Sie fördert Ideen und Tatendrang, keine Träume

Hin und wieder wird „Die Höhle der Löwen“ auch als Castingshow bezeichnet. Ein Begriff gegen den sich Sender und Produzent seit Ankündigung der Show wehren. Sie wollen nicht in einen Topf geworfen werden mit all den Träller-Shows im deutschen Fernsehen. Und in der Tat gibt es klare Unterschiede: Wo musikalische Castingshows versprechen, dass man nur fest genug an seine Träume glauben müsste, kommen Traumtänzer in der Höhle der Löwen nicht weit. Die Sendung ist damit auch ein dringend nötiger Realitätscheck für manchen Kandidaten aber auch Zuschauer, weil hier mehr gefordert wird als ein Traum und der Glaube an sich selbst. Es ist ein Korrektiv zu all den Sendungen, die eine ganze Generation seit mehr als 10 Jahren hat glauben lassen: Star werden sei ein erstrebenswertes und realistisches Karriereziel.

Sie verspricht nichts, was sie nicht halten kann

Die Gründerinnen und Gründer, die bei „die Höhle der Löwen“ ihre Ideen präsentieren, bekommen Unterstützung beim Auf- oder Ausbau ihrer Unternehmungen. Das passiert in Form von finanziellen Mitteln aber auch Ratschlägen der jeweils investierenden Löwen. Kaum ein Pitch vergeht ohne dass nicht schon in der Sendung die Probleme bzw. Herausforderungen erörtert werden, die man angehen müsse. Streng genommen gibt es bei „Die Höhle der Löwen“ also grundsätzlich keine Gewinner, denn egal wie der Pitch verläuft: Härter arbeiten müssen sowohl die, die ohne Unterstützung nach Hause gehen als auch die, die einen Investor mit seinen Erwartungen an Bord geholt haben. Wer schnelles Geld und schnellen Ruhm sucht, ist hier falsch.

Ein internationales Format, sehr klug adaptiert

Wie viel Eigenleistung steckt in „Die Höhle der Löwen“? Auch diese Frage beschäftigte die Jury beim Grimme-Preis. Doch erfreulicherweise zeigt der Vergleich mit der britischen oder amerikanischen Version: Hier wurde klug adaptiert. Das was Sony Pictures Television für Vox umgesetzt hat, ist verfilmte soziale Marktwirtschaft. Vom Setting der Show über die Bildsprache bis zu den bereits erwähnten Löwen: Hier sitzen Ratgeber statt Raubtieren, die auch dann noch Tipps für die Kandidaten haben, wenn sie nicht investieren. Diese Form von Verständnis und Unterstützung gibt es in anderen Versionen des Formats nicht. Damit folgt die Sendung in Deutschland der Erwartung, dass Wirtschaft menschlich vermittelt werden muss.

Ein Sendeplatz, der Mut und Vertrauen braucht

Nicht einmal die BBC platziert ihre Version („Dragons Den“) so prominent wie Vox: Zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr gönnt man den „Löwen“ zwei Stunden Primetime. Nach dem Erfolg der ersten Staffel mag das aus heutiger Sicht nicht mehr so ungewöhnlich klingen, aber bevor die Sendung vor einem Jahr on air ging, galt der Versuch von Vox es mit der „Höhle der Löwen“ tatsächlich um 20.15 Uhr zu probieren als eines der größten Wagnisse des vergangenen Fernsehjahres. Es ist letztlich aufgegangen, weil man das Publikum nicht unterschätzt hat. Bemerkenswert ist auch, dass die Reichweiten im Verlauf der ersten Staffel erstaunlich konstant geblieben sind.

Der Erfolg hat nicht leichtsinnig gemacht

Für die zweite Staffel haben Sony Pictures Television und Vox nur an wenigen Stellschrauben feinjustiert. Im Großen und Ganzen jedoch bekommen die Zuschauer mehr von dem, was sie vor einem Jahr liebten. Es ist erfreulich, dass man nicht der Versuchung erlegen ist, aufgrund des Erfolges zu viel zu experimentieren. Viel zu oft macht Erfolg zu gierig. Für einen Qualitätssprung in Staffel 2 sorgen schließlich schon die Gründerinnen und Gründer mit ihren Ideen: Durch die TV-Ausstrahlung der ersten Staffel war die Qualität der Bewerber für die zweite Staffel weitaus höher. In den Pitches, die wir vorab sehen konnten, war diese von den Machern behauptete Verbesserung auch bereits spürbar.

Ihre Relevanz macht die Sendung einzigartig

„Die Höhle der Löwen“ ist die Show, die Arbeitsplätze schafft. Sie hilft Menschen bei der weiteren Realisierung und dem Ausbau ihrer schon mit viel Arbeit aufgebauten Existenzen. Selten ist Reality-TV so positiv und konstruktiv. Über die Schicksale der Gründerinnen und Gründer hinaus geht es letztlich aber auch um Produkte oder Dienstleistungen, die von den Zuschauern früher oder später genutzt werden können. Auch dieser Aspekt verknüpft Fernsehunterhaltung mit dem realen Leben und schafft damit für das Publikum eine zusätzliche Relevanz. Kurz gesagt. Echte Investoren geben ihr eigenes, echtes Geld um in echte Geschäftsideen zu investieren, die das Publikum im echten Leben erleben kann. So relevant und wahrhaftig war Unterhaltungsfernsehen selten.