Am Ende stand er mit Status Quo auf der Bühne und sang "Rockin' all over the world" - und wohl kaum einer der 10.000 Zuschauer in der Stierkampf-Arena auf Mallorca und wohl keiner der Millionen vor dem Fernseher wird in diesem Moment in der Lage gewesen sein, sich vorstellen zu können, wer denn künftig in die übergroßen Fußstapfen des Thomas Gottschalk treten soll. Der sichtbar überraschte Frank Elstner, von Gottschalk vor der letzten Wette vom Publikum auf die Bühne geholt, versuchte zwar sein Glück, blieb aber erfolglos.

Nein, wer die Nachfolge antreten wird, wollte Gottschalk am Samstag auch dem Erfinder jener Show nicht sagen, die wohl das Beste war, was dem Entertainer je passieren konnte. Im Grunde genommen war die Beantwortung der Nachfolge-Frage am Samstagabend beim nunmehr fünften Sommerspecial von "Wetten, dass..?" aus Mallorca ohnehin zweitrangig. Es war eine dreistündige Sommer-Sause, wie sie kaum unterhaltsamer hätte sein können - als wollte Gottschalk noch einmal unter Beweis stellen, dass er noch längst nicht zum alten Eisen zählt.

Dass er Elstner noch einmal die Gelegenheit gab, eine Wette anzusagen, zeugt von großer Klasse - und dass Elstner bei "Wetten, dass..?" deutlich besser aufgehoben ist als bei Eurovision Song Contest, wurde damit ganz nebenbei auch noch deutlich. "Der macht das nicht schlecht", scherzte Gottschalk, als Elstner gerade ganz souverän die Wettkandidaten des "Bagger-Pingpongs" befragte. "Was wäre aus der Sendung geworden, wenn du weitergemacht hättest?", fragte ein sichtlich gelöster Gottschalk - und Elstner gab darauf die denkbar beste Antwort: "Sie wäre nicht so lustig geworden, weil ich nicht deine Schnauze habe."

Die Sommershow war der Beginn von Gottschalks Abschiedstournee, die im Dezember nach drei weiteren Ausgaben ihr Ende finden wird. Nach einem Vierteljahrhundert, in dem Gottschalk wahrhaft Fernsehgeschichte schrieb. Doch das Mallorca-Special war nicht nur eine bloße One-Man-Show des ewig blonden Engels - besonders die Sendung selbst war der Star. "Hast du in Amerika jemals eine solche Show gesehen?", fragte Gottschalk den staunenden Kevin James. Der US-Comedian war wohl ebenso beeindruckt von der Show wie Cameron Diaz und Jennifer Lopez. Nein, etwas Vergleichbares gibt es im amerikanischen Fernsehen ganz gewiss nicht.

Als die plötzlich losgetretene LaOla-Welle auch nach einigen Minuten kein Ende nehmen will, kann nicht mal die Androhung des Gesangs von Dieter Bohlen die Zuschauer stoppen. "Ich glaube, mein Nachfolger steht fest", scherzte Gottschalk - und man kann nur hoffen, dass es wirklich beim Scherz bleiben wird. Dass Bohlen nebst "DSDS"-Kandidaten überhaupt zu Gast war, kann man übrigens auch mit einer gewissen Häme betrachten, schließlich ließ Thomas Gottschalk in der jüngeren Vergangenheit kaum eine Gelegenheit aus, um gegen die Casting-Maschinerie von RTL zu wettern.

Dass überdies auch noch "Topmodel"-Macherin Heidi Klum - immerhin einst in Gottschalks Late-Night entdeckt - ebenfalls auf der Couch saß, passte da nur allzu gut ins Bild. Doch das alles sind Nebenkriegsschauplätze. Was zählt, ist die Show. Und die war am Samstagabend noch einmal richtig gut, was nicht zuletzt auch an den allesamt starken Wetten lag. Vom Versuch, fünf Personen in eine Badekappe zu setzen, über einen Kandidaten, der Kokosnüsse mit seinen Zähnen schälte, bis hin zum späteren Wettkönig, der durch sportliche Höchstleistungen in Form von Handständen besonderer Art das Publikum begeisterte, ließ das ZDF nichts aus.

Kaum zu glauben, dass Gottschalk angesichts dessen tatsächlich mit dem Gedanken spielt, im miefigen ARD-Vorabend, umrahmt von Werbeblöcken, seinem Ruhestand entgegensenden zu wollen. Dieses harte Schicksal hat er nun wirklich nicht verdient. Besonders nicht nach diesem starken Sommerspecial.