Foto: RTLSeit dem Ende von "7 Tage, 7 Köpfe" (Foto) fehlte den Kölnern ein Konzept für ein erfolgreiches Comedy-LineUp am Freitagabend, so dass man bald den Platz frei machte für die "Ultimative Chartshow" und andere Show-Programme. Nur vereinzelt setzte man noch mal zwischendurch auf Comedy bzw. fand dann die Live-Comedy als Farbe für sich. Die großen Marken in diesem Programmsegment jedoch hatte RTL zum damaligen Zeitpunkt nicht. Auch sonst produzierte niemand im deutschen Fernsehen annähernd so viel Comedy wie Sat.1. Doch dieses Vorteils war man sich offenbar nicht bewusst. Wie schon so oft wollte man, wie das Vorbild RTL, ein möglichst rundes Programm-Portfolio anbieten.

Statt also mit den Comedys als Alleinstellungsmerkmal richtig in die Offensive zu gehen und auch den Trend zu Comedy-Bühnenprogrammen  zu erkennen, probierte sich Sat.1 plötzlich an harten, eigenproduzierten Krimiserien oder Totalausfällen wie "Blackout" oder "Bis in die Spitzen". Dann wurden die Fehler noch fataler. Sat.1, der Sender mit erfolgreichen romantischen Eigenproduktionen und der erwähnten Comedy-Kompetenz, wollte ein Stück vom Dokusoap-Kuchen haben. Doch alle Versuche Dokusoaps in der Primetime zu etablieren, scheiterten. Problembeladene Programme passen einfach nicht zu Sat.1. Deshalb ist Ulrich Meyers "Akte" auch so erfolgreich seit sich das Format vom Beobachten tragischer, düsterer Geschichten zum freundlichen Hilfsprogramm gewandelt hat.
 

 
Foto: SAT.1Dass die Krimiserien am Sonntagabend so ein großer Erfolg und längst eine sichere Bank im Sat.1-Programm geworden sind, sollte man beim Sender nicht als Aufforderung des Publikums missverstehen, dass man noch mehr davon haben will. Am Sonntagabend ja, aber nicht zwingend an weiteren Abenden. Denn der Erfolg von Sat.1 am Sonntag ist in erster Linie der Komplementärprogrammierung zu verdanken. Es ist bis heute das erfolgreichste Erbe von Ex-Sat.1-Chef Roger Schawinski (Foto). Er hatte den Mut nicht länger immer das zu kopieren, was RTL versuchte, sondern einfach mal anders zu denken. In diesem Fall war es von Erfolg gekrönt.

Die hochkarätigen Fußball-Rechte bescherten Sat.1 zwar schon mehrfach gute Einschaltquoten und das schöne Comeback der alten Programmmarke "ran". Doch  es gibt auch die Schattenseite: Am Mittwoch und Donnerstag kann Sat.1 in Fußball-freien Wochen keine fortlaufenden Formate programmieren und einzelne FIlmerfolge sind keine solide Basis. Zwei von sieben Abenden der Woche sind also nicht kontinuierlich programmierbar. Das wird zum Problem: So hat Sat.1 etwa noch zwei eigenproduzierte Serien fertig im Keller liegen. Doch wo sollten sie laufen? Es fehlt an freigestaltbaren Programmflächen.