Thomas GottschalkNach den Meldungen über die verweigerte Annahme des Ehrenpreises durch Marcel Reich-Ranicki wurde die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises in diesem Jahr vermutlich mit so viel Spannung erwartet wie noch nie. Geboten bekamen die ZDF-Zuschauer am Sonntagabend eine an mehreren Stellen überarbeitete und gekürzte Fassung der Preisverleihung (DWDL.de berichtete), die am Ende auch dank herausragender Moderation des Improvisationskünstlers Thomas Gottschalk deutlich kurzweiliger ausfiel als in den vergangenen Jahren.

Auch wenn Gottschalk ein Versprechen brach: Am Anfang gelobte er, an diesem Abend nur selten auf die Bühne zu kommen. Dankeswerter Weise tat er es dennoch öfters. Die Reihe der Laudatoren der diesjährigen Verleihung eröffnete Christiane Hörbiger, die mit einer einfühlsamen, etwas behäbigen aber intelligenten Laudatio die erste Kategorie des Abends ankündigte: Die "Beste Serie". Erfreulicherweise waren gleich mehrere Serien hier eines Preises würdig. Die Auszeichnung bekam dann die Serienüberraschung des Jahres, die RTL-Serie "Doctor's Diary" (Foto links).

Doctors DiaryNach Scherzen Gottschalks über die DailySoap-Leidenschaft seiner Ehefrau ("Ich muss damit leben, dass in meiner Familie auch Dinge gesehen werden, die nichts mit mir zu tun haben") betonten die beiden "News-Brothers" Claus Kleber und Peter Kloeppel danach in ihrer Laudatio wieder ganz sachlich die Bedeutung von Auslandsreportern. In dieser in diesem Jahr abgewandelten Kategorie "Beste Moderation Information: Auslandsreporter" setzte sich Maike Rudolph mit ihrer ARD-Berichterstattung aus Birma gegen die Mitnominierten durch - und nutzte ihre Dankesrede für bewegende Worte darüber, wie hilflos sie sich fühle, wenn sie nur mit einer Kamera statt mit Lebensmittel in Krisengebiete kommt.
 

 
Misel MaticevicEbenfalls bewegend: Misel Maticevic. Er gewann den Deutschen Fernsehpreis als Bester Schauspieler in einer Hauptrolle für gleich drei Filme: "Die dunkle Seite" (RTL), "Das Gelübde" (WDR/Arte) und "Die Todesautomatik" (ZDF). Seine ersten Worte bei der Entgegennahme des Preises: "Ihr habt den Namen richtig geschrieben, super." Die Auszeichnung widmete er seiner Mutter, die zu Tränen gerührt im Publikum saß. "Glückwunsch zu Ihrem Sohn", rief Gottschalk Richtung Maticevics Mutter und fügte mit Blick auf dessen Outfit hinzu: "Bringen Sie ihm noch einen Krawattenknoten bei, dann ist es perfekt."

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Ingolf Lück hatte danach anhaltende Schwierigkeiten die Kategorie "Beste visuelle Effekte" korrekt zu benennen. Seine Laudatio bestehend aus einigen Bluebox-Demonstrationen hielt Lück seiner Meinung nach für die "Besten virtuellen Effekte". So oder so: Es gewannen in dieser Kategorie Michael Coldewey und Simone Kraus für den Sat.1-Film "Das Wunder von Loch Ness". Es sollte übrigens auch der einzige Fernsehpreis für die Berliner bleiben. Wolfgang Stumph und Tochter Stephanie verliehen die Preise für die besten Nebenrollen. Während Silke Bodenbender bei ihrer Dankesrede für die Auszeichnung ihrer Leistungen in "Eine folgenschwere Affäre" (ZDF) und "Das jüngste Gericht" (RTL) noch sehr gefasst und sachlich wirkte, unterhielt Michael Gwisdek mit einer der humorvollsten Dankesreden des Abends. Der für seine Leistung in "Das Wunder von Berlin (ZDF) ausgezeichnete Schauspieler beschwerte sich u.a. über zuletzt zu viele Großvater-Rollen.

Eurosport-KommentatorenGleich danach kamen die Überraschungssieger der diesjährigen Verleihung des Deutschen Fernsehpreises: In der Kategorie "Beste Sportsendung" gewannen die Underdogs. "Wenn Sie wüssten, welche Freude Sie uns damit machen": Die Eurosport-Kommentatoren Sigi Heinrich und Dirk Thiele werden mit ihrer unbändigen ehrlichen Freude über die Auszeichnung für ihre Olympia-Berichterstattung zu den Sympathie-Trägern des Abends. Besonders schön und pikant: Auch der diesjährige Fernsehpreis-Gastgeber ZDF war mit seiner Olympia-Berichterstattung (u.a. mit Johannes B. Kerner) nominiert.