Die musikalischen Darbietungen beim Eurovision Song Contest mögen Jahr für Jahr für Diskussionen sorgen, weil sie hin und wieder an der geschmacklichen Schmerzgrenze liegen oder sie sogar weit überschreiten. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten oder eben auch nicht. Doch da hört der Diskussionsbedarf beim diesjährigen Eurovision Song Contest in Düsseldorf auch schon auf: Denn was heute Abend ab 21 Uhr im Ersten zu verfolgen ist, schreibt Fernsehgeschichte.

Und bevor gleich wieder jemand zweifelt. Das bescheinigen nicht nur die anwesenden Journalisten aus dem europäischen Ausland. TV-Experten aus aller Welt sind in den vergangenen Tagen extra nach Düsseldorf gekommen, um sich diese Mammut-Produktion in der Esprit Arena anzuschauen. Und sie bescheinigen den Deutschen nicht nur die uns weltweit zugesprochene Sorgfalt und Ordnung. Das allein wäre für eine Unterhaltungshow schließlich noch kein Ritterschlag.

Sie sind auch völlig berauscht. So ausdrucksstark, so völlig unterschiedlich wurden die Acts des Eurovision Song Contest noch nie in Szene gesetzt. Es würde den Rahmen sprengen die Meister ihres Fachs zu nennen, die dafür sorgen. Licht, Sound, Bühne, Regie und die flinken, namenlosen Helfer die binnen Sekunden die Sets auf der Main Stage wechseln müssen - sie machen den Eurovision Song Contest 2011 produktionstechnisch zu einer in dieser Größenordnung einzigartigen Veranstaltung.

Doch trotz gigantischer Dimensionen unterscheidet den ESC in Düsseldorf viel von dem Gigantismus, den die Russen 2009 in Moskau präsentierten. Denn am Samstagabend zeigt sich noch einmal, wie schon bei den Halbfinalen, dass von leisen Tönen gleich zu Beginn beim ersten Act (Finnland) bis zum lautstarken letzten Act (Georgien) alles inszenierbar ist. Setdesign, Licht und Regie sorgen dafür, dass trotz der riesigen Halle in jedem Fall die Künstler im Mittelpunkt stehen, was in Moskau nicht immer der Fall war.

"Die Deutschen wissen eben, wie man eine Show macht", wiederholt "Blue"-Sänger Lee bei den Pressekonferenzen immer wieder. "Von den Olympischen Spielen oder der Fußball-Weltmeisterschaft abgesehen hat die Welt so ein Feuerwerk der Unterhaltung noch nicht gesehen", urteilt ein TV-Kollege aus Südkorea. Er gehört zu einer jener VIP-Touren, die in den Tagen vor dem Finale herumgeführt wurden. Sie sind extra für den Blick hinter die Kulissen der ESC-Produktion nach Deutschland gereist.