Was ist möglicherweise nur der erste Akt in einer möglichen Bieter-Schlacht?
Paramount/Skydance CEO David Ellison sondiert laut dem Wall Street Journal eine mehrheitlich Cash-finanzierte Offerte für das ganze Warner Bros. Discovery-Konglomerat, mit Rückenwind von Papa Larry Ellison, einem der reichsten Menschen der Welt. Die Börse feierte den Scoop. WBD sprang gestern intraday um rund 30 %, Paramount/Skydance zweistellig. Das ist spannend für alle Aktionär*innen, die nicht auf die Restrukturierung von WBD CEO David Zaslav warten wollen. Bekanntlich soll der Konzern ja in „Warner Bros.“ und „Discovery Global“ aufgeteilt werden. Analysten denken aber noch weiter und sehen ein mögliches Bieter-Rennen am Horizont. Neben anderen Tech-Größen wird Netflix explizit genannt. Wells Fargos Steven Cahall hält Netflix (post-Split und fokussiert auf „Studios & Streaming“) für den „überzeugendsten“ Käufer. Kurz: Ellison-Backing und Rallye jetzt, möglicher Bieterkrieg dann im nächsten Akt? Wir werden sehen. Ich sehe zwei Herausforderungen, falls es zum Paramount-Deal kommt. Zum einen die unternehmenskulturelle: Die eine Fusion (Paramount/Skydance) ist noch nicht abgeschlossen, da stünde die nächste Integration eines erst fusionierten und nun wieder gespaltenen Unternehmens (WBD) an. Klar, man könnte wieder ein paar Tausend Leute nach Hause schicken. Aber am Ende arbeiten überall Menschen, die man mit Purpose und Vision versorgen muss. Zum anderen die Business-Perspektive: Ist die weitere Konsolidierung tradierter Geschäftsmodelle (Studios, Streaming, Networks etc.) wirklich der einzige Weg für die Medienzukunft? Ich werde nächste Woche hier ein neues Studio vorstellen, das Dinge ganz anders macht, Inhalte-Erstellung völlig neu denkt. So oder so: Die Zukunft bleibt spannend.
Der DWDL-Kollege Alexander Krei beleuchtet hier die politische Dimension eines möglichen Deals
Was ist nun tatsächlich geschehen?
Die Filmwelt bekommt ihren ersten hochkarätigen, industry-scale KI-Testfall. OpenAI unterstützt „Critterz“, einen animierten Langfilm, der primär mit OpenAI-Tools (u. a. GPT-5) entsteht. Das Budget soll angeblich bei knapp 30 Millionen US-Dollar liegen, die Produktion etwa neun Monate dauern. Ziel ist für Cannes 2026 fertig zu sein, und danach soll ein weltweiter Kino-Start folgen. Partner sind Vertigo Films (eine britische Independent Filmproduktion) und Native Foreign (eine von Frauen gegründete US-amerikanische KI-Film-Company). Wichtig zu erwähnen: Menschen bleiben zentral. So ist etwa das Drehbuch von James Lamont und Jon Foster („Paddington in Peru“), das Voice Acting erfolgt durch Schauspieler*innen. Und echte Artists liefern Skizzen/Designs als Referenz für die Generierung. Das Ganze ist bewusst als Proof of Concept angelegt. Entweder wird das die Benchmark für die KI-Animation der Zukunft oder ein Warnsignal, dass „billiger/schneller“ eben nicht automatisch „besser“ ist. Zum Vergleich: Herkömmliche Studio-Animation braucht im Schnitt drei bis fünf Jahre und liegt budgetär gerne bei 150–200+ Millionen US-Dollar (Disney/Pixar). Ich wünsche den Beteiligten viel Erfolg. Mit niedrigeren Eintrittshürden wird das bisherige Gatekeeping der großen Studios und Streamer geringer, und Geschichten, die bisher keine Realisierung fanden, können entstehen. Zur Wahrheit gehört aber wie immer: Das Publikum entscheidet, ob ein Film erfolgreich wird. Und das interessiert sich wenig dafür, wie dieser und zu welchen Kosten hergestellt wurde.
Welches „Succession“-Drama hat nun endlich ein vorläufiges Ende gefunden?
