Der Eurovision Song Contest in Düsseldorf hatte eine große Gewinnern - und die kam aus Deutschland. Es war nicht Lena sondern Anke Engelke. Sie überraschte im Moderationstrio neben Judith Rakers und Stefan Raab besonders positiv, da waren sich alle Kritiker einig. Und manch einer, wie aktuell Stefan Kuzmany bei Spiegel Online, sieht sie deshalb als einzige Rettung für "Wetten, dass..?". Doch das ist nicht die für Engelke geeignete Bühne. Es ist nach all dem, was man von ihr so hörte in den vergangenen Jahren, nicht einmal die Bühne, die sie für sich selbst als geeignet sehen würde. Denn zwischen dem Eurovision Song Contest und der ZDF-Show liegen Welten.

Zweifelsohne hatte Engelke beim ESC Momente in denen Sie glänzen konnte. Doch diese Momente waren kurz und in zahlreichen Proben einstudiert. Die Moderation des Eurovision Song Contests war keine Frage der Spontanität. Das größte Lob bekam sie auch für die charmante Moderation in drei Sprachen, zwischen denen sie binnen Sekunden völlig problemlos wechselte. Das war beeindruckend, aber ist letztlich keine bei "Wetten, dass..?" gefragte Qualität. Denn selbst wenn sie in der Lage wäre dort Interviews mühelos auf englisch zu führen, dann müsste sie es für das ZDF-Publikum doch auf deutsch tun.

Anke Engelke verdient die große Showbühne. Und ein Primetime-Format, das zu ihr passt. Doch das für sie geeignete Format zu finden ist mindestens so schwierig wie die Aufgabe von Thomas Bellut eine geeignete Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Thomas Gottschalk zu finden. Nur weil sich mit Engelke bei "Wetten, dass..?" auf den ersten Blick beide Probleme auf einmal erledigt hätten, ist es noch keine gute Lösung. Engelke ist Schauspielerin. Immer wieder hat sie in Interviews in den vergangenen Jahren selbst betont, dass sie im Fernsehen lieber Rollen nach Drehbuch spielt - und das dann meist preisgekrönt. Auch ihre letzten Shows mit Bastian Pastewka hat sie in einer Rolle und nach Drehbuch bestritten.

Dabei ist sie dann vielseitig, witzig und glaubhaft. Aber eben nach Drehbuch. Beim ESC hatte sie ein Drehbuch. Bei "Wetten, dass..?" gibt es das nicht. Da muss sie allein den ganzen Abend tragen. Eine Aufgabe, die dem Moderationstrio beim Eurovision Song Contest nun nicht wirklich zukam. Abgesehen von der Punktevergabe am Ende waren die Moderationsminuten an zwei Händen abzählbar. Und bei aller derzeitigen Begeisterung für Engelke: Vor Düsseldorf hatte sie niemand auf dem Zettel für die Gottschalk-Nachfolge. Und das war nicht ohne Grund so, was die Leistungen und Qualitäten Engelkes nicht abwerten soll. Sie hat ihre Stärken. Live-Moderation hat nur offenbar vor dem ESC nie jemand dazu gezählt.

Ein paar einstudierte Moderationsminuten später soll das jetzt anders aussehen? Nun, das ZDF hat ja angekündigt, dass man das Format sehr auf den neuen Gastgeber oder die neue Gastgeberin zuschneiden will. Wenn man die  theoretisch ja durchaus charmanten Idee mit Engelke also umsetzen wollen würde, müsste sich viel ändern an der Sendung. Doch selbst wenn das ZDF dazu bereit wäre: Anke Engelke ist privat das Gegenteil einer Rampensau. Wie es ist, plötzlich eine sein zu müssen, weil man privat im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, kennt sie noch von "Anke Late Night" und hat es nicht in guter Erinnerung. Ob sie sich "Wetten, dass..?" wirklich antun will?