Diese Freundinnen haben ein ziemlich stressiges Leben: Eine sitzt morgens früh am Flughafen und liest die "Bravo Girl", eine andere macht sich auf den Weg zum Tätowierer und eine weitere wacht nach kurzer Zeit mit erhöhter Temperatur auf, bis ihr auffällt: "Jetzt check ich's! Wenn ich feiern war, glüh ich!" Das ist die Welt von "Mjunik - Home of You", einer Soap des digitalen RTL-II-Ablegers RTL II You, der seit Ende Mai täglich um 20:15 Uhr auf Sendung ist. Auf immerhin 150 Folgen bringt es "Mjunik" bereits, was ganz gut unterstreicht, in welcher Taktum die in Tagebuch-Form gehaltenen Geschichten ins Programm drängen. Inzwischen handelt es sich nach Angaben des Senders hierbei gar um das bislang erfolgreichste You-Format.

Dabei versteht sich "Mjunik" nicht einfach nur als eine weitere von vielen Soaps: Die Produktion erfolgt nämlich durch die Protagonisten selbst, was 'Mjunik' deutlich von den in 'Außenperspektive' produzierten Formate wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", aber auch "Berlin - Tag & Nacht" unterscheiden soll. Die "Social Influencer", wie die Stars der Serie hier genannt werden, reagieren in der Produktion autonom: Sie filmen ihren Alltag und lassen die Zuschauer unmittelbar daran teilhaben. "Es gibt kein Drehbuch, keine vorgegebenen Erzählstränge", versichert Christian Nienaber, Bereichsleiter Digital bei RTL II, gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. "Und am Ende entscheiden sie selbst, was gezeigt wird. Das kommt an."

Und auch wenn es offiziell keine Zahlen gibt, läuft es offenbar so gut, dass RTL II You mit "dailyCGN" bereits ein weiteres Format nach ähnlichem Prinzip gestartet hat und Ende November mit "Berlyn" in Hauptstadt gleich die nächste Selfie-WG gegründet werden soll. Das ist insofern spannend, weil hinter "Berlyn" das Produktionshaus Vice Media steht, das zunehmend auch auf dem deutschen Medienmarkt Fuß fassen will und dabei also auch vor einer Selfie-Soap nicht zurückschreckt. Für "dailyCGN" zeichnet unterdessen Label-Lohse verantwortlich, während sich Fisch Will Wurm Media um das Münchner Original kümmert, für das es im Vorfeld galt, erfolgreiche Bloggerinnen und Vloggerinnen ausfindig zu machen, die dazu bereit sind, ihr Leben in Form einer Soap zu offenbaren.

Christian Nienaber© RTL II
"Die WG-Mitbewohnerinnen sind keine Schauspielerinnen, daher müssen sie auch keine Rolle ausfüllen. Sie lassen die Zuschauer an ihrem ganz normalen Leben teilhaben und entscheiden selbst, was sie zeigen", erklärt Christian Nienaber (Foto) auf die Frage, wie viel von der eigenen Persönlichkeit die ausschließlich weiblichen Protagonisten in "Mjunik" von sich preisgeben. "Ausschlaggebend bei der Auswahl waren die bisherigen Social-Media-Aktivitäten, die Bekanntheit und die Interessengebiete der Protagonistinnen wie Beauty, Fashion, Food & Sports. Denn uns ist es wichtig, dass wir mit den Lifestyle-Themen nah an der Lebenswelt der jungen weiblichen Zielgruppe dran sind."

Die Verbreitung der Inhalte über die verschiedenen Verbreitungswege – Social Media auf der einen und RTL II You auf der anderen Seite – geht am Ende Hand in Hand. Konkret bedeutet das, dass die Stars aus "Mjunik" auch weiterhin auf Snapchat, YouTube oder Instagram unterwegs sind und somit schon mal einige Fans mitbringen, die der neue Sender ganz gut gebrauchen kann. "Der Vorteil ist, dass sie in den Social-Media-Angeboten auf 'Mjunik' verweisen können. Sie können aber genauso innerhalb der Sendung ihre eigenen Seiten promoten. Das ist sogar ausdrücklich erwünscht", so Nienaber gegenüber DWDL.de. Auf diese Weise kommen dann schon mal ein paar tausend Likes bei Instagram zusammen. Willkommene Promo also für RTL II You.

Nur die Tatsache, dass sich die Mädels nicht mit Handy-Kameras filmen, verwundert dann doch ein wenig. Stattdessen setzen sie auf spezielle Vlogging-Kameras, die besonders gut in der Handhabung sein sollen, "da sie damit ja fast rund um die Uhr arbeiten", wie der Digitalchef von RTL II erklärt. "Handys haben den Nachteil, dass man sich beim Filmen – außer man verwendet die qualitativ schlechte Frontkamera – nicht sehen kann. Das hat also vor allem ganz praktische Gründe. Dem Gefühl, nah an den Protagonistinnen dran zu sein, tut das keinen Abbruch." Es ist also davon auszugehen, dass die "Mjunik"-Mädels so schnell nicht damit aufhören werden, sich beim Tätowierer oder beim Lesen der "Bravo Girl" zu filmen. 

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