Der Familienkonflikt bei den Murdochs. Auf der einen Seite Patriarch Rupert und Lieblingssohn Lachlan. Auf der anderen die Geschwister Prudence, Elisabeth und James. Die Familie hat den jahrelangen Nachfolgestreit beigelegt. Lachlan erhält die Stimmrechtskontrolle über die Familienbeteiligungen an Fox Corp und News Corp, die drei älteren Geschwister steigen aus. Jeder der drei erhält angeblich ca. 1,1 Milliarden. US-Dollar. Der alte Murdoch-Family-Trust, in dem alle vier gleich bedacht waren, ist somit Geschichte. Ein neuer Familientrust hält die Stimmrechtsblöcke (u. a. rund 33,1 % News-Corp-Class-B, 36,2 % Fox-Class-B). Darin sitzen Lachlan sowie die jüngeren Halbschwestern Grace und Chloe (nicht stimmberechtigt/ohne Kontrolle). Ist das nun der endgültige Familienfrieden oder nur eine Etappe, die wieder aufflammen könnte, wenn der Patriarch nicht mehr ist? Leitmedien sprechen von einer Befriedung bzw. einem Friedensschluss, allerdings mit dem Vorbehalt, dass die Herausforderung nun darin besteht, diesen Frieden zu halten. Andere betonen, dass die Geschwister finanziell gut aussteigen, während Rupert/Lachlan die redaktionelle/strategische (aka konservative) Linie sichern, also eher ein pragmatischer Kompromiss, nicht zwingend eine emotionale Aussöhnung. Zumindest geht das Unternehmen nicht an einen Außenstehenden, wie in der grandiosen HBO Serie „Succession.“ Ob an den Richtigen, liegt dann freilich im Auge des Betrachters.
Wer überrascht mich immer wieder?
Jimmy Donaldson (aka MrBeast), 27, größter YouTuber der Welt (433 Millionen Abonnenten) und Multi-Unternehmer. Berühmt für seine eskalierenden Show-Challenges, großzügige Philanthropie und ein wachsendes Marken-Imperium (Schokoriegel, Toys etc.). Seine eigentliche Währung ist Aufmerksamkeit, präzise in virale Formate gegossen. Was macht ihn aus? Radikale Nutzerorientierung, sein Dateninstinkt, eine hoheTaktfrequenz und sein Hang zur Perfektion. Er baut aus Reichweite loyale Communities und aus Communities Geschäfte. Jetzt folgt der nächste logische Schritt: Connectivity als Produkt. Laut einem geleakten Investor-Deck plant MrBeast eine eigene Mobilfunkmarke, natürlich ohne eigenes Netz, sondern mit eingekaufter Kapazität bei einem Host-Carrier. eSIM macht das Onboarding einfach: QR-Code scannen→ Profil laden → online. Ein konkreter Telco-Partner ist öffentlich noch nicht bestätigt. Zielstart ist laut Berichten 2026. Das Playbook existiert bereits: Mint Mobile, über Jahre gepusht von Hollywood-Star Ryan Reynolds, dem bis zu 25% gehört haben sollen, wurde an T-Mobile für 1,35 Milliarden US-Dollar verkauft. Mein Fazit: In Telco gewinnt nicht nur das beste Netz, sondern auch der, der die Kundenbeziehung besitzt. Allerdings, sollte es Jimmy Donaldson nicht schaffen, brauchen es andere auch nicht zu versuchen. In Deutschland wird es solche Multi Virtual Network Operators nach meiner Einschätzung eher nicht geben. Branded Reselling-Versuche, wie BILDmobil (Vodafone) oder FC Bayern mobil (Telekom) sind im Neuvertrieb längst eingestellt. Und kein deutschsprachiger Creator wird es vermutlich je mit einem MrBeast aufnehmen können.
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Und bei wem heißt es gerade: Jeans ja, Kino nein?
Bei Schauspielerin Sydney Sweeny. Hollywood liebt ja eigentlich klare Narrative – Aufstieg oder Absturz, Superstar oder Flop. Doch bei Sydney Sweeney sind die Signale im Moment widersprüchlich. Ihre aktuelle American-Eagle-Jeans-Kampagne, eigentlich gestartet mit einem massiven Shitstorm („Good Genes“ vs. „Great Jeans“, Nazi-Vergleiche, Trump-Assoziationen), wurde zum Verkaufswunder. Jeans ausverkauft, Aktie hoch, Rekordumsätze. Kontroverse mal wieder als Konversionstreiber. Parallel dazu scheiterten aber ihre beiden jüngsten Filme krachend an der Kinokasse. „Americana“ kam mit einem halben Millionenstart kaum aus dem Sattel, „Eden“, Ron Howards 50-Millionen-Thriller, landete bei nur einer Million US-Dollar am Startwochenende. Zusammengerechnet deutlich weniger als eine Folge „Euphoria“, die preisgekrönte HBO-Serie, in der sie auch mitspielt, kostet. Die Versuchung liegt nahe, eine Verbindung herzustellen: Shitstorm = Kinoflop. Doch ich meine, das wäre zu einfach gedacht. Die Ad hat funktioniert – Reichweite, Absatz, Aktienkurs. Die Filme dagegen litten wohl eher unter Genres, die offenbar nicht zu Sweeneys Fanbase passen, sehr limitierten Kinostarts und verhaltenem Marketing. Abschließend kann man zumindest feststellen: Im Kleiderschrank funktioniert Sweeney derzeit besser als auf der großen Leinwand. Mal sehen, wie das weitergeht.