Wer beeindruckt mich immer wieder aufs Neue?

Taylor Swift. Sie ist schon wieder in aller Munde, und macht das, was Labels seit Jahren predigen, nur eben wirklich und richtig: Authentizität + Innovation + Community. Die Ankündigung ihres neuen Albums „The Life of a Showgirl“ im Podcast ihres Lebensgefährten Travis Kelce? Kein PR-Feuerwerk, sondern Nähe, sozusagen ein intimer Touchdown. Auf Social wird die Kampagne zur Schatzsuche: Easter Eggs, Fans als Co-Regie. Hype, der entdeckt wird, nicht gepusht. Und das ganze mit Null Fremdschämen. Im Kern bleibt natürlich die Musik, die die Swifties global begeistert. Erzählerische Songs, unpeinlich ehrlich. Ein einziges Feature findet Platz, mit der ebenso angesagten Sabrina Carpenter. Trendradar an! Auch dafür hat sie ein untrügliches Gespür. Markenkerne der Künstlerinnen? Unversehrt. So tanzen Marketing und Kunst im Gleichschritt, und niemand tritt dem anderen auf die Zehen. Die Konkurrenz sollte eifrig mitschreiben. Meine Branchenlektion lautet, Nähe ist kein KPI, sondern eine Haltung. Und mein Fazit: „The Life of a Showgirl“ ist jetzt schon weniger ein Release, sondern vermutlich mehr eine Masterclass in moderner, erfolgreicher Popkultur. Und das Album kommt erst im Oktober! Crazy. Seht den ganzen Podcast hier.

Was finde ich ziemlich smart?

Die Bundesliga macht im Vereinigten Königreich, was lange undenkbar schien: Live-Rechte gehen nicht nur an Sender, sondern auch an Creator. Kleiner Satz, großer Paradigmenwechsel. „That’s Football“ (Mark Goldbridge, ~1,4 Mio. Abos) und „The Overlap“ (u. a. Gary Neville, Roy Keane) zeigen je 20 Freitagabendspiele im Watchalong-Format, erstmals halten diese Kanäle echte Live-Rechte. Und: Alle Freitagsspiele sind frei empfangbar, auf BBC-Website & iPlayer, dem offiziellen Bundesliga-YouTube-Kanal sowie parallel in den beiden Watchalongs. Warum das zählt? Weil es anerkennt, dass Social-First-Fans ihren Fußball anders leben. Nebenbei, mit Chat, mit Community. Das muss das klassische Modell nicht kannibalisieren, beides kann meiner Meinung nach koexistieren. Wenn Live-Rechte zu Creatorn wandern, verschwimmt jedoch die Grenze zwischen Fan-Kommentar und offizieller Distribution. Für die Sportmedien heißt das: weniger Gatekeeping, mehr Nähe. Wer das übersieht, verliert vielleicht die nächste Generation von Fans. Also, kreativ werden. Mehr Einzelheiten hier.

 

Was konnte ich nicht so recht nachvollziehen?

Das Rebranding von MSNBC zu MS NOW. Es erfolgte aufgrund der Ausgliederung aus NBCUniversal und dem Bestreben, eine eigenständige Marke mit klarerer redaktioneller Identität zu schaffen. Der Sender wollte sich damit von NBC News abgrenzen und die eigene, stärker meinungsgeprägte Berichterstattung unterstreichen. Gleichzeitig wurde das bekannte NBC-Pfauenlogo entfernt, um den Bruch mit dem alten Konzern sichtbar zu machen. Soweit dazu, was man sich überlegt hatte. Und die Reaktionen? Die neue Marke stößt, vorsichtig formuliert, auf Spott und Kritik bei Kommentatoren. Wofür steht „MS?“ Microsoft ist schon lange nicht mehr beteiligt. Interpretationen wie „Mostly Smart“ oder „Mildly Spicy“ waren noch die netteren. Die böseren sahen aber auch „Multiple Sklerose.“ Zur Sicherheit lieferte der Sender aber auch gleich die Erklärung in der Logo-Unterzeile mit: „My Source.“ Und „NOW“ steht für „News / Opinion / World.“ Ah ja. Erklärungsbedürftige Rebrandings gab es in der Geschichte schon viele, manche waren im Nachhinein auch richtig. Meine erste Assoziation mit der neuen Marke war aber eher ein feminin ausgerichtetes Unterhaltungsportal. Aber hey, am Ende entscheiden immer die Inhalte, oder? Hier mehr zu den Reaktionen.


Was wäre nahezu spektakulär?

Wenn YouTube ab 2028 tatsächlich die Live-Rechte an den Academy Awards erhielte. Ausgerechnet YouTube. Wenn die Oscars wirklich vom Wohnzimmer von ABC in das offene Loft von YouTube ziehen, wäre das mehr als ein Rechtewechsel, es wäre ein Epochenbruch. Die wichtigste TV-Gala würde in die Logik der Plattformökonomie kippen, Creator first, nicht Sendeplan. Globale Sichtbarkeit in Echtzeit, vor, während und nach der Show. Aus einem Abend würde ein Ökosystem. Und es wäre eine Image-Wende mit Symbolkraft. YouTube, einst „Piraterie-Paria“, als offizielles Zuhause Hollywoods, das wäre wohl die lauteste Rehabilitierung seit Langem. Gleichzeitig öffnet es die Türen für Creator-Watchalongs und neue Gesichter. Ich finde den Gedanken spannend. Natürlich: ABC hält die Rechte bis mindestens 2028, die Academy verhandelt mit allen üblichen Verdächtigen von Disney bis Amazon. Aber schon die Option zeigt die tektonische Verschiebung, von der Bühne ins Feed, vom roten Teppich in die Kommentarspalte und vielleicht genau dadurch zurück in die Relevanz? Mehr erfahrt ihr hier.

Und welches popkulturelle Phänomen hat jetzt endlich auch mich erreicht?

Die „KPop Demon Hunters“ auf Netflix. Lange hatte ich mich geweigert auf die Kachel zu klicken. Ein Kinderfilm über eine K Pop (not my cup of tea) Band, die Dämonen jagt? Und dann habe ich den Film mit meiner Tochter zusammen geschaut, und wir hatten beide einen Riesenspaß. Ich mochte die großartige Animation und den feinen Humor, sie die weibliche Empowerment Geschichte, die Girl Band und die Songs (und ja, auch ich muss gestehen, ein paar sind quite catchy). Für Netflix nicht nur ein riesiger globaler Erfolg, sondern der Beginn eines wunderbaren Franchises. Sie haben jetzt ihr EIGENES „Frozen“ (Disney), denn leider hat Sony Pictures Animation den Film, weil man wohl Angst vor der eigenen Courage hatte, samt sämtlicher IP für Spin Offs, Sequels, Merchandising an Netflix zur Absicherung der Produktionskosten von kolportierten 100 Millionen US-Dollar plus einer Fee in Corona abgetreten. Im Nachhinein keine so gute Entscheidung. Ich denke dennoch, die Partnerschaft wird weitergehen. Zu erfolgreich und gut ist das, was Schöpferin Maggie Kang da herbeigezaubert hat. Und für die K Pop-Industrie, die das Projekt stark unterstützt hat, ist das auch zu gut gelaufen, als das wir nicht bald viel mehr von HUNTR/X, so heißt die Band, sehen und hören werden. Mehr zu Entstehung und Hintergrund findet ihr hier.