Der "Balkan-Puff" von Sat.1 hat wieder geöffnet. „Promi Big Brother“ ist für den Sender nach einer durchwachsenen ersten Staffel dann im vergangenen Jahr mit dem zweiten Durchgang zur wichtigsten Show-Produktion geworden. Zu starken Quoten kam große Aufmerksamkeit für die Promi-Eskapaden. Man war „talk of the town“. Am Freitagabend ging es wieder los. "Die tägliche Dosis Wahnsinn aus Deutschlands ungerechtester Herberge“ versprach Gastgeber Jochen Schropp nach dem alleine durch die markante „Big Brother“-Stimme sehr wirkungsvollen Opener.

Der Ablauf der Auftaktsendung ähnelte zunächst dem Vorjahr - warum auch eine erfolgreiche Formel unnötig ändern. Anders als bei „X Factor“ - vor einigen Jahren sein ersten Moderationsjob nach langer Schauspielkarriere - muss Jochen Schropp bei „Promi Big Brother“ leider ohne viele Freiräume einfach nur funktionieren, also erklärte er das Prinzip der Reality-Show, die auch in diesem Jahr wieder mit zwei Bereichen (arm/reich) ausgestattet ist. Neu sind hingegen tägliche Wettkämpfe um Essensrationen in der Duell-Arena und die schöne Idee, den letzten Platz in der Show erst in der Auftaktsendung zu vergeben.

Auf eine potentielle Blamage in allerletzter Minute, auf der Zielgeraden ins Haus muss man sich aber einlassen wollen. JJ Rühle (Ex-„Berlin - Tag & Nacht“-Darstellerin) und Gina-Lisa Lohfink hatten damit kein Problem und stellten sich dem Votum des Publikums um das letzte Ticket für ein bisschen Fernsehruhm. Beide hätten sich, so erzählten sie auf der Couch neben Jochen Schropp, so gerne in einem anderen Licht gezeigt, weil die bösen Medien sie bislang ganz falsch dargestellt hätten. Das Publikum gab JJ Rühle letztlich die Chance dazu.

Doch zurück zum Anfang der Show. Da rief Schropp nach seinen begrüßenden Worten dem Studio-Publikum entgegen: "Sie können nochmal aufstehen, denn es geht um 100.000 Euro!“ Und schon jubelt das Publikum als hätte man ihnen gerade das Geld versprochen. Es geht doch nichts über authentische, spontane Studio-Atmosphäre. Flapsiger, offener, authentischer sein als Jochen Schropp darf Moderationskollege Jochen Bendel erst später bei Sixx in der LateNight-Verlängerung von „Promi Big Brother“, die es nach dem Erfolg des Vorjahres auch diesmal wieder gibt.

Jochen Schropp© Screenshot/Sat.1


An Multi-Screen-Optionen mangelt es nicht: Bei Sky gibt es diesmal den 24-Stunden-Livestream und im Netz erneut eine Webshow - diesmal aber ohne Cindy aus Marzahn. Stattdessen moderiert Vorjahresgewinner Aaron Troschke und bietet parallel zur TV-Show Programmbegleitung und Lästerei via Second Screen. Leider jedoch taucht Cindy aus Marzahn ("The Mother of Big Brother") trotzdem wieder auf - mit mäßig lustigen Lästereien in der TV-Show. Kein Gag saß am Freitagabend. Die schärfsten Sprüche und bösesten Kommentare kamen, damit war zu rechnen, von der ersten Kandidatin des Abends: Desiree Nick.

Schon ihr Einspieler zur Vorstellung war köstlich inszeniert, ihr Auftritt im Studio vor dem Einzug ins Haus ebenso. "Das Gesicht der deutschen Hochkultur“, wie Schropp sie betitelte, ist durch ihre Dschungelerfahrung vielleicht keine besonders originelle Besetzung, aber eine dennoch sehr vielversprechende. Jochen Schropp verhaspelte sich. "Die Sendung ist noch keine zehn Minuten alt - da muss man erstmal die Balance finden“, tröstete sie. Ihre letzten Worte in Freiheit? Sie freue sich auf "Familienurlaub im Container“.

Desiree Nick© Screenshot/Sat.1


Über ein Treppenhaus im typischen Ossendorfer Chic ging es rein in den „reichen“ Bereich des Hauses. Dort angekommen, rutschte ihr gleich der Satz des Abends raus: "Sieht ja aus wie im Balkan-Puff.“ Als erste Bewohnerin im Haus erwies sich Nick auf Anhieb als dankbar. Sie analysiert die Optik des reichen Bereichs im „Big Brother“-Haus weiter: "Da wird sich der Ammer ja gleich wie zuhause fühlen (...) Einige von den Mädels passen perfekt ins Inventar.“ Einen kurzen Ausflug ins scheinbar Russische kommentierte Schropp im Studio mit den Worten: "Sollte sie weiter russisch reden - der Übersetzer ist bestellt.“

Wilfried Gliem ("Die Helene Fischer Eurer Eltern"), der eine von den Wildecker Herzbuben. Oder auch der andere - wer will das schon so genau nehmen. Ins Studio kamen sie gemeinsam, fanden aber nicht den richtigen Weg auf die Bühme. "Da wäre doch eine Treppe gewesen", so Jochen Schropp zur Begrüßung. Nach kurzem Plausch waren jedoch selbst drei Stufen raus aus dem Studio für Wilfrid Gliem eine Herausforderung. Dabei wartete ja noch die größte Challenge auf ihn: Das Treppenhaus. Immer wieder dieses wunderhübsche Treppenhaus - ein Stepping Gag.

Während der Schalte ins Haus, in dem Sat.1 eigentlich sein Aufeinandertreffen mit Desiree Nick zeigen wollte, schaffte er es jedoch zeitlich nicht die Treppe auf. "Deswegen kommen wir jetzt zu unserem dritten Promi", sagte Schropp im Studio und machte weiter mit der Show. Es folgt "It-Girl" Nina-Kristin, die ohne Einspieler vor dem sich wieder mal von den Sitzen erhebenden Zuschauern ins Studio kommt. Wie spontan diese Standing Ovations doch wirken. Glauben Fernsehproduzenten wirklich, der Zuschauer zu Hause würde das für eine echte Reaktion des Publikums halten? Scheinbar.