2001 hat Ufa-Chef Wolf Bauer eine Keynote über die "Terms of Trade" zwischen Produktionsfirmen und den auftraggebenden Sendern gehalten, 14 Jahre später sprach er nun beim "Medienforum NRW" mit DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath über das gleiche Thema. "So kann es nicht weiter gehen", sagte er damals. Bauer prognostizierte damals, dass es durch neue Plattformen und Anbieter eine Entspannung geben werde und sich die Machtverhältnisse etwas hin zu den Produzenten verlagern würden. Doch eingetreten ist das kaum. "Wir haben nach wie vor einen Käufer- und keinen Verkäufermarkt", so Wolf Bauer.  Auch heute würden noch immer die gleichen vier Sender neue Produktionen in Auftrag geben wie damals.

Doch es gibt noch immer eine recht vielfältige Produzentenlandschaft. Ist das also nicht der Beweis dafür, dass es eben doch so weitergehen kann? "Das gleiche könnten Sie auch über die Klimaerwärmung sagen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem's kritisch wird", so Bauer. Das Ungleichgewicht sei jedenfalls dramatisch: Während die privaten Sendergruppen eine Rendite von 25 bis 30 Prozent erwirtschaften, müssen Produzenten um einen Bruchteil davon kämpfen. Dem überwiegenden Teil gehe es heute schlechter als vor fünf Jahren.

Das liege daran, dass die kreative Leistung, die vor allem die Produktionsfirmen und nicht die Sender erbringen, kaum honoriert würde. Dabei sei das dringend notwendig - schon allein, weil aus jedem erfolgreichen Format auch fünf bis zehn Entwicklungen finanziert werden müssten, die es entweder gar nicht auf den Bildschirm schaffen oder beim Publikum durchfallen - da gehe es der TV-Branche ähnlich wie der pharmazeutischen Industrie. Während dort aber 7 Prozent des Umsatzes in die Entwicklung neuer Produkte investiert werden könne, seien es hier nur zwei bis drei Prozent. "Es gibt ein Defizit der Investition in Innovation", so Wolf Bauers Bestandsaufnahme.

Wenn die Sender aber nicht bereit seien mehr zu zahlen, dann müssten den Produzenten eben mehr Rechte überlassen werden. Als Beispiel nannte er "DSDS" und "American Idol": Während die Amerikaner Milliarden Video-Views auf Youtube und damit auch Einnahmen generieren, würden die Rechte hierzulande bei RTL liegen - und das Format auf Youtube lange gar nicht stattgefunden hat und auch jetzt nur in unzureichender Weise. Dass mit RTL in diesem Beispiel die Kritik ein Unternehmen traf, das zum gleichen Konzern gehört, hilft aus Wolf Bauers Sicht übrigens nicht. Ufa werde von RTL wie jeder andere Produzent behandelt - und das sei auch gut so. "Wenn ich mit RTL eine bevorzugte Beziehung aufbauen würde, könnte ich 75 Prozent meines Geschäfts vergessen."

Ein Dorn im Auge sind Wolf Bauer, der aus den zurückbehaltenen Rechten mehr Kapital schlagen will, auch die kostenlosen Abrufangebote der Sender, insbesondere bei den öffentlich-rechtlichen Mediatheken, in denen die 7-Tage-Regelung ja womöglich sogar fallen soll. "Am liebsten wäre mir, wenn es überhaupt keine kostenlosen Inhalte in Mediatheken geben würde. Wir brauchen ein Entgeltmodell", ist Wolf Bauer überzeugt. Schließlich sei ein Bezahlmodell, das Produzenten zusätzliche Einnahmen verschaffen könnte, kaum zu etablieren, wenn es nebenan die Inhalte kostenlos gebe. Die Argumentation aus Zuschauersicht, die Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen seien vom Beitragszahler bereits bezahlt, will Wolf Bauer da nicht gelten lassen.

ARD und ZDF würden ja eben keinen angemessenen Aufpreis für die VOD-Ausspielung bezahlen. Netflix hingegen zeige, dass es auch anders gehe: Dort wolle man zwar global alle Rechte für 20 Jahre, biete dafür aber beispielsweise 30 Prozent Aufschlag auf die Herstellungskosten. Private Sender wollen sowas aber kaum bezahlen, öffentlich-rechtliche könnten weder der KEF noch den Beitragszahlern vermitteln, warum sie nun deutlich mehr Geld für das gleiche Programm ausgeben sollten. Letztlich bleibe also nur das Modell, den Produzenten mehr Rechte zu überlassen. Die Produktionsfirmen würden sich ohnehin auch mit mehr Leidenschaft um die internationale Vermarktung kümmern - und wenn die so gut laufe wie etwa gerade bei "Deutschland 83", dann habe letztlich ja auch RTL als Sender wieder etwas davon. Diese Serie sei schließlich schon jetzt in aller Munde, obwohl RTL noch gar keinen Ausstrahlungstermin hat.