Seit mittlerweile sieben Jahren berechnen wir bei DWDL.de Monat für Monat unseren "Frische-Index", für den wir den Anteil an "frischem Programm" - also Erstausstrahlungen oder Free-TV-Premieren - am Abendprogramm (20:15 Uhr bis Mitternacht) der acht großen Sender ermitteln. An der generellen situation hat sich dabei in diesem Jahr nichts grundlegendes verändert: Das ZDF füllt weiterhin am wenigsten Primetime-Zeit mit Wiederholungen, fiel in diesem Jahr aber ebenfalls unter die 80-Proznt-Mare, unter der Das Erste schon seit einigen Jahren konstant liegt. Und der "frischeste" Privatsender bleibt weiterhin RTL mit unveränderten 69 Prozent. Hier verhinderten vor allem die beiden Serien-Abende einen noch höheren Wert: Von US-Ware hat man sich verabschiedet und trotz Eigenproduktions-Offensive stand man mit Ausnahme von "Alarm für Cobra 11" im zweiten Halbjahr hier beinahe blank da.

Im vergangenen Jahr war Sat.1 noch sehr positiv aufgefallen: Der Anteil an Erstausstrahlungen in der Primetime war da um zwölf Prozentpunkte auf den besten von uns je ermittelten Wert nach oben geschnellt. 2018 sank der Frische-Anteil nun allerdings wieder um fünf Prozentpunkte. Das lag zum Einen an einer starken Zurückhaltung zu Jahresbeginn, als man gegen das RTL-Powerplay rund ums Dschungelcamp vornehme Zurückhaltung an den Tag legte, zum Anderen an der Fußball-WM im Sommer, gegen die man verständlicherweise nicht frisches Programm verpulvern wollte. Seit August liegt der Frische-Anteil von Sat.1 hingegen wieder durchweg höher als im Jahr zuvor.

Generell hatte ProSiebenSat.1 ja angekündigt, den Anteil an frischem Programm steigern zu wollen - und tatsächlich verzeichneten ProSieben und kabel eins einen etwas geringeren Wiederholungsanteil als im Vorjahr, trotz des Sondereffekts durch den Sportsommer. Anders als Sat.1 blieb ProSieben aber trotzdem weiterhin unter der 50-Prozent-Marke - über die Hälfte der Zeit laufen bei ProSieben im Abendprogramm also auch weiterhin Wiederholungen. ProSieben zog aber immerhin wieder an Vox vorbei, das im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil blieb.

Bleibt noch RTL II als der Sender, der die Wiederholungsrate in der Primetime am stärksten hochgefahren hat und im Vergleich zu 2017 einen um zehn Prozentpunkte geringeren Frische-Anteil aufweist. Dass das zumindest kurzfristig nicht unbedingt von Nachteil sein muss, zeigt der Blick auf die Marktanteile, wo RTL II gegen den Trend 2018 sogar zulegen konnte. Dazu hat auch beigetragen, dass sich die besonders erfolgreichen Sozial-Dokus eben nicht nur in Erstausstrahlungen bewährten, sondern auch in Wiederholungen glänzend funktionierten, was man besonders zum Jahresende hin ausnutzte.

Frische-Index Jahresauswertung 2018

DWDL.de-Frische-Index - Jahresauswertung 2018

  FIX-Punkte
2018
Vergleich
zum Vorjahr
ZDF 79 von 100
-3
Das Erste
77 von 100
-1
RTL
69 von 100
+/-0
Sat.1 53 von 100
-5
ProSieben 47 von 100
+3
Vox
46 von 100 -1
RTL II
34 von 100
-10
kabel eins
26 von 100
+3

Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.