrauen durch den Saal – um das Probenpult von Regisseur Hof herum. Über 5.000 Menschen warten draußen. Von 18 Uhr wird der Einlass auf 19 Uhr verschoben. Miss Lewis steht erst um 18.40 Uhr auf der Bühne, ist dann aber trotz starker Erkältung professionell und schnell.

20.45 Uhr – die Aufzeichnung beginnt mit 45 Minuten Verspätung

Intern sprechen die Macher von "Generalprobe", gegenüber dem zahlenden Publikum vermeidet man diese Wortwahl. An zwei aufeinanderfolgenden Abenden findet sich jeweils ein gefühlter Querschnitt der gesamten deutschen Bevölkerung ein – alle Alters- und Bildungsschichten, alle Regionen, alle Kleidungsstile. Beide Shows werden sendefähig aufgezeichnet, aber erst die zweite gibt die Basis für die endgültige Schnittfassung her. Leona Lewis freilich kann nur heute auftreten, zwei andere Acts dafür nur am nächsten Tag.

Helene Fischer Show 2013© ZDF/Sandra Ludewig
Der erste komplette Durchlauf der gesamten Show läuft erstaunlich gut. Nur an einer Stelle ist Helene unkonzentriert, muss eine Anmoderation dreimal wiederholen. Die größte Panne des Abends ist, dass das Tonsignal von Ottos Gitarre zunächst nicht im Ü-Wagen ankommt. Zur Freude des Publikums muss er seinen Auftritt wiederholen. Und wegen der zeitlichen Verzögerung muss die "Tarzan"-Szene ohne den 13-jährigen Darsteller des kleinen Tarzan stattfinden. Er darf nach 22 Uhr nicht mehr auftreten. Weil die Umbaupausen noch nicht reibungslos gelingen, dauert die Aufzeichnung bis 1.15 Uhr. Einige Zuschauer aus den hinteren Reihen gehen vorzeitig, doch die große Mehrheit feiert ihren Superstar Helene Fischer frenetisch bis zum letzten Takt.

Mittwoch, 11. Dezember, 14 Uhr – noch sechs Stunden bis zur zweiten Aufzeichnung

Weil in Augsburg die Proben für "Wetten dass..?" beginnen, ist ZDF-Mann Heidemann schon abgereist. Stattdessen kommt Unterhaltungschef Oliver Fuchs ins Velodrom – und ist sichtlich angetan: "Besser könnte keine Show unsere Event-Strategie unterstreichen!" Das Format und die Künstlerin vom Ersten zum ZDF zu locken, war vor über einem Jahr eine von Fuchs' ersten Amtshandlungen auf dem Lerchenberg gewesen.

Der heutige Probentag verspricht, entspannt zu werden. Während Choreograph Marvin A. Smith alle Tänzer auf der Bühne versammelt, um kleine Korrekturen vorzunehmen, spricht Helene Fischer mit Uwe Kanthak und Frank Hof die gestrige Show durch. Danach probt sie gemeinsam mit den Tänzern noch einmal das große Tanzfilm-Medley mit Szenen von "Flashdance" bis "Dirty Dancing".

16 Uhr – noch vier Stunden bis zur zweiten Aufzeichnung

Plötzlich passiert, was niemand erwartet hat: Die linke LED-Wand lässt sich nicht mehr hochfahren. Einer von insgesamt vier Motoren, die das tonnenschwere "Auge" steuern, ist kaputt. "Ich weiß schon, warum mir mechanische Seilzüge lieber sind", sagt Produzent Kimmig. "Vor Technik habe ich einen Mordsrespekt, weil ich selbst nicht viel davon verstehe." Doch auch die Spezialisten geraten ins Schwitzen. Nach zwei Stunden wird der Reparaturversuch für gescheitert erklärt. "Wir haben noch das komplette 'Ein Herz für Kinder'-Set in Tempelhof stehen", fällt Oliver Fuchs ein. Weil dort ähnliche Motoren eingebaut sind, wird flugs einer nach Friedrichshain ins Velodrom geholt. Als das Publikum schon seine Plätze einnimmt, sind die Bühnentechniker noch immer mit dem Auswechseln des Motors beschäftigt.

20.30 Uhr – die Aufzeichnung beginnt mit einer halben Stunde Verspätung

Die 5.000 in der Halle ahnen nichts vom großen Aufatmen des Teams, als die LED-Wand wieder hoch- und runterfährt. Die Show kann beginnen – doch diesmal mit einer Voraufzeichnung von "Tarzan", damit Tarzan Junior auch sicher mitwirken kann. Bis 1 Uhr nachts erlebt das Publikum ein gut aufgelegtes Show-Feuerwerk, das um mehrere Stufen zündender und temporeicher ist als am Abend zuvor. Und eine Helene Fischer, von der man auch nach tagelanger Beobachtung nicht so genau weiß, woher sie all die Energie, Konzentration, Disziplin und Leichtigkeit nimmt, die sonst niemand im deutschen Fernsehen in dieser Dosis besitzt. "Irgendwo hat sie einen Extra-Akku", rätselt Producerin Stefanie Jasperneite, "aber wo, habe ich auch noch nicht herausgefunden."

Die "Helene Fischer Show" läuft am 25. Dezember um 20.15 Uhr im ZDF.