Die sportlichen Wettbewerbe sind in vollem Gange, doch auch hinter den Kulissen der Olympischen Spiele herrscht derzeit ein spannender Wettbewerb. Es geht um nichts weniger als die Frage, wo die Spiele in Zukunft übertragen werden. Die Ausgangslage ist bekannt: Discovery Communications hat sich zum Preis von 1,3 Milliarden Euro die Olympia-Rechte für den Zeitraum zwischen 2018 und 2024 für zahlreiche europäische Länder gesichert, darunter auch für den deutschen Markt. Das war vor mehr als einem Jahr. Seither laufen die Verhandlungen über mögliche Sublizenzierungen - mit einigem Erfolg.

In Großbritannien hat sich Discovery mit der BBC geeinigt, in Österreich mit dem ORF und auch das Schweizer Fernsehen wird weiterhin die Olympischen Spiele ins Programm nehmen - wenngleich die Sender freilich nicht um Zugeständnisse an Discovery umhinkommen. In Deutschland lässt eine Entscheidung hingegen weiter auf sich warten, was allmählich Nervosität auslöst, immerhin ist der Vorlauf bis zu den nächsten Winterspielen inzwischen nicht mehr allzu groß. Wohl auch deshalb hat Discovery in den vergangenen Tagen erstmals öffentlichen Druck auf die Öffentlich-Rechtlichen ausgeübt.

"Nach einigen Monaten der Verhandlungen wundere ich mich über die grundsätzliche Zurückhaltung der öffentlich-rechtlichen Sender", sagte Jean-Briac Perrette, der bei Discovery das internationale Geschäft verantwortet. "Es wachsen die Zweifel, wie ausgeprägt ihr Interesse an der Olympia-Berichterstattung tatsächlich ist. Der Ball liegt in ihrem Feld.“ Hört man sich dieser Tage bei ARD und ZDF um, so erhält man ziemlich ähnlich klingende Aussagen. "ARD und ZDF waren und sind an einem Rechteerwerb zur umfassenden Berichterstattung interessiert", lassen die Sender unisono verlauten.

Man setze "auf Verständigung zu vertretbaren Konditionen", erklärte ein ZDF-Sprecher gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Ab welcher Summe die Konditionen vertretbar sind, ließ er freilich offen. Ähnlich äußerte sich auch ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. "Discovery liegt ein sehr faires Angebot für die angebotenen Rechte vor", sagte er und räumte ein: "Auch wenn wir über den Inhalt der Gespräche nichts sagen dürfen: mit Blick auf die ja öffentlich kommunizierten finanziellen Investitionen von Discovery sind die Gespräche in der Tat schwierig."

Balkausky verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass ARD und ZDF seit ihrem Bestehen "ohne Unterbrechung mit großem Einsatz und Umfang von diesem sportlichen Großereignis" berichten, so wie das derzeit auch wieder bei den Spielen in Rio der Fall ist. "Angesichts dieser jahrzehntelangen Berichterstattung und ihrem Commitment gegenüber dem Olympischen Sport sehen wir uns nicht veranlasst, das von Discovery unterstellte fehlende Berichterstattungsinteresse zu kommentieren." Dafür sorgte zuletzt freilich schon Hans-Joachim Strauch, der Chef des ZDF-Werbefernsehens, der mal eben forderte, Discovery müsse "auf die Schnauze fallen", damit man in Zukunft selbst wieder eine Chance habe.

Für Discovery hält sich der Druck in Grenzen, schließlich ließen sich exklusive Übertragungen der Olympia-Wettbewerbe ganz sicher lukrativ vermarkten. "Wenn es zu keiner Übereinkunft kommt, dann machen wir Olympia zu 100 Prozent selbst bei Eurosport", betonte Perrette in dieser Woche schon mal und fügte hinzu, dass man bereits begonnen habe, sich auf dieses Szenario darauf vorzubereiten. Sportfans müssen sich ohnehin keine Sorgen machen, dass die Olympischen Spiele komplett ins Pay-TV abwandern. Bei den Winterspielen müssen nämlich mindestens 100 Stunden auch im frei-empfangbaren Fernsehen zu sehen sein, bei den Sommerspielen mindestens 200 Stunden.

Mehr zum Thema